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DOI: 10.1055/a-1297-7303
AGDV-Mitgliederversammlung und wissenschaftliche Sitzung in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung Berlin mit Gedenktafelenthüllung in der Charité anlässlich des Jubiläums „Fünfzig DDG-Kongresse“
Scientific Meeting of the German Society for the History of Dermatology and Venerology (AGDV) in Berlin Followed by Unveiling of a Commemorative Plaque on the Occasion of “50 Conferences of the German Society of Dermatology (DDG)”- AGDV und DDG
- Mitgliederversammlung mit Neuwahlen
- Wissenschaftliche Sitzung der AGDV
- GeDENKOrt Charité
- Gedenktafelenthüllung in der Charité
- Literatur
AGDV und DDG
Seit dem Jahr 2003 ist die 2002 in München gegründete Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Dermatologie und Venerologie (AGDV e. V.) auf den Tagungen der DDG mit einer wissenschaftlichen Sitzung präsent. Aus Anlass des Jubiläums „Fünfzig DDG-Kongresse“ fand das Treffen am 30. April 2019 nicht wie bislang üblich als Parallelveranstaltung am traditionellen Mittwoch der Arbeitsgemeinschaften am Kongressort statt. Vielmehr trafen sich die AGDV-Mitglieder, historisch interessierte Dermatologen und Gäste bereits am Vortrag im Seminarraum der Kaiserin-Friedrich-Stiftung in Berlin.
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Mitgliederversammlung mit Neuwahlen
Auf der zu Beginn abgehaltenen Mitgliederversammlung wurde zunächst über die vielfältigen Aktivitäten des Vereins in den zurückliegenden beiden Geschäftsjahren berichtet, welche auf der Homepage der DDG als Tätigkeitsbericht einsehbar sind. Bei den Vorstandswahlen wurden Christoph Löser, Ludwigshafen (Präsident), Markus Braun-Falco, München (Vizepräsident), Martin Lorenz, Kaiserslautern (Sekretär) und Volker Wendt, Oldenburg (Schatzmeister) im Amt bestätigt; als Beisitzer wurden gewählt Michael Geiges, Zürich, Christian Lechner, Innsbruck, und Andreas Mettenleitner, Würzburg, und als Kassenprüfer Hartmut Ständer, Münster.
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Wissenschaftliche Sitzung der AGDV
Das Hauptthema „Fünfzig DDG-Kongresse“ wurde in der eigentlichen Sitzung mit chronologisch abgestimmten Vorträgen beleuchtet. Zunächst sprachen als Gäste die befreundeten Kollegen aus Polen und der Tschechischen Republik. Rafal Bialynicki-Birula aus Breslau berichtete über „Die ersten DDG-Kongresse unter Neisser“. Petr Arensberger aus Prag sprach über „DDG-Kongresse aus Prager Sicht“ und erinnerte an das für alle Teilnehmer denkwürdige Jubiläumstreffen, dass er im Jahr 2009 anlässlich der 120-Jahrfeier der Gründung der DDG in Prag ausgerichtet hatte.
Joachim Barth würdigte mit seinem Beitrag „Tagungen in der DDR“ die Aktivitäten der ostdeutschen Dermatologen während der Zeit der Trennung, dargestellt in einem lesenswerten, bereits in der „Aktuellen Dermatologie“ publizierten Beitrag [1].
Drei weitere spannende Vorträge sind hier zusammengefasst:
Martin Lorenz, Kaiserslautern, berichtete über „DDG-Kongresse in der Zeit des Nationalsozialismus“: Im April 1933 trat nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten der amtierende DDG-Vorstand zurück und Karl Zieler wurde zum Vorsitzenden der DDG gewählt. Dieses Amt behielt er bis zum Kriegsende bei. In seiner Tätigkeit zeigte er offen seine nationalkonservative und antisemitische Grundhaltung, er beeinflusste wesentliche Personalentscheidungen und Kongressteilnahmen mit. Zieler war damit wesentlich am Niedergang der Dermatologie in der Zeit des Nationalsozialismus beteiligt. Die Kongresse der DDG in der NS-Zeit fanden 1934 in Berlin und 1937 in Stuttgart statt. Im August 1939 gab es die 1. Großdeutsche Tagung der DDG in Breslau nach Anschluss Österreichs. Die letzte Tagung der DDG in der Zeit des Dritten Reiches fand in Würzburg statt. Gerade der letzte Kongress stand unter den Vorzeichen des gerade stattfindenden Zweiten Weltkriegs.
