Pneumologie 2020; 74(12): 871
DOI: 10.1055/a-1287-0021
Nachruf

Nachruf auf Universitätsdozent (Universität Budapest) Dr. Pál László Bölcskei

 

    Bölcskei wurde am 29. Mai 1938 in Budapest geboren. In der medizinischen Fakultät der Semmelweis Universität frisch immatrikuliert, beteiligt sich Bölcskei im Oktober 1956 als Student aktiv an der Revolutionsbewegung gegen die stalinistische Vorherrschaft. Diese Freiheitsbewegung scheiterte unter dem Einsatz von Militär, und es gab mehrere tausend Tote; in dieser Situation flüchtete Bölcskei zunächst nach Österreich und konnte sich dann 1957 in Mainz für das weitere Medizinstudium immatrikulieren. Nach dem Staatsexamen und der Promotion im Jahre 1965 begann seine pneumologische Karriere in Bad Ems; nach 2 Jahren ging er an die Universitätsklinik in Erlangen-Nürnberg. 1972 war er in dem damals bereits sehr renommierten Forschungsinstitut Borstel tätig. 1973 erhielt er eine Oberarztstelle am Klinikum Nürnberg, wo er dank seines unermüdlichen Einsatzes für die Pneumologie zum Leiter der neu geschaffenen Pneumologischen Abteilung und 3 Jahre später zum Chefarzt ernannt worden war.

    Nie hatte er den Kontakt zu seinen ungarischen Kollegen verloren. In der schwierigen Zeit des gesellschaftlichen Wandels konnten sie stets mit seiner Unterstützung rechnen. 1990 wurde er zum Ehrenmitglied der Ungarischen Gesellschaft für Pneumologie und Tuberkulose ernannt.

    Die Fortbildung war ihm ein besonderes Anliegen: Hervorzuheben ist der von ihm ins Leben gerufene Kongress „Internistische Pneumologie Nürnberg“, der in vorbildlicher Weise über 2 Jahrzehnte die Verbindung der allgemeinmedizinischen und internistischen Versorgung mit dem Fachgebiet Pneumologie zum Ziel hatte. Einer seiner pneumologischen Schwerpunkte war die Bronchologie, wobei er sich besonders mit der Qualitätssicherung und der interventionellen Bronchologie befasste. Über die Laser-Bronchoskopie hatte er sich auch habilitiert.

    Intensiv widmete er sich der Prävention. Bereits 1995 wurde er Deutscher Repräsentant in der „European Medical Association Smoking or Health“. Ein großes Projekt war die „Klasse 2000“, eine Bewegung zur Sucht- und Gewaltvorbeugung, an der 2008 bundesweit bereits über 10 000 Schulklassen beteiligt gewesen waren; dieses Projekt war auf seine Initiative hin durch die Deutsche Lions-Bewegung unterstützt worden. 1994 wurde das ganze Projektteam von der „alten Leipziger-Hallischen-Nationalen Stiftung“ mit einem Sonderpreis geehrt, es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen. 2002 wurde Bölcskei mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik geehrt, 2009 bekam er die Bayerische Staatsmedaille für Verdienste um die Gesundheit.

    In mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften war er nicht nur Mitglied; er hat durch zahlreiche wertvolle Beiträge regelmäßig das Leben in der Gesellschaft bereichert. Viele Publikationen haben ihn über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.

    Selbst nach einer akuten schweren Erkrankung hat er sich unermüdlich mit „seinem“ Institut für präventive Pneumologie aufopferungsvoll engagiert. Die letzten Jahre seines Lebens hatte er es gesundheitlich nicht leicht; dennoch hat er sich bis kurz vor seinem Tod am 3. 9. 2020 noch mit medizinischen Ratschlägen und menschlichen Hilfestellungen bei den Mitbewohnern des Heims eingebracht.

    Bölcskei hat sich um die Pneumologie verdient gemacht. Jeder, der mit ihm beruflich oder privat zu tun hatte, spürte seine überwältigende Menschlichkeit. Persönlich möchten wir schließen, dass wir einen guten und verlässlichen Freund verloren haben.

    Prof. Dr. Rainer Dierkesmann, Stuttgart

    Dr. Manfred Wagner, Nürnberg

    Korrespondenzadresse
    Dr. Manfred Wagner
    Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik 3 – Pneumologie, Allergologie, Schlafmedizin
    Klinikum Nürnberg
    Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1/Haus 14
    90419 Nürnberg
    Deutschland
    Manfred.Wagner@klinikum-nuernberg.de


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    08. Dezember 2020

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