Berenbaum F.
et al.
Subcutaneous tanezumab for osteoarthritis of the hip or knee: efficacy and
safety results from a 24-week randomised phase III study with a 24-week
follow-up period.
Ann Rheum Dis 2020;
79: 800-810
An der doppelblinden, randomisierten Placebo-kontrollierten Phase III Studie
nahmen insgesamt 849 Arthrose-Patienten von 104 Zentren in Europa und Japan
teil. Primäre Endpunkte der Studie waren eine Veränderung im
Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC)
für Schmerz und Funktion, sowie im Patient’s Global Assessment
of OA (PGA-OA) nach 24 Wochen. Als Sicherheitsendpunkte wurden unter anderem
neurologische Schäden und Schäden der Gelenke erfasst.
Eingeschlossen wurden volljährige Patienten mit Knie- oder
Hüftarthrose und einem Kellgren-Lawrence Grad≥2, deren Schmerzen
sich unter Paracetamol, nicht-steroidalen Antirheumatika, Tramadol und anderen
Opioiden nicht adäquat besserten, oder die diese Medikamente nicht
einnehmen konnten oder wollten. Die Patienten hatten im Index-Gelenk einen WOMAC
Schmerz-Score und Funktions-Score von≥5 und die Bewertung im PGA-OA war
„mäßig“, „schlecht“ oder
„sehr schlecht“.
Ausschlusskriterien waren unter anderem Hinweise auf eine atrophe oder hypotrophe
Arthrose, Nekrosen, Frakturen, schwere Fehlstellungen, andere Arthropathien,
metabolische Knochenerkrankungen, Tumore oder schwere Traumata oder Operationen
in der jüngsten Vorgeschichte. Auch wurden Patienten mit neurologischen
und psychiatrischen Erkrankungen ausgeschlossen. Die Patienten durften
während der Studie gewisse Mengen an Paracetamol und nicht-steroidialen
Antirheumatika einnehmen, nicht jedoch in den 24 Stunden vor der Gabe der
Studienmedikation.
Die Patienten erhielten über einen Zeitraum von 24 Wochen alle 8 Wochen
(insgesamt also 3-mal) entweder 2,5 mg Tanezumab, 5 mg Tanezumab oder ein
Placebo subkutan (Placebo n=282, Tanezumab 2,5 mg n=283,
Tanezumab 5 mg n=284). Danach wurden die Scores wieder bestimmt.
Nebenwirkungen wurden noch bis zur Woche 48 beobachtet.
Die Patienten waren zwischen 26 und 89 Jahren alt, das mittlere Alter lag bei
etwa 64 Jahren, 69,1% waren weiblich, in 83% der Fälle
war das Indexgelenk das Knie.
Nach 24 Wochen zeigte sich in der Gruppe, die 5 mg Tanezumab erhalten hatte, im
Vergleich zur Placebo-Gruppe eine statistisch signifikante Verbesserung im WOMAC
Schmerz-Index (−0,62±0,18, p=0,0006), im WOMAC
Funktions-Index (−0,71±0,17, p<0,0001) und im PGA-OA
(−0,19±0,07, p=0,0051). In der 2,5 mg Tanezumab-Gruppe
zeigten sich auch statistisch signifikante Verbesserungen in den WOMAC Schmerz
und Funktions-Indizes, nicht aber im PGA-OA. Der Anteil der Patienten, deren
WOMAC Schmerz Index sich um mindestens 50% verbesserte, lag in der
Placebo-Gruppe bei 33,8%, in der 2,5 mg Gruppe bei 45,5%
und in der 5 mg Gruppe bei 47,9%.
Eine schnell voranschreitende Arthrose (rapidly progressive osteoarthritis RPOA)
trat in der Placebo-Gruppe nicht auf, aber bei 1,4% (4/283) der
Probanden der 2,5 mg Tanezumab-Gruppe und 2,8% (8/284) der
Probanden der 5 mg Tanezumab-Gruppe. Auch litten die Patienten unter Tanezumab
in beiden Dosierungen häufiger unter Par- und Hypästhesien. Zu
einem Gelenkersatz kam es während der Studiendauer in den drei Gruppen
gleich häufig (6,7–7,8%).
Tanezumab verbessert Scores für Funktion und Schmerz bei Patienten
mit Knie- oder Hüftarthrose, die nicht auf
Standard-Schmerzmedikamente ansprechen. Jedoch kommt es in seltenen
Fällen zu einer RPOA. Eine längere Beobachtungsstudie der
Autoren wird das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Therapie weiter
untersuchen.
Marisa Kurz M.Sc. B.A. München