Key words
technical aspects - imaging sequences - health policy and practice - cost-effectiveness
- MR-imaging
Einführung
Die moderne Medizin ist durch den stetig wachsenden Bedarf an Ressourcenmanagement
gekennzeichnet. In diesem Kontext sind Begrifflichkeiten wie Effizienzsteigerung und
in den bildgebenden Disziplinen die Scannerauslastung Kenngrößen, mit denen Kliniken
und Praxen gleichsam konfrontiert sind. In der MRT stellt die Reduktion der Sequenzzahl
eine offensichtliche, aber nur begrenzt einsetzbare Möglichkeit zur Effizienzsteigerung
dar. Inwiefern alternative Sequenz- oder Beschleunigungstechniken, wie z. B. parallele
Bildgebung [1] oder eine Umstrukturierung von Prozessketten [2], bei Terminplanung, Patientenvorbereitung und -führung wirksam oder kosteneffizient
sind, ist nur durch eine Prozessmetrisierung und -analyse zu belegen.
An den Scannern stehen neben den im DICOM-Header verfügbaren Zeitstempeln der Bilddaten
Verlaufsdaten in Form sogenannter „Logfiles“ zur Verfügung. In diesen werden ununterbrochen
zahlreiche Zustände und Veränderungen der Scanner protokolliert. Das beinhaltet am
Beispiel der MRT Eigenschaften wie z. B. Scannerzustände, verwendete Untersuchungsprotokolle
und -sequenzen, eingesetzte Spulen, die Bewegung des Patiententisches und Fehlermeldungen.
Auch die entsprechenden Zeitpunkte der Veränderungen werden protokolliert. Diese Daten
stellen z. B. dem Service notwendige Informationen bei Wartung oder Problembehebung
zur Verfügung. Außerhalb des Servicegedankens werden sie vom Nutzer jedoch nicht verwendet.
Nutzer und Hersteller könnten z. B. für Prozessoptimierungskonzepte oder individuell
optimierte Beratungsstrategien von diesen Daten profitieren.
Die vielschichtige Natur dieser Daten gibt Aufschluss auf ihre weitreichende Nutzbarkeit.
Neben typischen bzw. notwendigen Einstellungen durch die durchführende medizinisch-technische
Assistenz sind auch die Dauer abgebrochener oder wiederholter Sequenzen und Planungszeiten
ableitbar, was zu einer präziseren Darstellung der Betriebszeiten führt, als es beispielsweise
über die Zeitstempel gespeicherter Bilddaten möglich wäre. Ebenso sind nur auf einer
solchen Datenbasis abgeleitete Informationen, wie z. B. die Berechnung der Wechselzeit
als Differenz der Zeitpunkte vom Ende einer Untersuchung bis zum Beginn der Folgeuntersuchung
oder Leerlaufzeiten zwischen Planungsschritten und diagnostischen Sequenzen, auswertbar.
Das erlaubt, weiterführende Analysen der Scanner-, Protokoll- oder Sequenznutzung
und von Änderungshäufigkeiten durchzuführen und Rückschlüsse auf Schwachstellen in
Protokollen oder Ablaufverzögerungen zu analysieren.
Damit sind die Daten hervorragend geeignet, eine Prozessanalyse und -optimierung durch
den Nutzer selbst oder durch Applikationsspezialisten, ob als Baustein von Prozessoptimierungsketten
[2]
[3]
[4] oder als eigenständiges Informationsmedium, durchzuführen. So wird z. B. die Möglichkeit
geschaffen, komplexe oder zeitintensive Protokolle zu identifizieren und zu vereinfachen.
Eine solche Analyse erlaubt auch das Erkennen häufig wiederholter Sequenzen als verbesserungs-
oder schulungsbedürftig. Zudem hat ein solches Konzept das Potenzial, zur Entscheidungsfindung
eingesetzt zu werden, z. B. vor Investition in Beschleunigungstechniken [5].
