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DOI: 10.1055/a-1283-7160
Telemedizinische Wirbelsäulenuntersuchung während der COVID-19-Pandemie
Article in several languages: English | deutsch- Zusammenfassung
- Hintergrund und Fragestellung
- Studiendesign und Untersuchungsmethoden
- Ergebnisse
- Diskussion
- Limitierungen
- Schlussfolgerung
- Anmerkung
- References/Literatur
Zusammenfassung
Einleitung Während der aktuellen COVID-19-Pandemie sind Videosprechstunden zur Kontaktvermeidung zunehmend verbreitet. Die vorliegende Studie soll die Machbarkeit einer Wirbelsäulenuntersuchung im Rahmen einer Videosprechstunde evaluieren.
Methoden Es wurden 43 Patienten in unserer Klinikambulanz untersucht. Die Patienten wurden zunächst videogestützt und unmittelbar später mit direkten Arzt-Patienten-Kontakt untersucht. Zur Strukturierung der Untersuchungsergebnisse wurde bei allen Untersuchungen ein systematischer Frage- und Untersuchungsbogen verwendet. Gemessen wurde die Intrarater-Reliabilität (IRR) zwischen beiden Untersuchungsdurchgängen.
Ergebnisse Gute bis sehr gute IRR-Werte ergaben sich bei Inspektion (Kappa zwischen 0,752 und 0,944), Bewegungsausmaßen und neurophysiologischer Basisuntersuchung (Kappa zwischen 0,659 und 0,969). Nur moderate Übereinstimmungen konnten bei spezifischen Provokationstests (Kappa zwischen 0,407 und 0,938) gefunden werden.
Schlussfolgerung Eine Basisuntersuchung der Wirbelsäule ist im Rahmen einer Videosprechstunde möglich. Es konnte eine gute Übereinstimmung der Testergebnisse zwischen videogestützter und direkter Arztuntersuchung gefunden werden.
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Schlüsselwörter
Untersuchung Wirbelsäule - COVID-19 - Telemedizin - Videosprechstunde - RückenschmerzHintergrund und Fragestellung
Rückenschmerzen sind die häufigste muskuloskelettale Schmerzlokalisation [1]. Dem jüngsten Global-Burden-of-Disease-Bericht zufolge tragen Erkrankungen des Bewegungsapparats am stärksten zur globalen Invalidität bei, während Kreuzschmerzen die häufigste Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit sind [2]. Die Lebenszeitprävalenz von Rückenschmerzen in der deutschen Erwachsenenpopulation beträgt 85,5% [3]. Rückenschmerzen sind daher von herausragender medizinischer und ökonomischer Bedeutung und bedürfen häufig einer ambulanten oder stationären Behandlung.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie sind Kontaktbeschränkungen („social distancing“) und Quarantänemaßnahmen zum neuen Alltag geworden. Patienten verzichten vermehrt auf Arztbesuche in Praxen oder Krankenhäusern aus Angst, sich anzustecken [4]. Telemedizin hat das Potenzial, eine fachärztliche Patientenvorstellung zu ermöglichen und gleichzeitig das Risiko einer Exposition gegenüber SARS-CoV-2 zu minimieren [5]. Daher rücken telemedizinische Instrumente wie Videosprechstunden vermehrt in den Fokus. Vorhergehende Arbeiten haben bereits das generelle Potenzial von Telemedizin beschrieben [6]. Dies gilt sicherlich insbesondere in Katastrophen- und Infektionsschutzszenarien [7]. Durch die große Verbreitung von Smartphones, Tablets, Computern und kommerziellen Videosprechstundenanbietern ist die erforderliche technische Ausstattung fast flächendeckend vorhanden [8]. Vorarbeiten haben bereits gezeigt, dass Videosprechstunden für postoperative Wundkontrollen oder dem Besprechen von radiologischen Bildbefunden erfolgreich eingesetzt werden konnten [9].
Es gibt bisher dennoch keine Empfehlungen oder Leitlinien für eine videogestützte telemedizinische Untersuchung von Rückenschmerzpatienten. Ziel dieser Arbeit ist es, die Machbarkeit und praktische Umsetzbarkeit einer klinischen Untersuchung der Wirbelsäule in einer Videosprechstunde während der anhaltenden COVID-19-Pandemie zu überprüfen.
