Zusammenfassung
Die neue Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) trifft bestimmte
Bevölkerungsgruppen stärker als andere. Sozialepidemiologische
Muster der Pandemie, die über Alters- und Geschlechterunterschiede
hinausgehen, sind bislang jedoch kaum erforscht. Für Deutschland liegen
bisher nur sehr wenige Befunde zu den sozialen Determinanten von COVID-19 vor.
Erste Berichte aus anderen westlichen Industrieländern lassen erkennen,
dass Menschen in sozioökonomisch deprivierten Regionen und People of
Color ein erhöhtes Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken und
daran zu versterben. Hierfür dürften soziale Ungleichheiten im
Infektionsrisiko, die sich durch unterschiedliche Lebens- und Arbeitsbedingungen
ergeben, wie auch soziale Ungleichheiten in der Suszeptibilität und den
Risikofaktoren für schwere COVID-19-Krankheitsverläufe,
insbesondere das Vorhandensein von Vorerkrankungen, eine wesentliche Rolle
spielen. Diese sind auch für Deutschland umfassend dokumentiert. Somit
kann angenommen werden, dass auch hierzulande Menschen mit einem niedrigen
sozioökonomischen Status besonders stark betroffen sein könnten,
was vermutlich erst im weiteren Verlauf der Pandemie mehr zutage treten wird.
Auch die sozialen, ökonomischen und psychosozialen Folgen der
Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie getroffen werden,
könnten verschiedene sozioökonomische Gruppen ungleich stark
treffen. Damit hat die COVID-19-Pandemie insgesamt das Potenzial, soziale und
gesundheitliche Ungleichheiten zu verstärken. Es braucht
sozialepidemiologische Untersuchungen des COVID-19-Geschehens, um
Maßnahmen des Gesundheits- und Infektionsschutzes zielgruppengerecht,
evidenzbasiert und unter Berücksichtigung gesundheitlicher
Chancengerechtigkeit weiterentwickeln zu können.
Abstract
The new Coronavirus Disease (COVID-19) hits specific population groups harder
than others. However, social-epidemiological patterns of the pandemic which go
beyond differences by age and gender have hardly been addressed in Germany.
First reports from other western industrialised countries indicate that people
living in socioeconomically deprived areas and people of color have an increased
risk of severe COVID-19 progression and mortality. Social inequalities in the
risk of infection due to different living and working conditions, and social
inequalities in the susceptibility and risk factors for severe COVID-19,
particularly in pre-existing medical conditions, might play an important role in
explaining those findings. Such inequalities are well established for Germany,
as well. It can therefore be assumed that also in Germany people with a lower
socioeconomic status might be more affected during the further course of the
pandemic. In addition, the interventions to contain the pandemic might have
unequal social, economic and psychological impacts on different social groups.
Hence, the COVID-19 pandemic has the overall potential to increase social and
health inequalities. Social-epidemiological research into COVID-19 is therefore
needed to advance measures of health protection and infection control in an
evidence-based, targeted and socially equitable manner.
Schlüsselwörter
Gesundheitliche Ungleichheit - soziale Determinanten - Sozialepidemiologie - COVID-19 - SARS-CoV-2
Key words
health inequalities - social determinants - social epidemiology - COVID-19 - SARS-CoV-2