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DOI: 10.1055/a-1246-0274
Nervenheilkunde
Zeitschrift für interdisziplinäre Fortbildung

Ulmer Heft
Die Spitze des Ulmer Münsters streckt sich aus den Wolken. Während in Ulm früher die Münsterspitze im Dauernebel verborgen blieb, sehen wir nun zunehmend auch im Winter häufig den höchsten Kirchturm der Welt. Mit dieser Zuversicht eröffnen wir den Jahrgang 2021 der Nervenheilkunde mit einem „Ulmer Heft“. Verschiedene Beiträge aus unserer Klinik zeigen einen Ausschnitt aus den aktuellen Forschungsinteressen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ingo Klaiber und Mitarbeiter nehmen ein altes Thema auf, welches in jüngerer Zeit neuen Schub bekommen hat: die Oszillationen im EEG. Immer wieder wurden sie als mögliche Korrelate von psychischen Erkrankungen geprüft. Mittlerweile zeichnen sich empirisch belastbare Befunde sowohl bei Schizophrenie als auch bei Depression ab.
David Mikusky und Birgit Abler fassen den aktuellen Stand der Diskussion zum Thema digitale Spiele und Suchtverhalten zusammen. Sowohl in der DSM-5 (internet gaming disorder) als auch in der geplanten ICD-11 (gaming disorder) wird dieses Phänomen als Störungsbild neu eingeführt, und noch heftig und kontrovers diskutiert.
Jennifer Spohrs und Mitarbeiter stellen ein noch wenig bekanntes Neurotransmittersystem vor: das Endocannabinoidsystem. Dieses hochkomplexe System wird in der Psychiatrie sicherlich zunehmend relevant, nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund des durchaus problematischen medizinischen Einsatzes von Cannabinoiden und des weltweit zunehmenden freien Zugangs zu Cannabis ([ Abb. 1 ]).


René Zeiss und Maximilian Gahr beschäftigen sich mit einem klinischen Problem, dass auch, aber nicht nur in der Psychiatrie eine Rolle spielt: die Schädigung der Leber durch Arzneimittel. Neben den bekannten Substanzen wie Paracetamol, die hepatotoxisch wirken können, richten die Autoren das Augenmerk auf die unerwarteten, idiopathischen Leberschädigungen, die dosisunabhängig als Komplikation auftreten können und deshalb die grundsätzliche Aufmerksamkeit des verordnenden Arztes bei allen pharmakologischen Therapien erfordert.
„Lithium ins Trinkwasser“: Dieser von manchen Psychiatern eher flapsig geäußerte Vorschlag zur Suizidprophylaxe hat einen empirisch nachvollziehbaren Kern. Nachdem 2009 eine japanische korrelative Studie dazu erste positive Evidenz geliefert hatte, stellen Alexander Rüger und Heiko Graf die aktuelle Studienlage zu diesem Thema vor.
Schließlich beschäftigen sich Kathrin Malejko und Mitarbeiter mit dem veränderten Schmerzempfinden bei Borderline-Persönlichkeitsstörung und bei Depression. Eigene Studien mit funktioneller Bildgebung zeigen messbare Unterschiede im Wahrnehmen und Bewerten von Schmerz, die klinisch zu beobachtende Phänomene erklären können. Zu diesem Beitrag bieten wir CME-Fragen an.
Abgerundet wird dieses Ulmer Heft mit Beiträgen von Manfred Spitzer: Das Editorial wagt einen Ausblick in die Psychiatrie im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts und in der Rubrik Geist & Gehirn geht es um neue psychiatrisch relevante Erkenntnisse zur Corona-Pandemie.
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Publication History
Article published online:
04 February 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
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