Azizoddin DR.
et al.
Longitudinal study of fatigue, stress, and depression: role of reduction in stress
toward improvement in fatigue.
Arthritis Care Res 2020;
72 (10) 1440-1448
In der Studie wurden Daten der Lupus-Outcomes-Studie (n=650 Patienten) der University
of California San Francisco ausgewertet. Die eingeschlossenen Patienten erfüllten
die SLE-Diagnose-Kriterien des American College of Rheumatologists und wurden in strukturierten
Telefon-Interviews jährlich u. a. zu Krankheitssymptomen, Medikamenteneinnahme, aber
auch nach Fatigue (Short Form 36 (SF-36) vitality scale), Depressionen (Center for
epidemiologic studies depression scale CES-D) und empfundenem Stress (4-item-perceived
stress scale PS-4) befragt. Die PS-4 fragt u. a. nach dem Gefühl, Kontrolle über das
eigene Leben zu haben und in der Lage zu sein, mit seinen Problemen zurecht zu kommen.
Alter, Geschlecht, BMI, Ethnizität, Ausbildungsgrad, Einkommen, Krankheitsdauer und
Fatigue in der Vorgeschichte waren über die Teilnehmer bekannt.
In der vorliegenden Studie wurden die Daten von 2 aufeinanderfolgenden Interviews
ausgewertet. Mithilfe multivariater linearer Regressionsmodelle versuchten die Wissenschaftler
Prädiktoren für das Auftreten von Fatigue zu identifizieren. In einem Modell 1 untersuchten
sie die Assoziation von Depressionen zum Zeitpunkt 1 (T1) mit Fatigue zum Zeitpunkt
2 (T2); In Modell 2 wurde zusätzlich der zum Zeitpunkt T1 empfundene Stress berücksichtigt,
in Modell 3 die Abnahme des Stresses von Zeitpunkt T1 zu T2. Alle Analysen wurden
nach Fatigue, Alter, Geschlecht, Fibromyalgie, Schmerzen und SLE-Dauer, Aktivität
und Schädigung zum Zeitpunkt T1 kontrolliert.
Das mittlere Alter der Studienteilnehmer betrug 50,6±12,6 Jahre, 92,2% der Teilnehmer
waren Frauen und 68% waren weiß. Der mittlere SF-36-Fatigue-Score betrug 54,8±23,9,
der mittlere PS-4 5,3±3,6 und der mittlere CES-D 14,1±12,4.
Die Autoren zeigten in Modell 1, dass eine Depression zu T1 signifikant eine Fatigue
zu T2 voraussagt. Wenn allerdings in Modell 2 der empfundene Stress zu T1 berücksichtigt
wurde, sagte der Stress (β=1,7 [95% Konfidenzintervall (95% CI) 1,1, 2,2]; P<0,0001)
signifikant Fatigue zu T2 voraus, die Depression war aber kein signifikanter Prädiktor
mehr. Eine Stress-Reduktion von T1-zu-T2 war mit einer signifikanten Abnahme von Fatigue
assoziiert (β=−11,8 [95% Konfidenzintervall (95% CI −15,6, −8,9]; P<0,0001). Die Autoren
folgern, dass empfundener Stress die Verbindung zwischen Depression und Fatigue darstellt.
Fatigue schränkt die Lebensqualität von Lupus-Patienten erheblich ein. Die vorliegende
Studie zeigt, dass Stress das Auftreten von Fatigue bei Lupus beeinflusst und eine
Stressreduktion Fatigue verbessern könnte. Lupus-Patienten, so argumentieren die Autoren,
könnten gezielt nach empfundenem Stress befragt werden, um möglichst früh Interventionen
zur Stressreduktion anbieten zu können. Dies könnte die Lebensqualität der Patienten
verbessern.
Marisa Kurz M. Sc. B. A. München