Ziel dieser Arbeit war es daher, in einer Machbarkeitsstudie den Aufbau und die Entwicklung
einer PowerBI-basierten (Microsoft, USA) Auswertungsstrategie automatisch generierter
Logfiles auf der Ebene der Scanner- und Protokollnutzung vorzustellen. Zu diesem Zweck
sollten die Daten eines in der stationären Routineversorgung eingesetzten MR-Scanners
bewertet und werktägliche Abläufe sowie Protokoll-Nutzungshäufigkeiten vergleichend
analysiert werden. Dazu werden tagesaggregierte Daten, die eine allgemeine Nutzungsanalyse
des Scanners zulassen, und protokollaggregierte Daten, die Einblicke in die Durchführung
auf Protokollebene erlauben, vorgestellt. Beispielhaft soll die Altersabhängigkeit
einzelner Parameter des MRT-Scans analysiert werden.
Material und Methoden
Studienplanung
Im Vorfeld der methodischen Implementierung wurde das Einverständnis der Mitarbeiter
sowie des Personalrats zu diesem Projekt eingeholt, da sich über den Abgleich mit
Dienstplänen oder den Befundeinträgen im RIS (Radiologie-Informationssystem) eine
Auswertung der Leistung einzelner Mitarbeiter erzielen lassen könnte. Ebenso wurde
vor Projektbeginn die Zustimmung des Datenschutzbeauftragten und der Ethikkommission
erreicht. Da ausschließlich pseudonymisierte Daten retrospektiv und nach Anonymisierung
bewertet wurden, wurde die Studie seitens der Ethikkommission von einer erneuten Aufklärungs-
bzw. Einwilligungspflicht freigestellt.
Infrastruktur und EDV-Konzept
Die Analyse wurde an Daten eines im Jahr 2006 installierten klinischen Routine MRT-Scanners
(1,5T; Achieva, v3.2.2, Philips, Best, NL) durchgeführt, der arbeitstäglich zwischen
8:00 Uhr und 20:00 Uhr, freitags bis 18:00 Uhr mit Option auf notfallbedingte Verlängerung
auf 20:00 Uhr, eingesetzt wird. Wochenenden, Feiertage sowie ganztägige Scannerausfälle
durch Wartung oder technischen Defekt wurden von der Analyse ausgeschlossen. Dafür
wurden nur Tage berücksichtigt, an denen aus mindestens 6 Stunden Scanbetrieb Daten
vorlagen. Untersuchungen mit wissenschaftlichem Charakter (Studien, Protokollvalidierung
bzw. -optimierung) sowie klinische Untersuchungen < 15 und > 75 min wurden ausgeschlossen,
um vorzeitige Scanabbrüche oder Situationen wie Notfälle o. ä. auszugrenzen.
Die mehrschrittige, automatisierte und tagesaktuelle Datenverarbeitung beinhaltete
zunächst, wie in [Abb. 1] schematisch dargestellt, den nächtlichen Transfer der Logfiles auf den Analyseserver.
Zentrales Element der Analyse stellt die anschließende automatische Extraktion der
relevanten Informationen zu den Untersuchungsabläufen (Zeitstempel und Ereignisse)
und die daraus mögliche Ableitung bzw. Definition einer Vielzahl von Parametern dar.
Als Beispiel dient die Tischvorbereitungszeit („Table Setup Time“), die als Intervall zwischen der ersten Tischbewegung einer Untersuchung bis zur
letzten Tischbewegung vor dem Start der ersten Sequenz, typischerweise einem Übersichtsscan
(Survey), festgelegt wurde. Die ausgewerteten Parameter dieser Arbeit sind in [Abb. 2] illustriert und ihre Definitionen im Anhang aufgeführt. Die so aufbereiteten und
inhaltlich aggregierten Daten wurden einer Datenbank (Microsoft, SQLExpress) zugeführt,
um dann mittels PowerBI visualisiert oder alternativ für Auswertungen z. B. mit weiteren
Statistikprogrammen in Tabellenform exportiert zu werden.
