Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2021; 16(04): 399-413
DOI: 10.1055/a-1351-3879
Polytrauma

Interdisziplinäres Schockraummanagement und Behandlung von Schwerverletzten

Bertil Bouillon
,
Matthias Froehlich
,
Michael Caspers

Das Schockraummanagement ist eine interdisziplinäre und interprofessionelle Teamleistung, die geprägt ist von klarer Kommunikation und eintrainierten Algorithmen. Der Schockraum ist das Bindeglied zwischen präklinischer Initialstabilisierung und definitiver Therapie. Hier müssen wichtige und richtungsweisende Entscheidungen bezüglich Diagnostik und Therapie unter Zeitdruck getroffen werden. Die Qualität der Schockraumversorgung hat somit einen wesentlichen Einfluss auf das Behandlungsergebnis des Patienten.

Kernaussagen
  • Der Schockraum ist das Bindeglied zwischen präklinischer Initialstabilisierung und definitiver Therapie. Hier müssen wichtige und richtungsweisende Entscheidungen bezüglich Diagnostik und Therapie unter Zeitdruck getroffen werden.

  • Zielsetzung der Initiative TraumaNetzwerk DGU war die Bildung eines strukturierten, flächendeckenden Verbundes von qualifizierten Kliniken zur Schwerverletztenversorgung nach einheitlichen Versorgungs- und Qualitätsstandards.

  • Mit Zertifizierung der Traumanetzwerke konnte eine bundesweit flächendeckende Versorgung von Schwerverletzten in Deutschland erreicht werden.

  • In Deutschland ist ATLS (Advanced Trauma Life Support) seit 2006 im Weißbuch der DGU als Standardvorgehen definiert.

  • Der Primärcheck (Check der Vitalfunktionen) soll systematisch die akuten Probleme des Patienten bezogen auf seine Vitalfunktionen konsequent aufdecken. Dabei sollen die Punkte nach dem ABCDE-Schema systematisch abgearbeitet werden.

  • Erst wenn der Patient nach dem Primärcheck stabilisiert ist, schließt sich als Sekundärcheck (Check der Anatomie) die körperliche Untersuchung des Verletzten von Kopf bis Fuß an.

  • Für die Aufrechterhaltung der Gerinnungsfunktion ist ein konsequenter Wärmeerhalt, ein frühzeitiges Erkennen von Gerinnungsstörungen sowie eine vorausschauende Gabe von Blutprodukten oder Gerinnungsfaktoren erforderlich.

  • Bei Veränderungen des Patientenzustands wird eine sofortige Reevaluation der Vitalfunktionen (Primärcheck) notwendig.

  • Ein Team-Time-Out zu drei definierten Zeitpunkten im Ablauf hat sich im Schockraum bewährt.



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Article published online:
11 August 2021

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