GKJR-Umfrage zur Weiterbildungs- und Versorgungssituation in der Kinder- und Jugendrheumatologie
In diesem Jahr fand die jährliche Umfrage der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie
(GKJR) zur Versorgungs- und Weiterbildungssituation erstmals mit Beteiligung kinderrheumatologischer
Einrichtungen aus Österreich statt. Entwickelt und ausgewertet wird die Umfrage jährlich
von der GKJR-Kommission Versorgung & Qualitätssicherung (Sprecherteam: Prof. Dr. Kirsten
Minden, Dr. Maria Haller, Priv.-Doz. Dr. Daniel Windschall).
Teilnehmende Einrichtungen
Neben 100 bundesdeutschen Einrichtungen, an denen mindestens ein Mitglied der GKJR
als Kinder- und Jugendrheumatologe tätig ist, erhielten über die Geschäftsstelle der
GKJR auch 5 österreichische Einrichtungen eine Einladung zur Teilnahme an der Umfrage
per E-Mail zugesendet. Die Responserate von knapp 80 % (n = 83) entsprach der des
Vorjahres.
Das Einrichtungsspektrum umfasste 33 Kinderkliniken bzw. Fachabteilungen, 20 Universitätskliniken
und 30 niedergelassene Pädiater. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen in diesem Jahr erneut
mehr niedergelassene Pädiater an der Umfrage teil (2019: 23/2020: 30).
Kinder- und jugendrheumatologische Qualifikationen in den Einrichtungen
Insgesamt sind an den 81 bundesdeutschen Einrichtungen, die an der Befragung teilnahmen,
136 zertifizierte Kinderrheumatologen tätig. Die Anzahl der kinderrheumatologisch
tätigen Kollegen in den Einrichtungen reicht von 1 bis 10, wobei an 56 Einrichtungen
jeweils nur 1 Kinderrheumatologe tätig ist. An 30 Standorten befinden sich zurzeit
47 Kinderärzte in Zusatzweiterbildung zum Kinderrheumatologen. Im Vergleich zum Vorjahr
ist bei der Anzahl der in Weiterbildung Befindlichen wieder ein leichter Anstieg zu
verzeichnen.
Im Vergleich zur Umfrage beläuft sich die Anzahl zertifizierter Kinderrheumatologen
laut Mitgliederdatenbank der GKJR (Stand 31.08.2020) aktuell auf 160 Kollegen. Eine
Übersicht der Bundesärztekammer (Stand: 31.12.2019) weist eine Anzahl von 219 Kinderärzten
mit Zusatzweiterbildung auf.
Weiterbildungsermächtigte Einrichtungen
Die Anzahl der laut Angaben der GKJR-Umfrage ermittelten Einrichtungen mit voller
Weiterbildungsermächtigung in der Kinder- und Jugendrheumatologie ist im Gegensatz
zum Vorjahr zurückgegangen (2019: 39/2020: 32). In weiteren 8 Einrichtungen liegt
eine Teilermächtigung vor.
Sprechstundenangebot in den pädiatrischen Rheumaambulanzen
Wenig Veränderung gegenüber dem Vorjahr ergab sich bei der Anzahl der Sprechstundentage
pro Woche in den kinder- und jugendrheumatologischen Ambulanzen. So lag die Anzahl
jener Ambulanzen, die täglich eine Sprechstunde anbieten, erneut bei gut einem Viertel.
Gleiches trifft auf den Anteil der Einrichtungen zu, die an 3 bis 4 Tagen eine Sprechstunde
durchführen, und für knapp die Hälfte der Einrichtungen mit Sprechstunden an weniger
als 1 Tag bis maximal 2 Tagen pro Woche. Auch die mittlere Sprechstundenzahl stagnierte
mit 19 Stunden pro Woche.
Online-Darstellung der kinder- und jugendrheumatologischen Einrichtungen in Deutschland
Wie in jedem Jahr wurden auf Grundlage der Teilnahme an der Umfrage und an der Kerndokumentation
für rheumakranke Kinder und Jugendliche die Qualitätsmerkmale auf der Versorgungslandkarte
(www.gkjr.de/landkarte.html) aktualisiert. Es weisen insgesamt 43 Einrichtungen mindestens ein Qualitätsmerkmal
mit Kennzeichen zu Weiterbildung, Fallzahl, Multidisziplinarität, stationärer Behandlung
und Transition auf ([
Abb. 1
]).
Abb. 1 Anzahl der Einrichtungen, die die Kriterien für die Vergabe eines Qualitätsmerkmals
erfüllten.
Forschungspreisträger 2020
In der Abstractsession des digitalen DGKJ-Kongresses im September wurden der beste
klinische und der beste grundlagenwissenschaftliche Beitrag mit einem Preis ausgezeichnet.
Die diesjährigen Preisträger sind Patrick Maschmeyer (Berlin) und Christiane Reiser
(Bregenz).
Koexistenz von entzündungstreibenden und entzündungsregulierenden T-Zellen in Gelenken
von Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis
T-Zellen reichern sich in chronisch entzündeten Gelenken von Patienten mit juveniler
idiopathischer Arthritis (JIA) an. Bisher ist jedoch nicht bekannt, welche spezifischen
Klone unter diesen Zellen die pathologische Entzündung bei bereits etablierter JIA
aufrechterhalten. Deshalb wurde die transkriptionelle und die klonale Heterogenität
von synovialen T-Zellen bei JIA-Patienten durch Einzelzell-RNA-Sequenzierung untersucht.