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Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Die Untersuchung der Patienten mit Wirbelsäulenbeschwerden erfolgte einmal im Rahmen einer Videosprechstunde und anschließend während einer Sprechstunde mit direktem Arztkontakt. Für die Studie erfolgte die 1. videogestützte Untersuchung in einem Untersuchungsraum einer Hochschulambulanz ohne die Unterstützung durch Angehörige oder medizinisches Personal. Der Untersucher befand sich dabei gleichzeitig im Nebenraum.
Direkt im Anschluss an die 1. videogestützte Untersuchung (VU) wurde der Patient im direkten Arztkontakt (AU) erneut untersucht. Um die Untersuchung auf die Überprüfung der Machbarkeit zu beschränken und eine Interobserver-Variabilität der Befunde zur vermeiden, erfolgten jeweils beide Untersuchungen durch denselben Arzt. Zwei Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie führten die Untersuchungen durch.
Technische Ausstattung
Der Untersucher verwendete ein für eine Videosprechstunde übliches Standard-Setup (Desktop Computer Fa. HP Elitedesk, Webcam Fa. Logitech C270, Head-Set Fa. Logitech H390).
In der Studie verwendeter Videosprechstundenanbieter war Fa. arztkonsultation ak GmbH (Schwerin, Deutschland). Zur Messung der aktiven Bewegungsausmaße (aktive Range of Motion, AROM) verwendeten wir die Applikation „Angle Meter 360“ (Entwickler: Alexey Kozlov; [Abb. 1]). Die Probanden verwendeten ein Tablet mit integrierter Kamera und Mikrofon (Fa. Apple, iPad Air 2) zur Übertragung in Echtzeit an den Untersucher.
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Erhobene Daten
Zur Strukturierung der Untersuchungsergebnisse wurde bei allen Untersuchungen ein systematischer Frage- und Untersuchungsbogen verwendet ([Abb. 2]). Dieser beinhaltet Auswahlfragen zur Inspektion, Schmerzlokalisation, Schmerzstärke, zu Bewegungsumfängen, Provokationstests und eine neurophysiologische Basisuntersuchung. Bei der Videountersuchung wurden die Provokationstests in einer modifizierten Form zur selbstständigen Durchführung durch den Patienten allein durchgeführt. Es wurden die Tests nach Lasègue, umgekehrter Lasègue, Lhermitte, Adams und der intervertrebrale Kompressionstest der HWS durchgeführt.
Die Kraftgradeinteilung der Kennmuskulatur bei der neurophysiologischen Basisuntersuchung erfolgte in nur 3 Stufen („volle Kraft“, „gegen die Schwerkraft“ und „Lähmung“) statt der sonst üblichen 5-stufigen Einteilung nach Janda. Für die Untersuchung der groben Kraft der oberen Extremität wurde dem Patienten außerdem eine gefüllte handelsübliche Wasserflasche (1,5-l-PET-Flasche) zur Verfügung gestellt.
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Studienpopulation
Es wurden 43 Patienten nach Aufklärung und Einwilligung in der Hochschulambulanz unserer Klinik untersucht.
Einschlusskriterien waren:
-
Patientenalter über 18 Jahre
-
Überweisung vom Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Wirbelsäulenbeschwerden
-
deutsche Sprachkenntnisse
-
keine kognitiven Defizite
-
schriftliches Einverständnis zur Studienteilnahme
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Statistische Analyse
Die statistische Auswertung erfolgte mit „R“ Version 4.0.0. Angewandt wurden Häufigkeitsverteilungen und der Cohens-Kappa-Test (korrigierte Version nach Brennan und Prediger) zur Berechnung der Intrarater Reliabilität (IRR). Die IRR wurde wie folgt nach Altman interpretiert: 0 – 0,20 mangelhaft; 0,20 – 0,40 gering; 0,40 – 0,60 moderat; 0,60 – 0,80 gut; 0,80 – 1,00 sehr gut [10].
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Einverständnis und Zustimmung der Ethikkommission
Die mündliche und schriftliche Zustimmung aller Studienteilnehmer wurde eingeholt. Die geistige und körperliche Unversehrtheit der Teilnehmer wurde in Übereinstimmung mit der Deklaration von Helsinki respektiert und geschützt [11]. Die Studie wurde durch die Ethikkommission der Universität geprüft und genehmigt (Ethikantragsnr. 163/20).