Abb. 1 Schematische Darstellung der automatischen, tagesaktuellen Datenverarbeitung der
Logfile-Analyse.
Abb. 2 Schema der Begrifflichkeiten der Logfile-basierten Prozessanalyse an einem MRT. Die
hier gezeigten Zeitpfade werden von der ersten zur dritten Zeile zunehmend detaillierter
und entsprechen den durch gestrichelte Linien angezeigten Bereichen. Definitionen
finden sich im Anhang.
Die Installation des Systems erforderte lediglich die Einbindung des Analyseservers
(kommerzieller Desktop-Computer mit Netzwerkkarte) in das abgesicherte Kliniknetzwerk.
Die Bereitstellung der Logfiles erfolgte mittels einer dazu vom Hersteller aufgebauten,
verschlüsselten Datenverbindung der MRT-Scanner zum Analyserechner. Andere Modifikationen
an Hard- oder Software des MRT-Scanners waren nicht notwendig. Den Zugriff auf Bilddaten
oder Patientenakten ermöglicht das System ebenso wenig wie eine Verbindung mit dem
öffentlichen Internet.
Neben den in [Abb. 2] aufgeführten und anhand der Logfile-Einträge definierten Parametern wurden Effgesamt und EffScan als Beispiele abgeleiteter Kenngrößen berechnet, die zur Effizienzbeurteilung eingesetzt
werden können, indem sie den Anteil der diagnostischen Scanzeit (Diagnostic Scan Time) an der Gesamtuntersuchungsdauer (Exam Duration) bzw. den Anteil an der um die Vor- und Nachbereitungsvorgänge bereinigten Scandauer
(Scan Duration) wiedergeben.
Es stand jeweils eine Aggregation der Parameter auf Tagesebene und auf Protokollebene
zur Verfügung. Zur Nutzungsanalyse wurden die Häufigkeiten der genutzten Protokolle
aus einem vordefinierten Pool von ca. 140 am Scanner hinterlegten Protokollen durchgeführt.
Dabei wurden einerseits die 5 häufigsten Protokolle gesucht, zum anderen wurde analysiert,
welche n Protokolle mindestens n-mal genutzt wurden. Außerdem erfolgte eine inhaltliche
Kategorisierung der Untersuchungsprotokolle in kraniozervikal, kardiothorakal, abdominopelvin,
Extremitäten, streng vaskulär und spinal. Die Kategorie „Sonstige“ beinhaltete namentlich
geführte Protokolle, die beim Export vom Scanner anonymisiert wurden. Zur Analyse
von Altersbezügen wurden Ergebnisse auf die in [Abb. 3] ersichtlichen Altersgruppen bezogen.
Abb. 3 Altersverteilung im untersuchten Kollektiv. Begleitend ist beispielhaft die altersabhängige
Gesamtuntersuchungszeit (Exam Duration) in Minuten aufgezeigt. * zeigt statistische
Signifikanz gegenüber allen anderen Altersgruppen an, + zeigt statistische Signifikanz
gegen Altersgruppen 12–30, 31–40 und 51–60, o zeigt statistische Signifikanz gegenüber
Altersgruppe > 80 an.
Statistik
Daten werden als Mittelwert ± Standardabweichung jeweils mit Minimum und Maximum (Min;
Max) sowie Median angegeben. Zur statistischen Bewertung wurden SPSS 26 (IBM, USA)
genutzt. Da Shapiro-Wilk- und Kolmogorov-Smirnov-Test eine Normalverteilung ablehnten,
wurde zum Vergleich bei unabhängigen Stichproben (z. B. häufig genutzte Protokolle
vs. übrige Protokolle) ein Mann-Whitney-U-Test durchgeführt. Im Vergleich nicht normalverteilter
Daten mit gruppierten Daten wie Alterskollektiven kam eine paarweise Testung mittels
Kruskal-Wallis-Test zum Einsatz, die bei wiederholtem Testen eine Bonferroni-Korrektur
beinhaltete.
