Freites Nuñez DD.
et al.
Risk factors for hospital admissions related to COVID-19 in patients with
autoimmune inflammatory rheumatic diseases.
Ann Rheum Dis 2020;
79: 1393-1399
DOI:
10.1136/annrheumdis-2020-217984
Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie werteten sie die Daten von 123
Patienten (Alter > 16 Jahre) mit einer autoimmun bedingten
entzündlich-rheumatischen Erkrankung aus, welche sich zwischen dem 1.
März und dem 24. April 2020 mit einer symptomatischen
SARS-CoV-2-Infektion ambulant in der Abteilung für Rheumatologie in
einer Klinik in Madrid vorgestellt hatten. Als primären Studienendpunkt
definierten die Wissenschaftler die COVID-19-bedingte Klinikeinweisung.
Diesbezüglich analysierten sie eine Vielzahl potenzieller
Einflussfaktoren: Soziodemografische Variablen, das Spektrum der der autoimmun
bedingten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sowie weitere
internistische und psychische Komorbiditäten. Einen besonderen Fokus
legten sie dabei auf die verschiedenen Therapiestrategien der
entzündlich-rheumatischen Erkrankungen: Glukokortikoide, nichtsteroidale
Antiphlogistika, konventionelle synthetische disease-modifying antirheumatic
drugs (DMARDs) sowie gezielt wirkende synthetische/biologische
DMARDs.
Ergebnisse
Die mehrheitlich weiblichen Studienpatientinnen waren im Schnitt 59,9 Jahre
alt und litten seit durchschnittlich 10,7 Jahren an der autoimmun bedingten
entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Hierbei dominierten die
rheumatoide Arthritis (40,7%) sowie die axiale Spondyloarthritis
(14,6%). Viele Patienten hatten zusätzlich mindestens eine
Begleiterkrankung – meist eine Hypertonie, eine Dyslipidämie
oder eine Lungenerkrankung. 71,5% der Studienpatienten wendeten
konventionelle synthetische DMARDs, 49,6% Glukokortikoide,
24,4% nichtsteroidale Antiphlogistika und 21,1% gezielt
wirkende synthetische/biologische DMARDs an. 54 Personen
(59,2% Frauen, Durchschnittsalter 69,7 Jahre) mussten aufgrund der
COVID-19-Problematik stationär aufgenommen werden. Im Median
vergingen zwischen dem Symptombeginn und der Klinikaufnahme 5 Tage. Die
mediane Liegedauer betrug 9 Tage. 20 Patienten entwickelten während
des stationären Aufenthalts relevante Komplikationen (z. B.
Myokarditis, Thrombose, Nierenversagen), 2 wurden intensivmedizinisch
behandlungspflichtig und 12 (je 6 Männer und Frauen im medianen
Alter von 81 Jahren) verstarben. Mittels multivariater Analyse
identifizierten die Forscher 2 signifikante, unabhängige
Risikofaktoren für eine Klinikeinweisung: Höheres Alter
(Odds Ratio 1,08; 95% KI 1,04–1,13) sowie systemische
Autoimmunerkrankungen (im Vergleich zur chronisch inflammatorischen
Arthritis; Odds Ratio 3,55; 95% KI 1,30–9,67). Einen
signifikanten Zusammenhang zwischen der DMARD-Behandlung und dem
Hospitalisierungsrisiko beobachteten die Wissenschaftler dagegen nicht.
Ein erheblicher Anteil der Patienten mit einer autoimmun bedingten
entzündlich-rheumatischen Erkrankung muss bei einer
COVID-19-Infektion stationär behandelt werden, so das Fazit der
Wissenschaftler. Besonders gefährdet sind diesbezüglich
offenbar ältere Personen, Patienten mit Komorbiditäten
sowie Patienten mit einer systemischen Autoimmunerkrankung. Die
Behandlung mit DMARDs erhöht hingegen das
Hospitalisierungsrisiko nicht wesentlich. Weitere Studien müssen
diese Ergebnisse nun bestätigen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell