Phlebologie 2020; 49(04): 252-253
DOI: 10.1055/a-1210-1979
Gesellschaftsnachrichten
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie

Die Jahrestagung 2020 – eine Tagung der besonderen Art

 

    Als Vorstand – so auch als Generalsekretärin – freut man sich jedes Jahr über das Engagement eines jeden Präsidenten. Ein Präsident, das ist ein Kollege, der eine schwerwiegende Entscheidung getroffen hat (zu kandidieren als Kongresspräsident), der gewählt wurde und der dann unendlich viele Gedanken durchgesponnen hat, Pläne geschmiedet, Anfragen gestellt, Zusagen und Absagen erhalten hat, viel (viel!!) Arbeit und Zeit investiert hat. Jeder Kongress ist geprägt von dem ganz persönlichen Charme der Präsidentin/des Präsidenten der Tagung.

    Als Generalsekretärin, aber auch ganz persönlich möchte ich in diesem denkwürdigen Jahr die Träume und die Hürden, die Beharrlichkeit und die Phantasie hervorheben, denen wir diese Tagung zu verdanken haben.

    Dr. Tobias Hirsch hatte sich für die Tagung 2022 beworben, für den Standort Leipzig. Während diese Kandidatur 2018 noch für die Entscheidung auf der nächsten Mitgliederversammlung vorbereitet wurde, ergab sich eine (unverschuldete) Vakanz für 2020. Nach kurzem Überlegen sprang Dr. Hirsch ein. Er zog seinen Termin von 2022 auf 2020 vor. Unkompliziert. Die Zeit war knapp – ein Termin im Zoo wurde gefunden. Die Ärmel hochgekrempelt und frisch ans Werk – denn es gab viele Ideen, die es umzusetzen galt.

    Dr. Hirsch ist schon seit vielen Jahren international unterwegs. Sein Traum war es, die DGP-Tagung einmal international zu organisieren – Gäste aus aller Welt einzuladen. Sein Traum war es, viele interessante Menschen aus aller Welt zu uns zu bringen. Wir können von ihnen viel lernen – und wir haben ihnen auch viel mitzugeben.

    Er reiste 2019 zu zahlreichen internationalen Tagungen, um die Besten zu jedem Thema zu finden, um neue Themen zu entdecken und um sie alle einzuladen. Die Hürden der komplexeren Organisation mit Mehraufwand bei der Übersetzung, mit höheren Kosten – ja auch mit Unverständnis für diese Erschwernis – lächelte er weg und ging beharrlich weiter nach vorn, nahm den Vorstand mit, nahm dann die Industrie mit und nahm auch wiconekt mit.

    Dann wurde die Location am Zoo abgesagt. Die Stadt zog die ihr zustehende Karte der Option für den Zoo für eine eigene Veranstaltung – wir mussten in die Messe ausweichen. Schwere Enttäuschung!

    Dann kam Corona – und plötzlich stand es in den Sternen, ob es die Jahrestagung überhaupt geben würde. Banges Warten, Lockerungen. Beschluss der Regierung, ab 1.9. wieder Tagungen und Messen zuzulassen – lieber Tobias, was ein Timing!!

    Ja, aber, wenn die zweite Welle kommt – ja, aber was ist mit unseren Gästen? Aus Deutschland – und aus dem Ausland? Werden sie reisen dürfen? Wird überhaupt jemand kommen können/wollen/dürfen?

    Dr. Hirsch nahm die Gelegenheit beim Schopf, für seine Jahrestagung im Herbst einen Probelauf zu machen. Dank der Unterstützung von Carola Töpfer (Sigvaris) mit ihrem unendlichen Engagement und Prof. Großkopf als technischer Organisator wurde ein hybrides Webinar mit Anwesenheit vor Ort und Online-Teilnahme im Juni im Rahmen der TOP-Phlebologie auf die Beine gestellt. Ich durfte als Zuhörer dabei sein und war begeistert. Das war nicht eins der vielen derzeit angebotenen Webinars, mehr oder weniger selbstgestrickt, alle online, mit mehr oder weniger guter Verbindung ... Dies war ein Quantensprung. Dadurch, dass Menschen im Raum sind, dass man sie klatschen hört, gehen und miteinander reden sieht, hat man das Gefühl, „man ist da!“ – da gibt es eine Tagung, eine echte Tagung und ich bin dabei. Welche Beflügelung!

    Und plötzlich:

    • Wie gut, dass wir vom Zoo zur Messe Leipzig mussten, dort haben wir zu Corona-Zeiten viel mehr Möglichkeiten!

    • Wie gut, dass die Hygieneauflagen durch das uneingeschränkte Mitziehen von wikonect mit allen Optionen der Präsenz und Online-Teilnahme, der erweiterten Organisation von Ressourcen ermöglicht werden!

    • Wie gut, dass die Industrie trotz aller Höhen und Tiefen dieses Jahres an unserer Seite geblieben ist!

    • Wie gut, dass unser Präsident, Prof. Markus Stücker, von Anfang an gesagt hat, wir halten so lange an dem Projekt fest, bis es uns behördlich verboten wird!

    • Wie gut, dass es mit Hybridseminaren möglich ist, all die Gäste aus dem Ausland, die nicht anreisen können, vielleicht sogar viel zahlreicher zu erreichen! Und auch jene aus Deutschland, denen ggf. der Arbeitgeber nicht erlaubt, teilzunehmen. Und dass die Hybridlösung – sollte es eine neue Welle geben – uns allen, am Ende, die Teilnahme ermöglichen könnte. Hybrid macht uns Corona-sicher!!

    • Wie gut, dass Du, Tobias, nicht schon lange an Depression, Burn-out oder anderen schlimmen Dingen erlegen bist, sondern lächelnd alle Windungen hingenommen hast, um sie herumgelaufen bist und immer wieder die Kraft gefunden hast, einen Weg zu gehen!

    • Wie gut, dass Sie im September alle dabei sind – so wie jeder es kann, am besten persönlich, vielleicht nur „online“!

    Ich freue mich dieses Jahr so sehr wie noch niemals auf die Jahrestagung. Weil wir als DGP und Du, Tobias, es durch Beharrlichkeit und Glück geschafft haben, dass sie stattfinden wird, trotz aller Hürden, die die Corona-Krise uns auferlegt.

    Ich wünsche uns als Gesellschaft, Ihnen allen und allen Gästen ganz persönlich gute Begegnungen, gute Gespräche in sicherem Abstand, Wissenszuwachs, Ideen für neue Forschung, Kooperationen, Freude und Genuss!!

    Erika Mendoza


    #

    Publication History

    Article published online:
    21 August 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York