Pneumologie 2021; 75(05): 334-335
DOI: 10.1055/a-1408-7182
Pneumo-Fokus

COPD: Morphin verbessert krankheitsspezifischen Gesundheitsstatus

Verberkt CA. et al.
Effect of Sustained-Release Morphine for Refractory Breathlessness in Chronic Obstructive Pulmonary Disease on Health Status: A Randomized Clinical Trial.

JAMA Intern Med 2020;
 

Bei Patienten mit einer fortgeschrittenen chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) stellt chronische Atemnot eines der häufigsten Symptome dar. Im Rahmen der palliativen Versorgung kommt u. a. Morphin zum Einsatz, obwohl wenig über damit einhergehende unerwünschte Ereignisse sowie den resultierenden Gesundheitsstatus bekannt ist. Eine Studie aus den Niederlanden hat hierzu nun neue Ergebnisse vorgelegt.


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Bei der „Morphine for Treatment of Dyspnea in Patients With COPD (MORDYC-) Study“ handelte es sich um eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie. Eingeschlossen waren ambulante Patienten mit einer bestätigten COPD und einer moderat bis schwer ausgeprägten chronischen Atemnot trotz einer optimalen pharmakologischen und nichtpharmakologischen Behandlung. Die Patienten wiesen unter Verwendung des „modified Medical Research Council“ (mMRC) Schweregrade von II–IV auf. Die Studienaufnahme erfolgte zwischen November 2016 und Januar 2019. Die Studienteilnehmer erhielten über 4 Wochen in oraler Form entweder niedrigdosiertes Morphin (10 mg 2-mal tgl., mit der Möglichkeit nach 1 oder 2 Wochen auf eine 3-mal tägliche Einnahme zu erhöhen) oder Placebo. Als primären Outcome wählten die Autoren die Scores des „COPD Assessment Test“ (CAT), wobei höhere Scores für einen schlechteren Gesundheitsstatus standen, sowie den arteriellen Kohlendioxidpartialdruck (PaCO2). Zudem wurden unerwünschte Ereignisse erfasst.

Ergebnisse

Daten von 111 Patienten gingen in die Analyse ein. Die Morphin-Gruppe umfasste 54 Patienten und die Placebogruppe 57 Patienten. Das Durchschnittsalter betrug 65,4 Jahre, der Anteil männlicher Patienten war 54 %. Innerhalb der Morphin- und Placebogruppe schlossen jeweils 81 und 89 % die Behandlung ab. In Bezug auf den CAT-Score ergab sich bei einem Vergleich beider Studiengruppen eine Differenz von – 2,18 Punkte zugunsten der Gruppe, die Morphin erhalten hatte, vs. Placebo (p = 0,03). Der PaCO2 war innerhalb der Morphin-Gruppe gegenüber der Placebogruppe um 1,19 mmHg höher, die Differenz erwies sich allerdings als statistisch nicht signifikant (p = 0,55). Hinsichtlich der Atemnot waren keine Veränderungen feststellbar. In Bezug auf die Ergebnisse des 6-Minuten-Gehtests ergaben sich keine signifikanten Gruppenunterschiede. Die Atemfrequenz war signifikant verschieden zwischen den Studiengruppen, erneut zugunsten einer Morphin-Gabe (– 1,46; p = 0,04). Auch identifizierten die Autoren innerhalb einer Subgruppe von Patienten mit einem mMRC-Schweregrad von III–IV bei einem Vergleich zwischen einer Morphin- und Placebo-Gabe signifikante Unterschiede bezüglich einer Verbesserung schlimmster Atemnot (– 1,33; p = 0,03). In der Morphin- und Placebogruppe brachen jeweils 9 und 2 % der Patienten die Studie aufgrund von unerwünschten Ereignissen ab. Krankenhausaufnahmen bzw. Todesfälle im Zusammenhang mit dem Einsatz von Morphin traten nicht zutage.

Fazit

Laut Studienergebnis übt eine regelmäßige Einnahme von niedrigdosiertem Morphin über 4 Wochen einen positiven Effekt auf den krankheitsspezifischen Gesundheitsstatus von COPD-Patienten aus. Der PaCO2 blieb innerhalb der Studienperiode unbeeinflusst, und es kam zu keinen schweren unerwünschten Ereignissen. Laut den Autoren bestätigen die Ergebnisse die aktuelle Rolle von Morphin im Rahmen der palliativen Behandlung von chronischer Atemnot.

Dr. Frank Lichert, Weilburg


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Publication History

Article published online:
03 May 2021

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