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Ergebnisse
Insgesamt wurden 43 Patienten (24 Frauen und 19 Männer) für die Studie rekrutiert. Das Durchschnittalter lag bei etwa 60 Jahren mit einem Body-Mass-Index von 28,6 ± 6,2 kg/m² (18,6 – 38,5).
Schmerzintensität und -lokalisation
Die durchschnittliche Schmerzintensität gemessen mittels Numerical Rating Scale (NRS) [12] lag bei 4,7 (SD ± 2,3) in beiden Untersuchungen mit hoher IRR (Kappa = 0,974). Ein Großteil der Patienten litt unter Schmerzen der Lendenwirbelsäule (76,7%). Es fand sich eine komplette Übereinstimmung der erhobenen Werte per Videosprechstunde oder direktem Arztkontakt (Kappa = 1,00) zur Angabe der Schmerzlokalisation κ.
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Inspektion
Es fand sich eine sehr hohe Übereinstimmung der Untersuchungsergebnisse zwischen Videountersuchung (VU) und direkter Arztuntersuchung (AU) bei Beurteilung des Gangbilds (Kappa = 0,944; KI = 0,866 – 1,000; p < 0,0001), der Wundinspektion (Kappa = 0,973; KI = 0,919 – 1,000; p = 0,000 000 001) und der Lateralinspektion (Kappa = 0,814; KI = 0,672 – 0,956; p < 0,0001; [Tab. 1]). Die Dorsalinspektion zeigte eine etwas schlechtere Übereinstimmung der Untersuchungsergebnisse zwischen VU und AU (Kappa = 0,752; KI = 0,592 – 0,912; p < 0,0001).
Kategorie |
Untersuchung |
Kappa |
KI |
SE |
p |
---|---|---|---|---|---|
NRS: Numerical Rating Scale; KI: Konfidenzintervall; SE: Standard Error |
|||||
Schmerzlokalisation |
NRS-Schmerz |
0,974 |
0,923 – 1,000 |
0,026 |
< 0,0001 |
Schmerzlokalisation |
1,000 |
1,000 – 1,000 |
0,000 |
< 0,0001 |
|
Inspektion |
Dorsalinspektion |
0,752 |
0,592 – 0,912 |
0,079 |
< 0,0001 |
Gangbild |
0,944 |
0,866 – 1,000 |
0,039 |
< 0,0001 |
|
Infektzeichen |
0,930 |
0,833 – 1,000 |
0,048 |
< 0,0001 |
|
Lateralinspektion |
0,814 |
0,672 – 0,956 |
0,070 |
< 0,0001 |
|
Wundinspektion |
0,973 |
0,919 – 1,000 |
0,027 |
< 0,0001 |
|
neurophysiologische Untersuchung |
C I und C II |
0,938 |
0,852 – 1,000 |
0,043 |
< 0,0001 |
C I – C IV |
0,969 |
0,907 – 1,000 |
0,031 |
< 0,0001 |
|
C III und C IV |
0,969 |
0,907 – 1,000 |
0,031 |
< 0,0001 |
|
C V |
0,876 |
0,757 – 0,995 |
0,059 |
< 0,0001 |
|
C VI |
0,907 |
0,802 – 1,000 |
0,052 |
< 0,0001 |
|
C VII |
0,907 |
0,802 – 1,000 |
0,052 |
< 0,0001 |
|
C VIII |
0,935 |
0,844 – 1,000 |
0,045 |
< 0,0001 |
|
Th I |
0,907 |
0,802 – 1,000 |
0,052 |
< 0,0001 |
|
Hüftbeuger |
0,659 |
0,48 – 0,838 |
0,089 |
< 0,0001 |
|
Kniestrecker |
0,721 |
0,554 – 0,888 |
0,083 |
< 0,0001 |
|
Fußheber |
0,814 |
0,672 – 0,956 |
0,070 |
< 0,0001 |
|
Großzehenheber |
0,721 |
0,554 – 0,888 |
0,083 |
< 0,0001 |
|
Fußsenker |
0,721 |
0,554 – 0,888 |
0,083 |
< 0,0001 |
|
Sensibilitätsausfälle |
1,000 |
1,000 – 1,000 |
0,000 |
< 0,0001 |
|
Miktionsfrequenz |
1,000 |
1,000 – 1,000 |
0,000 |
< 0,0001 |
|
Defäkationsqualität |
1,000 |
1,000 – 1,000 |
0,000 |
< 0,0001 |
|
Provokationstests |
Adams-Test |
0,407 |
0,181 – 0,633 |
0,112 |
0,001 |
Fersenfallschmerz |
0,860 |
0,726 – 0,995 |
0,066 |
< 0,0001 |
|
HWS-Neuroforamenkompressionstest |
0,938 |
0,852 – 1,000 |
0,043 |
< 0,0001 |
|
Lasègue |
0,512 |
0,295 – 0,728 |
0,107 |
< 0,0001 |
|
rev. Lasègue |
0,407 |
0,181 – 0,633 |
0,112 |
0,001 |
|
Lhermitte |
0,686 |
0,498 – 0,874 |
0,093 |
< 0,0001 |
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Bewegungsausmaße
Bei Messung der AROM wurden Abweichungen von ± 5° als methodenbedingte Messungenauigkeiten interpretiert und als gleichwertig akzeptiert [13]. Es ergaben sich hierbei eine gute Korrelation zwischen den beiden Untersuchungsläufen.
