Pneumologie 2021; 75(01): 8-9
DOI: 10.1055/a-1263-2084
Pneumo-Fokus

COVID-19 und COPD

Leung JM. et al.
COVID-19 and COPD.

Eur Respir J 2020;
56: 2002108
DOI: 10.1183/13993003.02108-2020
 

    Die schwere Pathologie der SARS-CoV-2-Pneumonie legt nahe, dass Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen ein zusätzliches Risiko haben. Die meisten Daten stammten bislang aus Krankenhäusern. National unterschiedliche Teststrategien behinderten zusätzlich eine aussagekräftige Einschätzung. Der Überblick fasst bisherige Studienergebnisse zusammen mit der ergänzenden Schlussfolgerung, dass die Pandemie Myriaden von Aspekten im Leben von COPD-Patienten verändert habe.


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    Die vollständigsten Informationen über koinzidente COVID-19 und COPD liegen aus China vor. Die Inzidenz der COPD beträgt dort bei > 40-Jährigen 13,6 %. Die meisten Untersuchungen betrafen auch hier stationäre Patienten. 0 – 10 % der hospitalisierten Erkrankten mit COVID-19 hatten eine COPD. Ergebnisse aus anderen Ländern waren vergleichbar. Anders bei den intensivmedizinisch behandelten Patienten. Die Prävalenz einer COPD unterschied sich in den Studien mit z. B. 4 % (USA, Italien) und 38 % (Spanien, USA), wobei auch die Patientenzahlen stark variierten. Andere untersuchten die Prävalenz chronischer Lungenerkrankungen insgesamt und kamen ebenfalls zu unterschiedlichen Ergebnissen (2 % – 17,7 %). Leung et al. fassen zusammen, dass andere Komorbiditäten wie Diabetes und arterielle Hypertonie für die SARS-CoV-2-Infektion offenbar bedeutsamer seien.

    Demgegenüber stehen vermehrt schwere Verläufe, wenn Patienten mit COPD an COVID-19 erkranken. In einer chinesischen Studie hatten Patienten mit COPD ein 2,681-fach gesteigertes Risiko für eine Intensivbehandlung, maschinelle Beatmung oder Tod (95 %-Konfidenzintervall 1,424 – 5,048; p = 0,002). Dies galt auch unter Berücksichtigung des Alters und eines Nikotinabusus. 62,5 % der schweren COVID-19-Fälle und 15,3 % der weniger schwer Erkrankten hatten eine COPD. 25 % der Verstorbenen und 2,8 % der Überlebenden waren COPD-Patienten. Die ungünstigeren Verläufe seien teilweise durch eine gesteigerte ACE-2-Expression bei COPD-Patienten und Rauchern und den dadurch erleichterten Zelleintritt des Virus zu erklären.

    In Analogie zu Patienten mit Asthma sollten auch bei Patienten mit COPD weiter inhalative Kortikosteroide erhalten. Die Applikation systemischer Steroide ist umstritten. Die deutliche Absenkung der COVID-19-Mortalität in der RECOVERY-Studie spräche aber insgesamt für Dexamethason als Teil der Standardversorgung. Die Autoren empfehlen Inhalte zukünftiger Forschungsvorhaben zu COVID-19/COPD:

    • Krankheitslast, klinische Zeichen und Ergebnisse im Vergleich zu Patienten ohne COPD,

    • Unterschiede bei COPD-Phänotypen,

    • Schaden und Nutzen der Standardmedikation für COPD,

    • Behinderungsgrad von Patienten mit COPD und COVID-19,

    • COPD und ACE-2-System als Ziel neuer Therapien,

    • Rolle von Rauchen und Luftverschmutzung und

    • Erfahrungen mit digitaler Medizin in der Pandemie.

    Fazit

    Nicht nur wegen des Risikos für einen schweren Verlauf ist die Pandemie für Patienten mit COPD besonders schwierig: ambulante „Face-to-Face“-Termine entfielen, Rehabilitationsprogramme wurden verkürzt und Hausbesuche gestoppt. Der Verzicht auf eine Vorstellung im Krankenhaus aus Angst vor SARS-CoV-2 habe wie bei anderen Krankheiten Behandlungen verzögert. Die langfristigen Folgen dieser Pause in der Standardversorgung seien bislang nicht messbar. In Studien war die Telemedizin bei COPD dem Standard mindestens nicht unterlegen. Leung et al. befürworten den Ausbau virtueller Programme für eine optimale Betreuung der Patienten, insbesondere wenn das Social Distancing mehrere Monate notwendig bleibt.

    Dr. med. Susanne Krome


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    18. Januar 2021

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