Nina Osteras.
et al.
Higher quality of care and less surgery after implementing osteoarthritis
guidelines in primary care– long-term results from a cluster
randomized controlled trial.
DOI:
10.1136/annrheumdis-2020-eular.3575
Vor der Implantation eines künstlichen Gelenkersatzes von Hüfte
und Knie sollten möglichst alle nicht-operativen
Behandlungsmöglichkeiten zur Anwendung kommen“, sagt
EULAR-Präsident Prof. Iain B. McInnes aus Glasgow, Schottland. Doch in
vielen Fällen schöpfen Ärzte und Patienten nicht das
gesamte konservative Therapiespektrum aus. Eine norwegische Studie zeigt nun,
wie sehr Patienten mit Osteoarthritis (OA) von einem qualifizierten
konservativen Therapieprogramm profitieren.
Das Studiendesign, eine sog. clusterrandomisierte Studie (CRT), umfasste ein
Programm, das auf Basis internationaler Behandlungsempfehlungen von
Osteoarthritis (OA) von Hüfte und Knie entwickelt wurden. Es enthielt
unter anderem ein initiales drei-stündiges Patientenschulungsprogramm.
Dies war gefolgt von 8−12 Wochen individuell auf die Betroffenen
zugeschnittenen, von Physiotherapeuten angeleiteten Übungen. Der Zugang
zum Programm erfolgte über Allgemeinmediziner, Hausärzte und
Physiotherapeuten, die ebenfalls vorher geschult wurden. 393 Patienten nahmen an
der Studie teil. 284 von ihnen erhielten das spezielle Osteoarthritis-Programm,
109 Personen (Kontrollgruppe) setzten ihre übliche Standardbehandlung
fort. Die Teilnehmer waren mindestens 45 Jahre alt und zeigten klinische
Symptome einer OA wie Bewegungseinschränkung oder Schmerzen. Sie wurden
12 Monate nach Beginn des Programms nachuntersucht. Untersuchungs-Parameter
waren unter anderem Zufriedenheit mit der Qualität der Versorgung,
körperliche Betätigung, Überweisungen an Physiotherapie
oder Orthopäden. Ob eine Gelenkersatzoperation durchgeführt
wurde, erfassten die Untersucher ebenfalls.
92% der Patienten, die Zugang zu dem OA-Übungsprogramm erhalten
hatten, nahmen auch daran teil. 64% von ihnen schlossen – mit
einer Mindesteilnahmedauer von 8 Wochen – ab. 12 Monate später
berichtete die Behandlungsgruppe über eine deutlich höhere
Qualität der Versorgung (Punktzahl 58 gegenüber 41 bei der
Kontrollgruppe). Ebenso zeigten die Studienteilnehmer eine signifikant
höhere Zufriedenheit mit der Pflege (Odds ratio (OR) 7,8; 95% CI
3,55, 17,27). Auch befolgte ein signifikant größerer Anteil (OR:
4,0; 95% CI 1,27, 12,63) die Empfehlungen für
körperliche Aktivität im Vergleich zur Kontrollgruppe. Ein
kleinerer Anteil wurde an einen orthopädischen Chirurgen
überwiesen (OR 0,5; 95% CI 0,29, 1,00) und eine noch kleinere
Gruppe erhielt in dem Beobachtungszeitraum ein Kunstgelenk (4%) im
Vergleich zur Kontrollgruppe (11%, OR 0,3; 95% CI 0,14,
0,74).
„Die Implementierung eines strukturierten Modells für die
OA-Versorgung führte zu einer verbesserten Qualität der
Versorgung, höherer Zufriedenheit der Patienten und höherer
körperlicher Aktivität trotz OA“, stellt Tuva Moseng,
Ko-Studienautorin vom Diakonhjemmet Hospital, Oslo, Norwegen, fest.
Außerdem deute viel darauf hin, dass die Notwendigkeit einer Operation
durch ein strukturiertes OA-Programm mit etwa Physiotherapie
hinausgezögert oder gar reduziert werden könne. Erfreulich sei
auch die lange Nachhaltigkeit von mindestens 12 Monaten des Programms.
Nach einer Pressemitteilung der EULAR