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Neurophysiologische Basisuntersuchung
Bei Betrachtung der Ergebnisse der neurophysiologischen Basisuntersuchung sollte zwischen oberer und unterer Extremität differenziert werden. Zwischen VU und AU ergaben sich bei Untersuchung der oberen Extremität insgesamt sehr gute Übereinstimmungen (Kappa zwischen 0,876 und 0,969). Die Untersuchung der unteren Extremität ergab gute Übereinstimmungswerte (Kappa zwischen 0,659 bis 0,814).
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Provokationstests
Die angewandten Provokationstest zeigten sehr unterschiedliche, aber insgesamt schlechtere Übereinstimmungen zwischen VU und AU. Auf der einen Seite konnten beim Lasègue-Test, umgekehrten Lasègue-Test und Vorbeugetest nach Adams nur moderate Übereinstimmungen gemessen werden. Auf der anderen Seite liegen sehr gute Übereinstimmungswerte für den HWS-Neuroforamenkompressionstest vor.
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Generelle Trends
Es zeigten sich abfallende Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Dimensionen einer körperlichen Untersuchung in folgender Reihenfolge: Schmerzlokalisation, Inspektion, neurophysiologischer Untersuchung und Provokationstests ([Abb. 3]). Des Weiteren wurde eine altersabhängige dimensionsübergreifende abfallende Übereinstimmung gemessen ([Abb. 4]).
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Diskussion
Die Einführung und Integration der Telemedizin in die orthopädisch-unfallchirurgische Versorgung ist dank rasanter Fortschritte der Kommunikationstechnologie heute schnell möglich [14]. Die technischen Voraussetzungen für die Einrichtung einer videogestützten Sprechstunde sind leicht zu erfüllen und fast flächendeckend in Arztpraxen und Krankenhäusern vorhanden [15]. Patienten zeigen sich gegenüber telemedizinischen Lösungen offen [16] und sind mit einer Videosprechstunde oftmals ebenso zufrieden wie mit einer konventionellen ambulanten Behandlung [17], [18].
Faktoren, die eine körperliche Untersuchung via Videosprechstunde erschweren können, sind eine niedrige Internetbandbreite [19], niedrige Kameraauflösung auf Patientenseite, schlechte Beleuchtung, eine zu hohe Komplexität der durchgeführten Tests [20] und eine schlechte Videokonferenzetikette [21]. Da eine Palpation des Patienten nicht möglich ist, kann ein Körperschema vor der Videountersuchung zugeschickt werden, um die Schmerzregion einzugrenzen [19]. Eine körperliche Untersuchung mit Palpation von bspw. Myogelosen, Druckschmerzpunkten, Instabilitätstests oder manualtherapeutischen Untersuchungen, wie dem sog. Vorlaufphänomen, ist ebenfalls nicht möglich.
