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DOI: 10.1055/a-1376-3666
Pandemischer Zytologie-Grundkurs (Teil I) und Hallesches Seminar Klinische Zytologie in der Pneumologie – Eine Online-Veranstaltung
Publication History
Publication Date:
16 March 2021 (online)
Nachdem der für das Frühjahr 2020 geplante Grundlagenkurs für Klinische Zytologie in der Pneumologie aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie abgesagt werden musste, war eine Kombination mit dem Halleschen Seminar für November geplant worden. Die Pandemiesituation ließ jedoch auch zu diesem Zeitpunkt eine Präsenzveranstaltung nicht zu. Aus diesem Grund erfolgte kurzfristig die Umplanung in eine pandemische Online-Veranstaltung, die vom 19. bis 21. November 2020 stattfand.
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Im Kursteil wurden zunächst Methoden der Materialgewinnung für die zytologische Diagnostik, mikroskopische Befunde ortsständiger Zellen, Malignitätskriterien am zytologischen Befund und Zellbefunde bei primären und sekundären Karzinomen der Lunge (Heine, Halle/S.; Beyer, Ballenstedt) vorgestellt. Durch eine Live-Übertragung aus dem Zytologielabor des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) konnten Biopsietechniken (Katheter- und Bürstenbiopsien, Feinnadelaspiration, Imprinttechniken und die Herstellung zytologischer Präparate sowie deren Färbung praxisnah demonstriert werden. Ein wesentlicher Schwerpunkt des Kurses war die Pleuraergussdiagnostik. Neben Grundsätzen der Diagnostik von Pleuraergüssen (Heine, Halle/S.) wurden Befunde von Mesothelzellen und deren reaktiven Veränderungen (Welker, Großhansdorf), zytologische Befunde bei benignen (Heine, Halle/S.) und malignen (Beyer, Ballenstedt) Ergussursachen vorgestellt. Lutz Welker (Großhansdorf) berichtete über die Möglichkeiten und Grenzen der zytologischen Mesotheliomdiagnostik. Die Vortragssitzungen wurden von Live-Demonstrationen mikroskopischer Befunde begleitet (Engels, Köln; Welker, Großhansdorf; Beyer, Ballenstedt; Heine, Halle/S.). Ein wesentlicher Bestandteil des Kurses war die BAL. Christian Weiß (Stollberg) stellte Indikationen und die Technik der BAL vor. Eine umfassende, sehr praxisbezogene Übersicht über BAL-Befunde und deren Interpretation gab Uwe Steffen (Wolfsburg).
Die beiden Hauptthemen des Zytologieseminars waren die neuroendokrinen Karzinome und die Heterogenität von Lungenkarzinomen. Jürgen Knolle (Halle/S.) stellte das Spektrum neuroendokriner Karzinome in der Lunge vor. Susanne Riha (Coswig) berichtete über Probleme der zytologischen Diagnostik kleinzelliger Karzinome. Ein wesentliches Thema waren differenzialdiagnostische Schwierigkeiten beim kleinzelligen Karzinom und die Möglichkeiten der Immunzytochemie (Engels, Köln). Außerdem wurde dargelegt, dass die Zytodiagnostik hervorragend für die Erkennung des Karzinoids geeignet ist (Heine, Halle/S.). Johann Schalleschak (Wien) stellte zytologische Befunde bei großzellig neuroendokrinen Karzinomen vor. Neben den Themen zur Histologie und Zytopathologie gab es Beiträge zur Klinik und zu therapeutischen Besonderheiten neuroendokriner Karzinome (Rittmeyer, Immenhausen) und zu (neuro-)endokrinen Tumoren bei MEN 1 und 2 (Dierks, Halle/S.).
Spannend waren die Vorträge zur Tumorheterogenität von Lungenkarzinomen in Resektaten (Bittmann, Rotenburg) und zu deren Erkennung im zytologischen Präparat. Wolfgang Schütte (Halle/S.) berichtete über die klinische und therapeutische Relevanz der Tumorherterogenität.
Im Rahmen von Live-Demonstrationen mikroskopischer Befunde wurden aktuelle Fälle vorgestellt und diskutiert. Die Möglichkeit, allen Teilnehmern die Sicht auf die Mikroskopiebefunde zu ermöglichen und die Falldiskussion zwischen Klinikern, Zytologen und Pathologen erwies sich als außerordentlich effektiv und lehrreich. Dieses Format sollte unbedingt auch bei künftigen Veranstaltungen wieder Berücksichtigung finden.
Traditionsgemäß stellte Claudia Wickenhauser (Halle/S.) in einem sehr umfassenden Update die aktuellen Daten zur Molekularpathologie des Lungenkarzinoms vor. In einem außerordentlich interessanten und exzellent vorgetragenen Beitrag aus dem anatomischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ging es um Untersuchungen zur NK-Zell-Funktionalität bei Adipositas (Kielstein, Halle/S.).
Bereichert wurde das Zytologieseminar durch die Demonstration interessanter Fälle (Soudah, Hannover; Taege, Eisleben; Opitz, Halle/S.; Elmas, Hamburg).
Ein besonderes Novum war ein Vortrag von Pascalis Ntolios aus Griechenland (Alexandroupolis) zu Problemen bei der Etablierung der klinischen Zytologie in der Pneumologie und ersten Erfahrung nach deren Einführung. Interessant war die Darstellung der speziellen Situation der Zytologie in Griechenland.
Abschließend wurde auf das COVID-19-Risiko bei der Herstellung, Bearbeitung und Beurteilung zytologischer Präparate eingegangen (Heine, Halle/S.). Dieses ist bei der Materialgewinnung und Herstellung der Präparate besonders hoch und bedarf dabei spezieller Schutzmaßnahmen, wie sie vom Robert-Koch-Institut und den Fachgesellschaften empfohlen werden. Von gefärbten Präparaten geht keine Gefahr aus.
Die Resonanz der Veranstaltung war durchweg positiv. Vermisst wurden aber persönliche Kontakte und die Möglichkeit, selbst zu mikroskopieren. Es scheint aber sinnvoll zu sein, in Zukunft Hybridveranstaltungen durchzuführen, um einen größeren Kollegenkreis die Teilnahme zu ermöglichen.
Grundlagenkurs Klinische Zytologie Teil II
10.–12. Juni 2021
Epitheliale Tumore der Lunge
Lymphknotenzytologie
Benigne intrathorakale Prozesse
Mesenchymale Tumore
Seminar Klinische Zytologie in der Pneumologie
05.–06. November 2021
Hauptthema: Pleuraergussdiadnostik
Primäre Lymphome der Pleura
Sekundäre Lymphome der Pleura
Mesotheliome
Anmeldungen:
Susan Arlt/Kerstin Marien
Medizinische Klinik III
Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara
Mauerstr. 5
06108 Halle/Saale
Tel.: 0049 345/213-4287 oder 4281
Fax: 0049 345/213-4282
s.arlt@krankenhaus-halle-saale.de
k.marien@krankenhaus-halle-saale.de
Dr. Ralf Heine, Halle/Saale
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