Ergebnisse
Kollektiv
Im Beobachtungszeitraum 09/2018–02/2020 wurden kontinuierlich alle Untersuchungen
des Scanners der Auswertung zugeführt. Nach Ausschluss aufgrund geringer Nutzungsdauer
wurden Daten von 357 Werktagen berücksichtigt. Es standen Daten von n = 3936 Untersuchungen
zur Verfügung; n = 277 wurden ausgeschlossen: Dauer < 15 min n = 68, Dauer > 75 min
n = 44, Studien etc. n = 165. Es resultierten n = 3659 Studien, die in die statistische
Betrachtung eingingen. Die Gesamtheit der untersuchten Patienten war 56,3 ± 21,8 Jahre
alt (Median 60,5 Jahre), darunter 50,4 % Frauen und 49,6 % Männer mit einem Gewicht
von 76,0 ± 20,7 kg (Median 76 kg). Die gruppierte Altersverteilung ist in [Abb. 3] dargestellt.
Die Untersuchungen verteilten sich auf die Regionen abdominopelvin (1534; 41,9 %),
Extremitäten (736; 20,1 %), spinal (510; 13,9 %), kardiothorakal (370; 10,1 %) und
kraniozervikal (292; 8,0 %) ([Abb. 4]). Reine Gefäßuntersuchungen waren seltener (108; 3,0 %). Die Verteilung der Protokolle
zeigte außerdem, dass von den 140 am Scanner vordefinierten Protokollen 30 Protokolle
mindestens 30-mal im Beurteilungszeitraum zum Einsatz kamen und 63 Protokolle mehr
als 10-mal zum Einsatz kamen.
Abb. 4 Regionale Verteilung der Untersuchungsprotokolle und Vergleich der Häufigkeitsunterschiede
mit den durchschnittlichen Untersuchungszeiten. Mit Ausnahme der Vergleiche unter
den Lokalisationen abdominopelvin, Extremitäten und kraniozervikal zeigten alle Unterschiede
statistische Signifikanz.
Tagesaggregierte Analyse
Die tagesaggregierten Daten geben einen Überblick über den Scannereinsatz. Im Durchschnitt
wurden täglich 11,1 ± 2,2 (Median 11) Untersuchungen durchgeführt, die die Einschlusskriterien
erfüllten. Der Scanner wurde durchschnittlich 10,4 ± 1,5 Stunden pro Tag betrieben
(Median 10,8). Einen Überblick über die aufsummierten Kennzahlen des Scanbetriebs
gibt Tab. A1 wieder. Dabei verhalten sich Tagesmittel und Gesamtmittel gleichsinnig. Entsprechend
der kürzeren Betriebsdauer am Freitag waren die Betriebszeiten freitags geringer (siehe
[Abb. 5]), zeigten aber bei optionalem Notfallbetrieb eine größere Streubreite. Während die
nominelle Betriebsdauer Montag bis Freitag eine Gesamtscanzeit von 14 Std. ermöglicht,
liegt die tatsächliche Betriebszeit (Operation Time) unter diesem Wert, was insbesondere auf die ausgeschlossenen Untersuchungen zurückzuführen
ist.
Abb. 5 Analyse der innerhalb der Scan Duration ablaufenden Prozesse in Bezug zur tatsächlichen
Betriebszeit (Operation Time; graue Boxplots) und der maximal möglichen täglichen
Betriebsdauer des Scanners, jeweils als Mittelwerte der Tagessummen für die verschiedenen
Wochentage.
Analyse auf Protokollebene
Die Analyse auf Protokollebene erlaubt die Bewertung der für ein oder mehrere Protokolle
charakteristischen Parameter. Hierzu wurden die 5 am häufigsten genutzten Protokolle
entsprechend der in [Abb. 2] vorgestellten Ablaufparameter analysiert und mit der Gesamtheit der Untersuchungen
bzw. der anderen Protokolle vergleichen. Tab. A2 gibt eine Übersicht über die entsprechenden Werte. Während die Mittelwerte und Mediane
der Untersuchungsparameter im Kontext der Scannerabläufe nur gering variierten, zeigten
die Unterschiede, die eine Tendenz zu besser optimierten Top-5-Protkollen aufwiesen,
teils statistische Signifikanz. Hervorzuheben ist die zuweilen erhebliche Varianz
der Werte innerhalb der jeweiligen Protokolle, ausgedrückt durch minimale und maximale
Messwerte.
