Ernährung & Medizin 2022; 37(01): 7-8
DOI: 10.1055/a-1449-0978
Seitenblicke

Seitenblicke

Große Metaanalyse

Bariatrische Operationen verlängern die Lebenserwartung

Syn NL et al. Association of metabolic-bariatric surgery with long-term survival in adults with and without diabetes: a one-stage meta-analysis of matched cohort and prospective controlled studies with 174 772 patients. Lancet 2021; 397: 1830–1841. doi:10.1016/S0140–6736(21)00591–2

Metabolisch-bariatrische Operationen reduzieren nicht nur effektiv das Körpergewicht, sondern auch adipositasassoziierte Risiken und Komplikationen. Die Metaanalyse verdeutlicht die langfristigen Effekte auf die Gesamtmortalität und Lebenszeit. Die Daten bieten laut den Autoren eine Grundlage für die Beratung von Patienten und Politik.

In die gepoolte Analyse flossen Daten aus 17 Studien ein, in denen die Effekte einer bariatrischen Operation mit der Standardbetreuung adipöser Patienten verglichen wurden. Dabei handelte es sich um 16 Kohortenstudien (matched) von hoher Qualität und 1 prospektive kontrollierte Studie. Die Autoren berücksichtigten auch graue Literatur mit geringem Verzerrungsrisiko. Ausgeschlossen waren Fallstudien und Untersuchungen mit spezifischen Komorbiditäten (z. B. Typ-1-Diabetes). Die Beobachtungszeit der insgesamt 174 772 Patienten betrug median 69,4 Monate. In 1 156 376 Patientenjahren ereigneten sich 7712 Todesfälle. Dies betraf 1813 von 65 785 Operierten in 496 771 Personenjahren. 5899 der 108 987 Kontrollen starben (659 605 Personenjahre). Dies entsprach einem deutlichen Überlebensvorteil, wenn eine Magenverkleinerung erfolgt war:

  • Reduktion Gesamtmortalität 49,2 % (95 %-KI 46,3–51,9; p < 0,0001) und

  • 6,1 Jahre längere Lebenserwartung.

Die Operationsanzahl für die Vermeidung eines Todesfalles betrug für 10 Jahre 24,4 und für 20 Jahre 10,8.

In einer Subgruppenanalyse verglich die Arbeitsgruppe die Effekte von bariatrischen Operationen vs. Standardversorgung bei Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes (T2D). Dabei stellte sich heraus, dass Erkrankte mit T2D besonders deutlich von einer Operation profitierten und eine stärker reduzierte Sterbewahrscheinlichkeit hatten:

  • mit T2D HR 0,409 (95 %-KI 0,370–0,453; p < 0,0001) und

  • ohne T2D HR 0,704 (95 %-KI 0,588–0,843; p < 0,0001).

Damit einher ging eine Lebenszeitverlängerung von 9,3 (mit T2D) und 5,1 Jahren (ohne T2D). Die Autoren überprüften auch, ob die Art des chirurgischen Eingriffs eine Rolle spielte und verglichen die langfristigen Ergebnisse nach einem Magenbypass, mit Magenband und Schlauchmagen. Die Vorteile durch die Operationen waren nicht wesentlich verschieden.

FAZIT

Die Autoren stellen fest, dass weltweit etwa 184 Millionen Menschen von einer schweren Adipositas betroffen sind, aber weniger als 1 % der geeigneten Personen eine metabolisch-bariatrische Operation erhielten. Die Eingriffe reduzierten in der Metaanalyse die Mortalität im Vergleich zum Standard um nahezu die Hälfte. Besonders deutlich waren die positiven Auswirkungen bei Patienten mit einem vorbestehenden Typ-2-Diabetes.

Dr. med. Susanne Krome, Melle



Publication History

Article published online:
15 March 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany