Liebe Leserinnen, liebe Leser, …

… die Reproduktionsmedizin stellt nicht nur in der Nutztiermedizin, sondern auch bei Kleintieren mit den vielen unterschiedlichen Spezies eine bedeutende Disziplin dar. Das Gebiet umfasst u. a. die Diagnostik, Therapie und Prävention von Erkrankungen der Geschlechtsorgane, von denen ein Teil auf endokrinen Funktionsstörungen beruht. Trotz der stetig wachsenden Anforderungen an die Reproduktionsmedizin gibt es in Deutschland nur wenige universitäre Einrichtungen mit einem Schwerpunkt in der Reproduktionsforschung.

Ein renommierter Experte auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin unter Einbeziehung der Endokrinologie ist Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Bernd Hoffmann (Gießen). Er vollendet am 12. Dezember 2020 sein 80. Lebensjahr. Aus diesem Anlass haben einige seiner ehemaligen Schüler/-innen sowie langjährige Weggefährt/-innen 5 Artikel verfasst und zum vorliegenden Schwerpunktheft „Reproduktionsmedizin“ der Tierärztlichen Praxis zusammengestellt.

Zu den wichtigsten therapeutischen Durchbrüchen der letzten 20 Jahre zählen in der Fortpflanzungsmedizin bei Kleintieren die Progesteronrezeptorblocker und die GnRH-Agonist-Implantate. In beiden Fällen haben Herrn Hoffmann’s grundlegende Arbeiten wesentlich dazu beigetragen, pharmazeutische Unternehmen auf veterinärmedizinsche Anwendungsmöglichkeiten und Marktchancen aufmerksam zu machen, sodass seit einigen Jahren entsprechende zugelassene veterinärmedizinische Präparate zur Verfügung stehen.

Die von Herrn Hoffmann initiierten Arbeiten zu Anwendungen von GnRH-Agonist-Impantaten bei Haustieren wurden und werden nach seinem Ruhestand von Frau Prof. Dr. Sandra Goericke-Pesch (Hannover) weitergeführt. Zusammen mit ihrer Koautorin gibt sie einen Überblick über die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten bei einem außerordentlich breiten Spektrum verschiedener Spezies, sowohl beim männlichen als auch beim weiblichen Geschlecht. Ein interessanter Fallbericht zur Anwendung eines solchen GnRH-Implantats bei einem Rüden mit benigner Prostatahyperplasie wird von langjährigen Freunden und Kollegen der Ermländisch-Masurischen Universität in Olsztyn (Polen) beigesteuert.

Der nächste Beitrag, der aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Mariusz Kowalewski (Zürich) stammt, gibt einen Überblick über die Entwicklung der Progesteronrezeptorblocker sowie deren Wirkungsweise und Bedeutung in Praxis und Forschung. Es wird sehr eindrucksvoll gezeigt, wie aus molekularbiologischer Grundlagenforschung allmählich Wissen entsteht, das letztendlich zu neuen therapeutischen Wegen führt.

Herrn Hoffmanns beruflicher Schwerpunkt war die Steroidhormonanalytik, in der er Pionierarbeit geleistet hat. Seine in den 1970er und 1980er Jahren entwickelten Messmethoden sind vor allem bei Fragestellungen in der Forschung aufgrund ihrer Zuverlässigkeit weiterhin sehr gefragt. In der Arbeit von Schuler und Mitarbeitern konnte unter deren Anwendung an abgeschilferter Haut von Gila-Krustenechsen untersucht werden, ob bei diesen Reptilien durch die nichtinvasive Messung von Sexualsteroiden eine Aussage über das Geschlecht der Tiere möglich ist.

Der letzte Beitrag stammt von Kollegen aus Herrn Hoffmanns ehemaliger Wirkungsstätte in Zusammenarbeit mit dem Gießener Institut für Veterinärpathologie. Der Fallbericht beschäftigt sich mit Serosazysten am Uterus der Hündin, die zwar keinen Krankheitswert besitzen, aber als Differenzialdiagnose für andere zystenähnliche Veränderungen von erheblicher Bedeutung sein können.

Unserem Jubilar wünsche ich im Namen aller Autoren viel Spaß beim Lesen – Herzlichen Glückwunsch und alles Gute! – und hoffe, dass auch für Sie viel Interessantes und Nützliches dabei ist.

Prof. Dr. Christine Wrenzycki
Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Professur für Molekulare Reproduktionsmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen

Publication History

Article published online:
04 December 2020