Burmester G.
et al.
Continuing versus tapering glucocorticoids after achievement of low disease
activity or remission in rheumatoid arthritis (SEMIRA): a double-blind,
multicentre, randomised controlled trial.
Lancet 2020;
396: 267-276
„Es gab bislang keine Ergebnisse aus doppelblinden, randomisierten,
placebokontrollierten Studien, in denen ein niedrig dosiertes Prednison
– das gängigste Kortisonpräparat – in einem
Absetz-Schema mit gleichbleibend dosiertem Prednison verglichen wurde. In der
SEMIRA-Studie haben wir dies beispielhaft bei dem Krankheitsbild der
rheumatoiden Arthritis analysiert, das besonders häufig mit
Glucocorticoiden behandelt wird“, erklärt der Erstautor der
Studie, Prof. Gerd Rüdiger Burmester.
Alle Patienten der Studie hatten mindestens über 6 Monate hinweg
Glukokortikoide erhalten und damit ihre Entzündungserkrankung weitgehend
unter Kontrolle. In der Kontrollgruppe wurde die Behandlung mit einer niedrigen
Prednisondosis über 6 Monate fortgesetzt, im Absetz-Schema hingegen
wurde die Therapie schrittweise reduziert und schließlich nach 4 Monaten
ganz abgesetzt. Beide Gruppen erhielten darüber hinaus eine
Begleittherapie mit dem Interleukin-6-Rezeptor-Antikörper Tocilizumab.
Bei 77% der Patienten, die eine gleichbleibende Prednisondosis
erhielten, gelang es, ein Wiederaufflammen der Entzündungen zu
verhindern. Ein solcher Behandlungserfolg stellte sich auch bei 65% der
Betroffenen ein, deren Therapie heruntergefahren wurde. Erfreulicherweise
blieben beide Gruppen von klinisch relevanten Veränderungen ihrer
Laborwerte, Entzugserscheinungen oder schwerwiegenden Problemen verschont.
„Die Behandlungserfolgsrate von 65% beim Ausschleichen der
Kortisonpräparate ist für eine gemeinsame Entscheidungsfindung
mit den Betroffenen von großer Bedeutung. Es kann nun im Einzelfall
beurteilt werden, ob eine weitere Therapie mit Glukokortikoiden sinnvoll ist
oder ein Absetzen versucht wird“, sagt Prof. Burmester. „Unsere
Ergebnisse bieten zudem einen Rahmen für Untersuchungen zum Absetzen von
Glukokortikoiden auch in anderen Therapiesituationen – etwa in der
Allergologie, Neurologie oder Dermatologie –, bei denen diese
Präparate ebenfalls verabreicht werden und eine Ungewissheit
hinsichtlich der Risiken und Vorteile eines Absetzens besteht“.
Nach einer Pressemitteilung der Charité