Pneumologie 2020; 74(10): 638-639
DOI: 10.1055/a-1210-5374
Pneumo-Fokus

TB und COVID-19

Tadolini M. et al.
Active tuberculosis, sequelae and COVID-19 co-infection: first cohort of 49 cases.

Eur Respir J 2020;
DOI: 10.1183/13993003.01398-2020.
 

Die durch das SARS-CoV-2-Virus ausgelöste Erkrankung COVID-19 hat symptomatisch einige Gemeinsamkeiten mit ähnlichen Virusinfektionen sowie mit der Tuberkulose (TB). Im Rahmen des Global Tuberculosis Network wurde eine Studie mit Patienten durchgeführt, die aktuell an TB erkrankt waren oder an Folgeschäden nach überstandener TB litten und sich mit SARS-CoV-2 infizierten.


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Die für diese Studie rekrutierten, konsekutiven Patienten wurden in 26 Zentren in 8 Ländern Europas, Südamerikas und Asiens untersucht und behandelt. Von den insgesamt 49 Patienten waren 53 % (n = 26) vor COVID-19 an TB erkrankt, 28,5 % (n = 14) erkrankten vor der TB-Diagnose an COVID-19, und bei 18,3 % (n = 9) wurden beide Erkrankungen innerhalb derselben Woche diagnostiziert. Während 85,7 % (n = 42) Patienten (medianes Alter: 45,5 Jahre) eine aktive TB hatten, litten 14,3 % (n = 7, medianes Alter 69 Jahre) an den Folgeschäden einer im Median 8,2 Jahre zuvor erfolgreich behandelten TB. In 93,9 % (n = 46) der Fälle lag eine bestätigte SARS-CoV-2-Infektion vor. Bei den übrigen Patienten wiesen radiologische Befunde auf eine COVID-19-bedingte Pneumonie hin.

Die Patienten, deren COVID-19-Erkrankung der TB-Diagnose voranging, waren mit median 33 Jahren relativ jung. Sie wurden in französischen, italienischen, russischen bzw. spanischen Zentren versorgt und waren überwiegend (78,5 %, n = 11) Migranten.

Therapie und Ausgang

Für 28 Patienten lagen Informationen zur Behandlung vor. Danach erhielten

  • 78,6 % (n = 22) Hydroxychloroquin in verschiedenen Kombinationstherapien,

  • 42,9 % (n = 12) Anti-HIV-Proteaseinhibitoren (Lopinavir/Ritonavir, Darunavir/Cobicistat)

  • 25 % (n = 7) Azithromycin

  • 3,6 % (n = 1) andere Medikamente (Enoxaparin, N-Acetylcystein).

Während in 60,8 % (n = 17) der COVID-19-Fälle Monotherapien erfolgten, bestand die Behandlung bei 32,1 % (n = 9) der Patienten aus 2 und bei 7,1 % (n = 2) der Patienten aus mindestens 3 Medikamenten. 1 Patient erhielt einen Cocktail aus 5 Medikamenten.

Die Fallsterblichkeitsrate betrug 12,3 %. Von diesen 6 Verstorbenen waren 5 älter als 60 Jahre und wiesen mindestens eine Komorbidität auf. Die Patienten, die an TB-Folgeschäden litten, waren älter und verstarben – statistisch nicht signifikant – häufiger als Patienten unter einer laufenden Anti-TB-Therapie. Bis auf einen Patienten hatten alle ebenfalls Komorbiditäten.

Fazit

Die Studie mit Patienten mit aktiver TB bzw. mit TB-Folgeschäden, die an COVID-19 erkrankten, ergab eine hohe Fallsterblichkeitsrate. Nach Aussagen der Autoren handelt es sich um die erste publizierte Kohorte zum Zusammenhang von TB und COVID-19. Es ist nach ihrem Bekunden aber ein „Schnappschuss“ mit Patienten in verschiedenen Krankheitsstadien in der frühen Phase der SARS-CoV-2-Pandemie.

Matthias Manych, Berlin


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Publication History

Article published online:
15 October 2020

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