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DOI: 10.1055/a-1310-7249
Remdesivir enttäuscht bei moderaten Verläufen
In den USA steht Remdesivir nach der ersten Notzulassung nun offiziell zur Verfügung. Schwer an COVID-19 Erkrankte hatten verkürzte Verläufe, wobei die klinische Effektivität des Nukleotidanalogons weiter diskutiert wird. In der randomisierten Studie bekamen moderat betroffene Patienten 5 oder 5 – 10 Tage Remdesivir. Das Medikament wirkte, allerdings mit ungewisser klinischer Relevanz.
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Remdesivir hemmt die RNA-Polymerase und somit die RNA-Synthese, Replikation und Virusvermehrung. Das antivirale Wirkungsspektrum ist breit und schließt RSV-, Ebola- und Coronaviren ein. An der Studie nahmen 105 Kliniken in den USA, Europa und Asien teil. Sie war beschränkt auf stationäre Patienten mit einer moderaten Lungeninfiltration und einer Sauerstoffsättigung > 94 % bei Raumluft. Zu den Ausschlusskriterien gehörten vorbestehende Nieren- und Leberinsuffizienzen. Die Randomisierung erfolgte in 3 Gruppen mit Remdesivir (5 Tage), Remdesivir (6 – 10 Tage) und der Standardversorgung. Die Ärzte füllten täglich eine Ordinalskala zum klinischen Status aus:
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Tod
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stationär, maschinelle Beatmung/ECMO
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stationär, nichtinvasive Beatmung
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stationär, Low-flow-Sauerstoff
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stationäre Versorgung ohne Sauerstoffinsufflation
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stationär, Standard und Sauerstoff nicht erforderlich
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nicht stationär
Primärer Endpunkt war die Verbesserung an Tag 11, also ein stärkerer Punkteanstieg im Vergleich zum Standard. Weitere Endpunkte waren unerwünschte Wirkungen und die Ergebnisse während der Behandlung (präspezifiziert u. a. Zeit bis zur Erholung, Ausmaß der Besserung in welcher Zeit, Zeit bis zur Sauerstoffentwöhnung, Zeit bis zur Entlassung).
Insgesamt 584 Patienten > 12 Jahre erhielten 5 Tage Remdesivir (n = 191), den 10-Tage-Kurs (n = 193) oder den Standard (n = 200). Die Gruppen waren ausgeglichen hinsichtlich u. a. der ethnischen und Altersverteilung, des BMI, der weiteren Medikation, der klinischen Ausgangslage und der Komorbidität. 56 % hatten kardiovaskuläre Erkrankungen, 42 % eine arterielle Hypertonie, 40 % Diabetes und 14 % Asthma. An Tag 1 erhielten 16 % (5 Tage Remdesivir), 12 % (10 Tage Remdesivir) und 19 % (Standard) wegen einer klinischen Verschlechterung Sauerstoff. Das mittlere Intervall von ersten Symptomen bis zu Tag 1 der Studie betrug 8 – 9 Tage.
Von 91 % der Erkrankten lagen komplette Datensätze für 28 Tage Beobachtungszeit vor. Verglichen mit dem Standard, bestand für die 5-Tage-Gruppe eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für eine klinische Verbesserung an Tag 11.
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OR 1,65 (95 %-KI 1,09–2,48; p = 0,02).
Patienten der 10-Tage-Gruppe profitierten nicht von Remdesivir (p = 0,18). Die präspezifizierten explorativen Endpunkte unterschieden sich für die Gruppen nicht signifikant. Dies galt auch für die Dauer der externen Sauerstoffzufuhr und die Dauer des stationären Aufenthalts.
Etwa jeder zweite Patient hatte unerwünschte Wirkungen. Die Nebenwirkungsrate unterschied sich nur beim Standard und der 10-Tage-Gruppe signifikant. Remdesivir verursachte häufiger Übelkeit, Hypokaliämie und Kopfschmerzen. Schwere Nebenwirkungen kamen beim Standard am häufigsten vor (9 % vs. 5 % vs. 5 %).
Fünf Tage Remdesivir waren mit einem besseren klinischen Gesamtergebnis an Tag 11 assoziiert. Bei den einzelnen Kriterien kürzte Remdesivir die Behandlung nicht signifikant ab und besserte die klinische Lage nicht signifikant. Wegen der geringen Effektgröße sind sich die Autoren nicht sicher, wie bedeutsam Remdesivir tatsächlich für die Verläufe war. Die 28-Tage-Mortalität betrug 1 % (5 Tage Remdesivir), 2 % (10 Tage Remdesivir) und 2 % (Standard).
Dr. med. Susanne Krome, Melle
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Publication History
Article published online:
12 February 2021
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