Zusammenfassend kommt den DDG-Kongressen während der Zeit des Nationalsozialismus eine besondere historische Bedeutung zu, insbesondere im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung in dieser Zeit.
Harald Gollnick, Magdeburg, berichtete über „Die Tagungen der DDG in der Nachkriegszeit und nach der Wiedervereinigung 1990“ [2]: Politische und organisatorische Gegebenheiten verhinderten nach Kriegsende gemeinsame Tagungen der Dermatologen in den Ost- und West-Zonen. Dazu zählten auch Ab-, Um- und Neubesetzungen der Lehrstühle und Chefstellen an großen Kliniken. Marchionini organisierte 1948 eine Unna-Tagung, die 2. Zonentagung in Berlin 1948 und die Gemeinschaftstagung der Hamburger und Berliner Dermatologischen Gesellschaft 1950. Diese widmeten sich vor allem der Aufarbeitung der Geschehnisse in der Zeit des Nationalsozialismus und der Entschuldigung für Vertreibung, Verfolgung und Ermordung v. a. unserer jüdischen Kollegen. 1949 fand die 21. Tagung der DDG unter der Leitung Schönfeld (Generalsekretär) und Marchionini (Präsident) in Heidelberg statt. Ihr folgten in 2- oder 3-jährigen Abständen unter Marchionini und Gans, Schreus, Kimmig und den in den Wahlperioden folgenden Generalsekretären und Präsidenten der DDG Tagungen an wechselnden Standorten in Westdeutschland statt. Bereits 1956 in Wien und 1963 in Zürich gab es immer wieder wechselnd auchTagungsorte in Österreich und in der Schweiz. Die Themenschwerpunkte wechselten, und der Umfang nahm von Tagung zu Tagung zu. 1988 feierte die DDG unter Braun-Falco, Christophers und Borelli in München „100 Jahre Fortschritt durch Forschung“.
Die letzte Tagung der Dermatologen in der DDR fand eine Woche vor dem Mauerfall 1989 in Dresden statt. Marghescu und Christophers leiteten 1990 in Hannover die erste Tagung nach der Wiedervereinigung.
Ab der Berliner Tagung 2003 und den Dresdner Tagungen 2005 und 2007 sowie in den folgenden Jahren wiederum in Berlin gab es keine Leitthemen mehr, sondern Themengruppen aus der gesamten Dermato-Venerologie. Mittwochs tagten die Arbeitsgemeinschaften und Schwestergesellschaften während Donnerstag bis Samstag das Hauptprogramm lief. Ergänzend zum bisherigen 2-jährigen Rhythmus der Haupttagung wurde ab 2012 jeweils im Zwischenjahr eine kleine DDG Tagung „Derma Compact“ unter einem Leitthema eingeführt. Diese zählt inzwischen über 1000 Teilnehmer, während die Haupttagung mit über 3000 Teilnehmern weiterhin die Kernveranstaltung ist.
Björn Berghausen, Berlin, gab „Einblicke in das DDG-Archiv Berlin“ [3]: Erklärt wurden die Besonderheiten des historischen Archivs mit Schwerpunkt auf personenbezogenen Quellen aufgrund der Gründungsgeschichte des Archivs, das sich insbesondere auf das Lebenswerk von Albrecht Scholz stützt. Sammlungskerne sind neben Dokumenten zu bedeutenden Dermatologen auch Quellen zur Organisationsgeschichte, regionalen Organisationen und Fotodokumenten. Der lebendige Charakter eines historischen Archivs besteht darin, dass Nachlieferungen zu den Sammlungskernen systematisch aufgenommen und ergänzt werden können.
Dieser letzte Vortrag von Björn Berghausen, dem Archivar des DDG-Archivs in Berlin, berührte in besonderer Weise das Anliegen der AGDV, Quellen zur dermatologischen Fachgeschichte zu erschließen und zu sichern. Ein sogenannter Depositalvertrag regelt die Nutzung des Archivs, in dem vielfältige Materialien zur Geschichte der DDG und damit auch der Dermatologie an sich gesammelt und archiviert werden. Obgleich, wie Berghausen feststellte, „unter den Bibliophilen dieser Welt viele Dermatologen sind“, schließt die Sammlung keine Bücher mit dermatologischem Bezug ein, aber durchaus Autographen. Somit finden sich im Archiv der DDG wichtige Überlieferungen unseres Berufsstandes. Entsprechende Dokumente zur Fachgeschichte werden dort gerne entgegengenommen.