Bezogen auf die Altersverteilung setzte sich der in [Abb. 3] dargestellte Trend etwas längerer Exam Durations bei den 0–3 und 4–10-Jährigen im Vergleich zu den Altersstufen bis 80 Jahren auch
bei der Scan Duration und der Total Diagnostic Scan Time fort, wobei die Unterschiede bei den übrigen Parametern weniger offensichtliche Trends
aufwiesen. Dabei sind bei den 0–3 und den 4–10-Jährigen im Mittel je ein zusätzlicher
Scan durchgeführt und ein Scan wiederholt worden.
Mit Blick auf die Protokollregionen zeigt [Abb. 4] eine deutlich verlängerte Exam Duration für kardiothorakale und für die unter „Sonstige“ subsummierten Protokolle. Für Scans
beider Regionen konnte eine höhere Zahl von Scans und wiederholten Scans gezeigt werden.
Wie aus [Abb. 6] ersichtlich, zeigen diese Protokolle vor allem längere Planungszeiten und Idle Times. Diese Beobachtung gilt insbesondere für die Gefäßprotokolle, bei denen das Verhältnis
von tatsächlicher Scanzeit zu Planungszeit und Idle Time noch ungünstiger ist. Ursächlich dürfte hier die Wartezeit zwischen zeitaufgelöster
MR-Angiografie der Unterschenkel und statischer MR-Angiografie der Becken- und Beinarterien
sein, um bereits KM renal zu filtrieren.
Abb. 6 Darstellung der innerhalb der Scan Duration ablaufenden Prozesse bezogen auf die
7 definierten Regionen. Die Farbkodierung entspricht [Abb. 4].
Für eine Ablaufoptimierung von besonderem Interesse sind Effizienzanalysen. Während
EffScan durchschnittlich 90,6 ± 7,4 % betrug, weist die Effgesamt mit 69,6 ± 17,6 % auf das Optimierungspotenzial im Bereich von Lagerung und Scanvorbereitung
hin. Tab. A2 gibt einen Überblick über die Effizienzen bei den häufigen und den selteneren Protokollen.
Es zeigte sich eine relevante Streubreite zwischen minimalem und maximalem Wert. Bezogen
auf die Alterskategorien zeigt die Effgesamt im Kruskal-Wallis-Vergleich keine Signifikanz der geringen Unterschiede. Die Unterschiede
in der EffScan zwischen den Altersgruppen hingegen wiesen die in [Abb. 7] dargestellten Unterschiede mit statistischer Signifikanz auf. Dass die Unterschiede
der reduzierten EffScan der Gruppe der 71–80-Jährigen zu den übrigen Werten keine statistische Signifikanz
aufwiesen, dürfte in der hohen Streubreite der Ergebnisse in der Gruppe der älteren
Patienten erklärt sein.
Abb. 7 Darstellung der Scaneffizienz EffScan bezogen auf die Altersgruppen. Unterschiede mit statistischer Signifikanz ergaben
sich im Vergleich der Gruppe 21–30 Jahre zu den mit * markierten Werten und zwischen
den 31–40 und den > 80-jährigen Patienten.
Die Betrachtung der Scaneffizienz bezogen auf die regionale Zuordnung der Protokolle
ist in [Abb. 8] wiedergegeben. Der Kruskal-Wallis-Test belegte statistische Signifikanz der Scaneffizienzen
Effgesamt und EffScan mit Ausnahme des Vergleichs abdominopelvin/kraniozervikal.
