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DOI: 10.1055/a-1328-9543
Behandlung von COVID-19-Patienten mit milder oder moderater Erkrankung
Seit dem Bekanntwerden erster Infektionen mit einem neuen Coronavirus Ende 2019 in Wuhan, China, hat sich SARS-CoV-2 weltweit ausgebreitet und eine Pandemie ausgelöst. R. T. Gandhi et al. diskutieren in einem Übersichtsartikel das Management von Patienten mit einer mild oder moderat verlaufenden COVID-19-Erkrankung. Zudem wird der Fall eines 73-jährigen Patienten besprochen.
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Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann asymptomatisch verlaufen oder auch zu einer kritischen Erkrankung führen. Diese deckt somit ein breites klinisches Spektrum ab. Die Diagnose einer COVID-19-Erkrankung erfolgt idealerweise durch den Nachweis von SARS-CoV-2-RNA mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Antigentests haben sich als weniger sensitiv erwiesen, diese erbringen allerdings rasche Ergebnisse. Bei Patienten mit Symptomen (bspw. Husten, Fieber, gastrointestinale Symptome) beträgt die mediane Inkubationszeit zwischen 4 und 5 Tagen. Bei 97,5 % treten die Symptome innerhalb von 11,5 Tagen nach der Infektion auf. Zu den Risikofaktoren, die mit Komplikationen einhergehen, zählen ein höheres Alter, kardiovaskuläre Erkrankungen, eine chronische Lungenerkrankung, Diabetes sowie Fettleibigkeit.
Krankheitsmanagement
Das Management von COVID-19-Patienten richtet sich nach der Schwere ihrer Erkrankung. 81 % der Patienten hatten laut Daten aus China einen milden oder moderaten Krankheitsverlauf, bei 14 % war dieser hingegen schwer, und 5 % erreichten ein kritisches Erkrankungsstadium. Im Fall von milden Zeichen und Symptomen ist eine weitere Evaluierung der Patienten generell nicht notwendig. Die Patienten, die einen milden Verlauf zeigen, erholen sich in aller Regel zu Hause mithilfe von unterstützenden Behandlungsmaßnahmen sowie Isolation. Im Fall einer moderat ausgeprägten Erkrankung sollten die Patienten eng überwacht werden, ggf. ist eine Hospitalisierung notwendig. Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf sollten in jedem Fall in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Treten bei Patienten mit einer ursprünglich milden Erkrankung neue oder krankheitsverschlechternde Symptome auf (z. B. Atemnot), ist eine zusätzliche Evaluierung erforderlich. Bei Patienten mit Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf besteht die Notwendigkeit, diese in Bezug auf eine Krankheitsverschlechterung sorgfältig zu überwachen. Bei hospitalisierten Patienten mit einer schweren COVID-19-Erkrankung haben sich Remdesivir und Dexamethason als nützlich erwiesen. Im Fall von Patienten, die einen moderaten Krankheitsverlauf aufwiesen, war Dexamethason hingegen nicht wirksam und sogar möglicherweise schädlich.
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Fallbeispiel eines 73-jährigen Patienten
Der allein lebende Mann litt unter Bluthochdruck sowie einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. Er hatte zudem seit 2 Tagen Fieber, Husten sowie Atemnot. Die Autoren empfehlen einen PCR-Test auf SARS-CoV-2 sowie eine Röntgen-Aufnahme des Thorax. Der Patient sollte zudem einer Untersuchung unterzogen werden, insbesondere hinsichtlich einer Hypoxämie. Hierbei sei darauf zu achten, dass der Patient eine Maske trägt. Bei Vorliegen einer Hypoxämie sei eine geeignete Behandlung einzuleiten. Die Autoren empfehlen zudem die Gabe eines Angiotensin-Rezeptor-Blockers sowie eines inhalierbaren Glukokortikoids. Der Patient sollte für 10 Tage nach Symptombeginn isoliert werden, und zwar bis zum Rückgang des Fiebers für mindestens 24 Stunden und bis zu einer Milderung aller anderen Symptome.
Die Autoren verweisen darauf, dass nach wie vor viele Unsicherheiten hinsichtlich der Verbreitung sowie des Managements von COVID-19 bestehen. Um für Patienten mit einem milden oder moderaten Krankheitsverlauf eine standardisierte Behandlung zu etablieren, seien mehr Daten nötig. Sie fordern zudem eine Evaluierung von Strategien für einen besseren Infektionsschutz von besonders exponierten Personen.
Dr. Frank Lichert, Weilburg
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Publication History
Article published online:
16 March 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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