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GeDENKOrt Charité
Ehe die Veranstaltung in der Charité fortgesetzt wurde, bot sich die Gelegenheit einer Führung mit dem Medizinhistoriker Thomas Beddies vom Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité durch den neu geschaffenen GeDENKOrt Charité. Dabei handelt es sich um einen interaktiven Erinnerungsweg, der mithilfe einer App Aspekte der Geschichte der Berliner Charité während der NS-Zeit mit Gedenkskulpturen, einer historischen Ausstellung und interaktiver Videokunst zeigt.
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Gedenktafelenthüllung in der Charité
Auf tatkräftige Initiative von Volker Wendt haben die Arbeitsgemeinschaft Geschichte der Dermatologie und Venerologie (AGDV) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) zu Ehren der in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten oder durch Suizid aus dem Leben geschiedenen jüdischen Dermatologinnen und Dermatologen eine Gedenktafel anfertigen lassen. Von den darauf genannten 68 Kollegen kamen fast die Hälfte aus Berlin. Daher fand die Gedenktafel im Eingangsfoyer der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin einen würdigen Platz. Auch wegen neuer antisemitischer Tendenzen in Deutschland sollte hier ein deutliches Zeichen gesetzt werden. Die öffentliche Enthüllung samt der Ansprachen wurde mit ausführlichen Veröffentlichungen im Journal der DDG gewürdigt [4] [5].
Damit endete der offizielle Teil der Veranstaltung. Zukünftige Veranstaltungen der AGDV, wie die wissenschaftliche Sitzung in der Hautklinik der Charité am 13. April 2021 im Rahmen der 51. Tagung der DDG in Berlin 2021, sind bereits in Vorbereitung.
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Interessenkonflikt
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Literatur
- 1 Barth J. Die Tagungsaktivitäten in der ehemaligen DDR. Akt Dermatol 2019; 45: 412-415
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Gollnick H.
DDG-Kongresse in der Nachkriegszeit und nach der Wiedervereinigung 1990. J Deutsch Dermatol Ges. Abstractband anlässlich der 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Vereinigung Deutschsprachiger Dermatologen e. V. in Berlin vom 1. bis 4. Mai 2019. AKS 01/06: 5
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3
Berghausen B.
Einblicke in das DDG-Archiv-Berlin. J Deutsch Dermatol Ges. Abstractband anlässlich der 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Vereinigung Deutschsprachiger Dermatologen e. V. in Berlin vom 1. bis 4. Mai 2019. AKS 01/07: 5-6
- 4 Wendt V. Neue Gedenktafel für die von den Nationalsozialisten ermordeten oder in den Suizid getriebenen jüdischen Dermatologinnen und Dermatologen in Deutschland in der Klinik für Dermatologie der Charité enthüllt. J Deutsch Dermatol Ges 2019; 17: 873-876
- 5 Plewig G. Verachtet Verfolgt Vertrieben Vernichtet und dennoch Vergeben. Wissenschaft bleibt unauslöschlich, damals und heute. J Deutsch Dermatol Ges 2019; 17: 877-879
Korrespondenzadresse
Publication History
Article published online:
08 February 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Barth J. Die Tagungsaktivitäten in der ehemaligen DDR. Akt Dermatol 2019; 45: 412-415
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Gollnick H.
DDG-Kongresse in der Nachkriegszeit und nach der Wiedervereinigung 1990. J Deutsch Dermatol Ges. Abstractband anlässlich der 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Vereinigung Deutschsprachiger Dermatologen e. V. in Berlin vom 1. bis 4. Mai 2019. AKS 01/06: 5
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Berghausen B.
Einblicke in das DDG-Archiv-Berlin. J Deutsch Dermatol Ges. Abstractband anlässlich der 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Vereinigung Deutschsprachiger Dermatologen e. V. in Berlin vom 1. bis 4. Mai 2019. AKS 01/07: 5-6
- 4 Wendt V. Neue Gedenktafel für die von den Nationalsozialisten ermordeten oder in den Suizid getriebenen jüdischen Dermatologinnen und Dermatologen in Deutschland in der Klinik für Dermatologie der Charité enthüllt. J Deutsch Dermatol Ges 2019; 17: 873-876
- 5 Plewig G. Verachtet Verfolgt Vertrieben Vernichtet und dennoch Vergeben. Wissenschaft bleibt unauslöschlich, damals und heute. J Deutsch Dermatol Ges 2019; 17: 877-879