Abb. 8 Häufigkeit und Effizienz EffScan der Protokollregionen. Mit Ausnahme des Vergleichs abdominopelvin/kraniozervikal
weisen alle Unterschiede zwischen den Scaneffizienzen statistisches Signifikanzniveau
auf.
Diskussion
Wir haben erfolgreich eine automatische, Logfile-basierte Prozessanalyse am Beispiel
eines klinischen 1,5T-MR-Scanners vorgestellt. Die Analyse und Arbeit mit den Daten
wird durch eine in PowerBI aufgesetzte, automatisch tagesaktuell generierte Auswertung
und Visualisierung der Ergebnisse ermöglicht, die hier nach wissenschaftlich-statistischen
Kriterien mittels SPSS unter Verwendung der identischen Daten nachvollzogen wurde.
Als Teil der detaillierten Prozessanalyse auf dem Gebiet der Scannernutzung wurden
tagesaggregierte und protokollbezogene Nutzungsanalysen vorgestellt.
Logfiles sind bereits an anderer Stelle zur Zuordnung von Protokollen zu Körperregionen
[6] und zur Identifizierung von überlangen Untersuchungen und zur Überwachung von Optimierungsansätzen
eingesetzt worden, in denen z. B. Protokolle verkürzt wurden [7]
[8]. Weiterführende Analysen dieser Daten wurden nicht durchgeführt, was möglicherweise
auf deren nichtautomatisierte Ansätze zurückzuführen ist. Die Logfile-Analyse ließe
sich zudem von der Prozessanalyse zu einem Controlling-Instrument erweitern, wenn
die aus den Logfiles erhältlichen Protokollinformationen mit Abrechnungsziffern entsprechender
Systeme [9] kombiniert werden. In der vorliegenden Arbeit standen jedoch die Ablaufanalyse und
perspektivisch die Identifizierung der zu optimierenden Prozesse im Vordergrund. Vor
diesem Hintergrund bieten sich die Daten auch als Grundlage für Prozessoptimierungsverfahren
an [2], z. B. bereits vorgestellter Maßnahmen zur Verbesserung des Ablaufs im MRT auf Basis
des „Lean Six Sigma“-Verfahrens [10]
[11]
[12]
[13], das auf der Identifizierung und Vermeidung ineffizienter Arbeitsschritte und der
Reduktion von Variabilität der verbleibenden Arbeitsschritte basiert. Erste überprüfende
Ansätze an Daten anderer Scanner zeigen, dass sich die vorgestellte Methodik dazu
eignet, Änderungen z. B. am Sequenzkonzept als Vorher/Nachher-Analyse anhand verschiedener
Parameter auf ihren Effekt zu überprüfen[5]. Während die Relevanz der in dieser Machbarkeitsstudie ausgewählten vorgestellten
Parameter oder des Effizienzbegriffs zunächst unbeantwortet bleibt, sind weitere überprüfende
Studien notwendig, die Bedeutung einzelner Parameter anhand entsprechender Fragestellungen
zu definieren und mit Leben zu füllen.
Unser Konzept hebt sich von anderen Nutzungsanalysen ab, die auf das Auslesen der
Zeitstempel des DICOM-Headers archivierter Bilddaten beschränkt sind. Die nur durch
die Logfile-Analyse erreichte Mehrdimensionalität der Daten stellt dabei gleichzeitig
Chance und Herausforderung dar. Einerseits können die Daten, wie hier exemplarisch
auf der Zeitachse zur Scannernutzungsanalyse anhand von tagesaggregierten Aussagen
und auf der Protokoll-Achse zur detaillierten Ablaufanalyse der Untersuchung demonstriert,
in vielen Dimensionen zusammengefasst werden. Das beinhaltet auch die hier noch nicht
gezeigte Möglichkeit, auf Patienten oder Sequenzen bzw. auf deren Eigenschaften zentriert
auszuwerten. Insbesondere die sequenzzentrierte Analyse, die z. B. Rückschlüsse auf
die Änderungshäufigkeit von Sequenzen erlaubt, ist zur Ablaufoptimierung, Problemerkennung
oder Mitarbeiterschulung vielversprechend. Ließe sich zeigen, dass innerhalb einer
Sequenz gehäuft adaptiert wird und es zu einer Verlängerung der Idle Time bzw. der Untersuchungszeit kommt, kann problemzentriert Abhilfe geschaffen oder nachgeschult
werden. Die Datenbankstruktur lässt jederzeit eine Identifizierung auch einzelner
Prozesse oder Prozessschritte zu, was allein mit der Auswertung der Zeitstempel der
DICOM-Daten nicht möglich ist.
