Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(04): 320
DOI: 10.1055/a-1416-9512
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Systemische Sklerose erhöht das Krebsrisiko signifikant

Contributor(s):
Maddalena Angela Di Lellis
Morrisroe K. et al.
Incidence, Risk Factors, and Outcomes of Cancer in Systemic Sclerosis.

Arthritis Care Res 2020;
72: 1625-1635
 

    Aufgrund des Multiorgancharakters der systemischen Sklerose und des Mangels an wirksamen Therapien sind Morbidität und Mortalität hoch. Studien zeigen, dass Personen mit systemischer Sklerose im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Krebsrisiko aufweisen. Morrisroe et al. quantifizierten die Belastung durch Krebs bei australischen Patienten mit systemischer Sklerose mithilfe einer Datenverknüpfungsstudie.


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    Eine systemische Sklerose birgt ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Insbesondere Lungenkrebs in Verbindung mit einer interstitiellen Lungenerkrankung sowie Brustkrebs und Melanome treten vermehrt auf. Im Vergleich zu Patienten ohne Krebs hatten Patienten mit einer systemischen Sklerose und Krebs eine höhere Sterblichkeitsrate als auch höhere Gesundheitskosten. Die Forscher schlossen zwischen Januar 2008 und Dezember 2015 Patienten prospektiv in die multizentrische Australian Scleroderma Cohort Study (ASCS) ein, die an einer systemischen Sklerose litten und erhoben krankheitsbezogene, demographische und therapiebasierte Daten. Diese Daten führten die Experten über das australische Institut für Gesundheit und Wohlergehen mit dem jeweiligen staatlichen Krebsregister, der Datenbank für Krankenhauseinweisungen, der Datenbank der Notaufnahme und dem medizinischen Leistungskatalog zusammen, wodurch sie alle Krebsdiagnosen, Krankenhauseinweisungen, Notaufnahmen und die Inanspruchnahme der ambulanten Versorgung erfassen konnten. Anschließend leiteten die Wissenschaftler standardisierte Inzidenz- und Mortalitätsraten relativ zur allgemeinen australischen Bevölkerung ab, berechneten die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit systemischer Sklerose mit Krebs im Vergleich zu Patienten ohne Krebs und quantifizierten die Kosten des Gesundheitswesens mittels Datenverknüpfung.

    Die Kohorte bestand aus 1.727 Patienten mit systemischer Sklerose, von der die Mehrheit weiß (92,1%) und weiblich (85,9%) war. Patienten mit systemischer Sklerose, die an Krebs litten, wiesen eine >2fach höhere Gesamtmortalität als die australische Allgemeinbevölkerung und als Patienten mit systemischer Sklerose ohne Krebs auf. Bei jenen Patienten mit Krebs erwies sich die primäre Todesursache bei 58,1% als nicht mit systemischer Sklerose assoziiert. Am häufigsten verstarben diese aufgrund ihrer Krebserkrankung (77,1%), gefolgt von ischämischer Herzkrankheit (5,7%) und Sepsis (5,7%). Bei Patienten mit systemischer Sklerose ohne Krebs war die primäre Todesursache bei 69,5% durch die Sklerose bedingt, am häufigsten aufgrund einer pulmonalen arteriellen Hypertonie (47,0%), einer interstitiellen Lungenerkrankung (19,7%) oder einer Kombination aus beidem (17,1%). Krebs diagnostizierten die Forscher bei 14,2% der Kohorte. Brustkrebs (30,2%), gefolgt von Melanomen (18,5%), hämatologischen Malignomen (13,5%), Malignomen des weiblichen Reproduktionstraktes (13,5%) und Lungenkrebs (10,2%) waren die 5 häufigsten Krebsarten. Patienten mit systemischer Sklerose und Krebs benötigten insgesamt statistisch signifikant mehr Gesundheitsfürsorge als Patienten ohne Krebs, was mit jährlich 1.496 australischen Dollar mehr an Gesundheitskosten pro Patient zu Buche schlug. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität war in der Studienkohorte niedriger als in der Allgemeinbevölkerung, die niedrigste Lebensqualität zeigten jene Patienten mit systemischer Sklerose, die zusätzlich an Krebs litten.

    Fazit

    Die Resultate der vorliegenden Studie zeigen, dass australische Patienten mit systemischer Sklerose im Vergleich zu alters- und geschlechtsgleichen Bevölkerungsgruppen ein erhöhtes Krebsrisiko aufweisen. Diejenigen Sklerose-Patienten, die an Krebs leiden, haben eine >2fach erhöhte Gesamtmortalität im Vergleich zu Sklerose-Patienten ohne Krebs. Die Autoren heben außerdem die wirtschaftliche Belastung hervor, die mit Krebs bei einer komplexen Multisystemerkrankung verbunden ist.

    Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen


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    Publication History

    Article published online:
    24 August 2021

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