Die Patientenpopulation mit Wirbelsäulenbeschwerden ist sehr unterschiedlich in Bezug auf Alter, sozioökonomischen Status [22] und technische Ausstattung. Einige Patienten sind daher gut für eine videogestützte Sprechstunde geeignet, gehen selbstverständlich mit der Technik um, schätzen Zeiteffizienz und den fehlenden Anreiseaufwand zum Arzt bei Videosprechstunden [23], [24]. Andere Patienten haben große Schwierigkeiten, Anweisungen des Arztes per Video zu befolgen und umzusetzen. In unserer Untersuchung war vor allem die richtige Kamerapositionierung durch den Patienten ein kritischer Punkt, um den gesamten Ablauf der Untersuchung beurteilen zu können. So ist es sicherlich oft schwierig, im Rahmen einer Videosprechstunde Gangstörungen oder klinische Myelopathiezeichen zu evaluieren. Bei der Mehrheit der Patienten ist es jedoch im Rahmen einer Videosprechstunde möglich, eine Inspektion, AROM und die Kraftgrade zu untersuchen [25]. Die Untersuchung der muskulären Kraftgrade musste aber für die praktische Durchführung einer Videosprechstunde angepasst werden. Eine manuelle Muskelfunktionsprüfung nach Janda [26] mit 5 Abstufungen ist für eine Videosprechstunde ohne Untersucher nicht durchführbar. Wir vereinfachten daher die Kraftgradmessung in 3 Stufen („volle Kraft“, „gegen die Schwerkraft“ und „Lähmung“). Des Weiteren war die Untersuchung der Kennmuskeln der unteren Extremität per VU oft schwerer zu beurteilen als im Bereich der oberen Extremität. Die durchgeführten Provokationstests waren für einige Patienten alleine schwer bis gar nicht umzusetzen. Vor allem ältere Patienten hatten in unserer Studie Probleme, spezifische Tests im Sichtfeld der Kamera durchzuführen. Gerade in der Gruppe der alten und multimorbiden Patienten ist die Sterblichkeitsrate durch COVID-19 deutlich erhöht und ein besonderer Infektionsschutz für diese Patientengruppe wäre besonders wichtig. Daher wäre eine mögliche Untersuchung per Videosprechstunde speziell für ältere Patienten eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Arztkonsultation. Eine Unterstützung bei der Durchführung einer Videokonsultation von älteren Patienten durch Angehörige, Freunde oder häusliche Pflegekräfte könnte dieses Dilemma lösen, wurde aber in unserer Studie nicht untersucht.
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Limitierungen
Es gibt eine Reihe von Limitierungen bei dieser Studie. Die Wirbelsäulenuntersuchungen per Videosprechstunde wurde in einer simulierten Umgebung in einer Klinikambulanz durchgeführt. Die technische Ausstattung wurde den Patienten vor Ort zur Verfügung gestellt. Gemessen wurde die Intrarater-Reliabilität bei 2 aufeinanderfolgenden Untersuchungen. Methodenbedingt ist die durchgeführte Voruntersuchung dem Untersucher bei der 2. Untersuchung noch erinnerlich und ein Bias des Untersuchers möglich. Nicht untersucht wurde die Frage, ob ein Untersucher, der nicht mit der Durchführung einer Videosprechstunde vertraut ist, zu anderen Ergebnissen kommt. Des Weiteren wurde die Untersuchung bei einem vergleichsweise kleinen Kollektiv durchgeführt.
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Schlussfolgerung
Unsere Studie zeigt die Machbarkeit und Grenzen einer videogestützten Wirbelsäulenuntersuchung. Videosprechstunden sind eine von Patienten akzeptierte und leicht durchführbare Technologie zur diagnostischen Abklärung von Rückenschmerzen. Der Goldstandard ist und bleibt eine Untersuchung mit direktem Arzt-Patienten-Kontakt. In Zeiten der aktuellen COVID-19-Pandemie ist hierüber eine Facharztkonsultation und Wirbelsäulenuntersuchung ohne Risiko einer möglichen Virusexposition möglich. Die Qualität und Sicherheit des Einsatzes der Telemedizin bei Rückenschmerzpatienten sollte jedoch in größeren Folgestudien überprüft werden.
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Anmerkung
Die Autoren TR Jansen und M. Gathen haben gleichermaßen zu diesem Projekt beigetragen und sollten als Koerstautoren betrachtet werden. Die Autoren K. Welle und K. Kabir haben gleichermaßen zu diesem Projekt beigetragen und sollten als Koletztautoren betrachtet werden. TR Jansen und K Kabir sind die korrespondierenden Autoren.
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-
References/Literatur
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Correspondence/Korrespondenzadresse
Publication History
Article published online:
02 February 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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