Gleichzeitig stellen diese Möglichkeiten eine Herausforderung an die Form der Ergebnispräsentation
und -nutzung dar. Eine rein explorative Herangehensweise birgt die Gefahr, den Fokus
zu verlieren. Aus der Erfahrung der Autoren sind vordefinierte, auf spezifische Fragestellungen,
wie z. B. auf die Prozessanalyse, abgestimmte Auswertungen sinnvoll. Diese profitieren
von den sich stetig aktualisierenden Daten innerhalb der Datenbankstruktur und erlauben
so eine tagesaktuelle bzw. auf frei wählbare Zeitabschnitte eingrenzbare und dadurch
auch vergleichende Auswertung [5].
Seine Stärken voll ausspielen könnte ein solches System in der Kombination mit Informationen
des Klinikinformationssystems (KIS) und unter Einbindung infrastruktureller Umgebungsvariablen
[14]. Informationen zum Patienten, z. B. Gehfähigkeit, Unterstützungsbedarf und Kommunikationsfähigkeit,
würden eine erweiterte Datenstruktur ermöglichen, über die auch Ablaufprojektionen
erzielt werden könnten. Führt man diese Variablen und die tagesaktuelle Datenlage
mit Konzepten der künstlichen Intelligenz zusammen, scheinen Projektionen zum erwarteten
Prozessablauf oder selbstlernende Terminplanungen möglich.
Es liegt in der Natur einer Machbarkeitsstudie, dass diese zahlreichen Limitationen
unterliegt. Die SPSS-basierte Neuauswertung bedient einerseits den wissenschaftlichen
Anspruch einer Auswertung und überprüfender Statistik. Dadurch wurde ein Umweg vollzogen,
der für den praktischen Einsatz nicht notwendig ist, indirekt jedoch die einfacher
und direkt mittels PowerBI visualisierbaren Ergebnisse zu validieren vermag. Prinzipiell
ist jedoch auch PowerBI in der Lage, statistische Berechnungen zu integrieren. Ebenso
kann die bisher herstellerspezifische Entwicklung als Einschränkung gesehen werden.
Der Transfer des Konzepts auf Scanner anderer Hersteller ist prinzipiell umsetzbar,
setzt aber einen Anpassungsbedarf und erfolgreichen Umgang mit proprietären Datenformaten
voraus. Die hier zur Demonstration genutzten Daten eines einzelnen Scanners aus der
klinischen Routine ergeben ein nicht generalisierbares Bild einer spezifischen Scannernutzung.
Zur Eingrenzung der Daten wurden Filter eingesetzt, die im Rahmen der Machbarkeitsstudie
zu einer vereinfachten Darstellung führen, die weder die Anforderungen noch Zustände
z. B. eines Praxis- oder optimierten Ambulanzbetriebs oder anderer Kliniken wiedergeben.
Zusammenfassend stellen wir mit der Logfile-Analyse eines MRT-Scanners ein Konzept
vor, das Grundlage für weitere Entwicklungsschritte darstellt. Es verspricht neue
Möglichkeiten in der Prozessanalyse, die auf den individuellen Nutzer bzw. die Fragestellung
abgestimmt werden können. Damit können Fragestellungen aus Sicht des Unternehmers,
des Applikationsspezialisten, aber auch der Entwicklungsabteilung beantwortet werden
und optimalerweise Mehrwert auf jeder Ebene erzeugen.