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DOI: 10.1055/a-1295-9383
Zusatznutzen der bronchoalveolären Lavage gering
Die frühe und zuverlässige Diagnose von COVID-19 ist entscheidend für den individuellen Verlauf und die Transmission in der Gemeinschaft. Wenn Nasen-Rachen-Abstriche trotz anhaltenden klinischen Verdachts negativ sind, kann die bronchoalveoläre Lavage helfen, alternative Erkrankungen aufzuspüren. In der retrospektiven Analyse waren SARS-CoV-2-Nachweise in der BAL bei negativen Abstrichen selten.
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Bei insgesamt 79 Patienten bestand klinisch der hochgradige Verdacht auf COVID-19. 59 Männer und 20 Frauen waren durchschnittlich 65 Jahre alt und wurden wegen einer akuten Lungeninsuffizienz in 3 italienischen Zentren aufgenommen. Die Nasen-Rachen-Abstriche waren in der Real-Time-Polymerasekettenreaktion (RT-PCR) negativ oder unbestimmt mit negativer Bestätigung. 46 Erkrankte hatten 2 und 4 weitere sogar 3 negative PCRs. Der Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion bestand aber weiter wegen Fieber, Hypoxämie, pulmonalen Infiltraten im Röntgen-Thorax oder der Computertomografie sowie bestätigten Kontakten zu Infizierten. Spätestens 24 – 48 Stunden nach den Abstrichen erfolgte deshalb eine bronchoalveoläre Lavage (BAL), bei der ≥ 50 ml Sekret für die RT-PCR gewonnen wurden. Die Interventionen erfolgten komplikationslos und verschlechterten die Atmungssituation nicht. Bei > 40 notwendigen Replikationszyklen bestand ein negatives Testergebnis.
1 Patient mit 2 negativen Abstrichen sowie 1 Patient mit einem unbestimmten Abstrichresultat und negativem Bestätigungstest hatten signifikant nachweisbar SARS-CoV-2 in der bronchoalveolären Flüssigkeit. Somit bestand mit 97,5 % eine hohe Konkordanz der diagnostischen Methoden (Cohenʼs ĸ = 0,487). Die CT dieser Patienten zeigten ein typisches COVID-19-Muster mit Crazy Paving und peripheren bilateralen Milchglasverschattungen. 1 weiterer Patient mit 3 negativen Abstrichen hatte ein unbestimmtes BAL-Ergebnis. In 22 Fällen ergab die BAL eine alternative Diagnose. 38 von 63 elektiven CT bildeten andauernde Viruspneumonien ab. 10 Patienten mit unauffälligen CT wiesen negative Abstriche und negative BAL auf SARS-CoV-2 auf.
Die Analyse spricht für eine begrenzte Rolle der BAL im diagnostischen Spektrum der COVID-19-Erkrankung, meinen die Autoren in ihrer Stellungnahme. Eine höhere Positivrate der BAL gegenüber Nasen-Rachen-Abstrichen habe sich nicht bestätigt. Bei negativen Abstrichen könne die Lavage aber notwendig sein, um infektiöse und nicht infektiöse Differenzialdiagnosen festzustellen oder auszuschließen.
Dr. med. Susanne Krome, Melle
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Publication History
Article published online:
12 February 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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