Hierbei wurden klonal expandierte T-Zellpopulationen identifiziert, die durch Antigene
in situ stimuliert wurden. In der Gruppe dieser Antigen-aktivierten Zellen befanden
sich verschiedene Subpopulationen, die sich bezüglich der Expression von entzündungsregulierenden
Genen unterschieden. Eine PDCD1 + TOX + EOMES + -Population von CD4 + -T-Zellen exprimierte
Gene zur Immunregulation und zur Chemoattraktion von myeloiden Zellen. Eine PDCD1
+ TOX + BHLHE40 + -Population von CD4 + und eine analoge Population von CD8 + -T-Zellen
exprimierten Gene, die für pro-inflammatorische Mediatoren kodieren, sowie Gene, die
die Aktivierung von B-Zellen in situ unterstützen. Die Analyse deutet darauf hin,
dass mehrere Populationen von T-Zellen für die therapeutische Intervention bei JIA
in Betracht gezogen werden müssen.
Chronisch nicht-bakterielle Osteomyelitis im Kindesalter – Analyse der Kerndokumentation
von 2009 bis 2018
Eingeschlossen in die Analyse wurden Patienten mit diagnostizierter CNO, einer Erkrankungsdauer
von unter 13 Monaten und Erstdokumentation im Rahmen der Kerndokumentation im Zeitraum
zwischen 2009 und 2018. Die Querschnittsanalyse beinhaltet Angaben u. a. zu Alter,
Geschlecht, klinischen Symptomen und Laboranalytik. Des Weiteren erfolgte die Auswertung
der erhobenen Daten hinsichtlich radiologischer Diagnostik und Therapeutika, sowie
die Analyse der Patientenangaben zur Krankheitslast.
774 Patienten wurden in die Analyse eingeschlossen, 63 % davon sind weiblich, das
mittlere Alter beträgt 11 Jahre. Zu den Symptomen bei Erstvorstellung zählen Fieber
(> 38 °C) bei 77/593 Patienten, sowie CRP-Erhöhung > 1 mg/dl bei 107/593 Patienten.
Knapp 15 % der Patienten zeigten meist psoriasisforme Hautveränderungen. Klinisch
aktive Läsionen wurden bei 589 Patienten dokumentiert, die am häufigsten betroffenen
Regionen waren Tibia, Becken und Femur (30 %, 28 % und 28 %). Bei 16 % der Patienten
zeigte sich ein Befall der Wirbelsäule. Bei 406 Patienten wurde bei der initialen
Visite eine konventionelle Röntgen-Untersuchung durchgeführt, die eine Osteosklerose/-lyse
in 34 % und eine Hyperostose in 15 % zeigte. Eine MRT-Untersuchung erfolgte bei 648
Patienten, hier war in 82 % der Fälle ein positives Signal in den fett-supprimierten
T2-TIRM/STIR Sequenzen nachzuweisen.
Die Analyse der eingesetzten Therapeutika ergab, dass 78 % der Patienten nichtsteroidale
Antirheumatika erhielten, 6 % Glukokortikoide, knapp 11 % DMARDs (Methotrexat 4,4
%, Sulfasalazin 3,7 %, Etanercept 1,4 %) und 5,2 % Bisphosphonate.
Die Patienten gaben auf einer VAS (visual analogue scale, 0–10) ihre Schmerzen und
auch ihr allgemeines Wohlbefinden im Mittel mit einem Wert von 2,0 an. Ihre Funktionseinschränkungen
gemessen mit dem C-HAQ (Childhood-Health Assessment Questionnaire, 0–3) lagen bei
einem mittleren Wert von 0,13.
In der bislang größten beschriebenen Kohorte von pädiatrischen Patienten mit CNO im
ersten Jahr der Erkrankung zeigte sich, dass zu Krankheitsbeginn ca. ein Drittel der
Patienten begleitende klinische Symptome wie Fieber, lokale Rötung und/oder erhöhte
Entzündungszeichen aufwiesen. In knapp der Hälfte der Patienten konnten keine Veränderungen
durch konventionelle Röntgen-Untersuchungen detektiert werden, während in über 80
% der Fälle Läsionen MR-tomografisch in den fett-supprimierten T2-TIRM/STIR-Sequenzen
nachgewiesen werden konnten. Die überwiegende Mehrzahl der Patienten erhielt NSAR,
nur ein geringer Anteil der Patienten erhielt konventionelle oder biologische DMARDs,
Steroide oder Bisphosphonate. Die Patienten fühlten hinsichtlich ihrer Funktionsfähigkeit
im Alltag keine starken Einschränkungen durch ihre Grunderkrankung.
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Verantwortlich für den Inhalt
Prof. Dr. Kirsten Minden Universitätsmedizin Berlin – Charité Campus Virchow und Deutsches
Rheuma-Forschungszentrum Berlin Martina Niewerth, Deutsches Rheuma- Forschungszentrum
Berlin