Klok FA.
et al.
The Post-COVID-19 Functional Status scale: a tool to measure functional status over time after COVID-19.
Eur Respir J 2020;
56: 2001494
DOI:
10.1183/13993003.01494-2020
Die Daten verdichten sich, dass COVID-19 die körperliche, kognitive, mentale und soziale Gesundheit beeinträchtigen kann, auch wenn keine Krankenhausbehandlung oder intensivmedizinische Betreuung erforderlich war. Genesene beklagen u. a. komplexe Symptome, psychische Probleme und eine reduzierte Alltagsbewältigung. Ein einfacher und reproduzierbarer Test ist von zentraler Bedeutung für die Verlaufsabschätzung, Nutzung medizinischer Ressourcen und den standardisierten wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Für stationäre Patienten liegen derartige Tools vor. Die als Ergänzung vorgeschlagene Post-COVID-19-Functional-Status-Skala (PCFS) stellt eine Modifikation der Post-VTE-Skala dar, die Langzeitfolgen nach thromboembolischen Ereignissen misst. Dabei handelt es sich um eine Ordinalskala, in die Variablen abhängig von ihrer Ausprägung in einer Rangfolge einfließen. Der Fokus liegt dabei auf Einschränkungen im Alltag und Veränderungen des Lebensstils. Die Post-VTE-Skala wies eine gute bis sehr gute Reproduzierbarkeit auf.
Die PCFS ist in 5 Schweregrade unterteilt, die aus einer Befragung oder Fragebögen ermittelt werden. Grad 4 entspricht den schwersten Beeinträchtigungen, bei Grad 0 bestehen keine Einschränkungen. Mit dem Questionnaire beantworten die Erkrankten die Frage:
„Wie stark sind Sie derzeit in Ihrem täglichen Leben durch COVID-19 beeinträchtigt? Bitte kreuzen Sie an, welche der folgenden Aussagen am besten auf Sie zutrifft.“
Den Patienten mit überstandener Infektion stehen 5 Möglichkeiten (frei übersetzt) zur Auswahl, die einem Schweregrad auf der Skala entsprechen:
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Grad 0: Ich habe keine Alltagseinschränkungen und keine Symptome, Schmerzen, Depressionen oder Angst, die mit der Infektion in Verbindung stehen.
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Grad 1: Ich habe geringe Einschränkungen im Alltagsleben, kann aber meinen Pflichten und Aktivitäten nachkommen, auch wenn noch Symptome, Schmerzen, Depressionen oder Angst bestehen.
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Grad 2: Ich leide unter Einschränkungen in meinem Alltag. Ich muss gelegentlich Pflichten/Aktivitäten reduzieren, vermeiden oder über eine längere Zeit verteilen, weil Symptome, Schmerzen, Depressionen oder Angst bestehen. Ich kann aber alle Aktivitäten selbst ausführen und benötige dabei keine Hilfe.
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Grad 3: Ich leide unter Einschränkungen in meinem Alltag. Ich kann wegen Symptomen, Schmerzen, Depressionen oder Angst nicht alle Pflichten/Aktivitäten ausführen. Ich bewältige meinen Alltag aber ohne Unterstützung.
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Grad 4: Ich leide unter Einschränkungen in meinem Alltag. Ich kann mich nicht selbst versorgen und bin wegen Symptomen, Schmerzen, Depressionen oder Angst auf professionelle Hilfe oder Unterstützung durch eine andere Person angewiesen.
Bei einem mündlichen Test sind die Kernaussagen in ranggeordnete Fragen umgewandelt, die den Schweregrad sofort oder nach weiteren Antworten ergeben. Der Test mit der PCFS könnte z. B. bei der Entlassung, nach 4 und 8 Wochen sowie nach 6 Monaten den aktuellen funktionellen Status und den Verlauf dokumentieren. An der medizinischen Fakultät der Universität Leiden und dem Kantonsspital Winterthur sei die Skala bereits implementiert und auch für das LEOSS-Register (Lean European Open Survey on SARS-CoV-2 Infected Patients) und die Innere Medizin der Universität Maastricht vorgesehen.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die PCFS bereits verfügbare Tests nicht ersetze, sondern ergänze. Gleichzeitig bezeichnen Sie Ihre Korrespondenz an die Herausgeber als „call for action to use and validate“ Ordinalskalen wie die PCFS, um die funktionelle Genesung nach COVID-19 abzuschätzen. Zusammen mit anderen Ergebnissen steigere der Test die Evidenz für formale Schlussfolgerungen und notwendige Anpassungen in der Versorgung.
Dr. med. Susanne Krome, Melle