DZL fördert vier weitere klinische Studien
DZL fördert vier weitere klinische Studien
Die Entscheidung zur Förderung klinischer Studien in der neuen Förderperiode des DZL
ist gefallen: Die im Folgenden vorgestellten vier Studien werden ab 2021 gefördert.
Studie zu präoperativer Immuntherapie bei NSCLC – The Neomun Trial
Die Neomun-Studie ist ein gemeinsames Vorhaben der Standorte Heidelberg (TLRC) und
Gießen/Marburg (UGMLC). In einer nicht-randomisierten Phase-II-Studie untersuchen
die Thoraxklinik Heidelberg und das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung,
wie sich eine neoadjuvante Anti-PD-1-Immuntherapie bei Patienten mit nicht-kleinzelligem
Lungenkrebs (NSCLC) auf das Tumoransprechen in Abhängigkeit der Tumorimmunsignatur
auswirkt. Die Studie wird durch das MSD Investigator Initiated Studies Program sowie
das NCT PoCT-Program kofinanziert.
Über einen Zeitraum von 3 Jahren werden 30 Patienten mit einer Pembrolizumab-Therapie
vor operativer Tumorentfernung mit 30 Patienten ohne vorherige Immuntherapie verglichen.
Die Machbarkeit, Sicherheit und Effizienz dieser Therapieoption soll anhand ihrer
Auswirkung auf die klinische und pathologische Tumorantwort bewertet werden. Gleichzeitig
wollen die Forschenden potenzielle prognostizierende Biomarker und die Funktionsweise
der Anti-PD-1Therapien im neoadjuvanten Kontext beim operablen NSCLC analysieren.
Studie zur Eradikation von Pseudomonas aeruginosa bei Bronchiektasen-Erkrankung –
ERADICATE-Studie
Für den Verlauf der Bronchiektasen-Erkrankungen stellt die chronische Pseudomonas
aeruginosa (PA)-Infektion ein besonderes Problem dar, da sie mit einer Zunahme von
Mobidität und Mortalität verbunden ist. In der klinischen Praxis erfolgt deshalb häufig
der Versuch einer PA-Eradikation bei Erstnachweis. Bisher gibt es für dieses Vorgehen
jedoch keine ausreichende Evidenz, zudem erfolgen die Therapien häufig off-label.
Forschende der DZL-Standorte München (CPC), Hannover (BREATH) und Gießen/Marburg (UGMLC)
sind überzeugt, dass die Verhinderung einer Chronifizierung der PA-Infektion wichtig
für den weiteren klinischen Verlauf einer Bronchiektasen-Erkrankung ist. Mithilfe
eines Ko-Fundings durch die Firma Pari soll nun die Wirkung eines Eradikationsversuchs
mit einer 4-wöchigen Therapie mit inhalativem Colistin untersucht werden. Mit der
randomisierten Studie soll eine belastbare Datengrundlage für die Eradikationstherapie
einer frühen PA-Infektionen bei Bronchiektasen geschaffen werden.
Studie zum frühzeitigen Erkennen und Verhindern von Transplant-Versagen – CatBOS
Das Bronchiolitis obliterans-Syndrom (BOS) ist die Hauptursache des chronischen Transplantat-Versagens
(CLAD) nach Lungentransplantation. Forschende des DZL-Standorts München (CPC) haben
herausgefunden, dass die Aktivität des Enzyms Cathepsin B bei BOS-Betroffenen deutlich
erhöht ist. Gemeinsam mit dem Standort Gießen/Marburg (UGMLC) wollen die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler nun untersuchen, ob dieses Enzyms einen therapeutischen Ansatz
bietet, um das Fortschreiten von BOS zu verhindern.
Bis 2023 sollen Patientinnen und Patienten nach Lungentransplantation in zwei Schritten
untersucht werden. Zum einen werden rückwirkend Lungentransplantierte der Jahre 2013–2015
auf die Enzymaktivität betrachtet, und zum anderen erfolgen bei aktuellen Lungentransplantationen
Follow-up-Visiten zur Validierung der Ergebnisse. Ziel ist es, so eine frühzeitige
Diagnose von BOS zu ermöglichen und damit das Langzeitüberleben von Transplantierten
zu verbessern.
Studie zur Etablierung einer Lungenkrebsfrüherkennung – Hanse-Studie
Studien aus den USA und Europa zeigen, dass sich die Mortalitätsraten von Lungenkrebs
durch Früherkennung signifikant senken lassen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
der DZL-Standorte des Nordverbunds ARCN und Hannover (BREATH) rechnen damit, dass
ein Lungenkrebs-Screening mittels Niedrigdosis-Computertomografie (LDCT) nach einer
positiven Bewertung durch das IQWiG auch in Deutschland möglich ist und durch die
gesetzlichen Krankenkassen abgedeckt werden könnte.
Mit einer Ko-Finanzierung durch AstraZeneca ist die HANSE-Studie so konzipiert, dass
sie noch offene Fragen eines qualitätsgesicherten Lungenkrebs-Screening-Programms
erforscht, wie z. B. die Definition und Ansprache der Risikopopulation und die Kosteneffizienz.
Darüber hinaus wird der Effekt von weiteren, aus dem LDCT extrahierten Markern wie
Emphysem- und Koronarkalzium-Scores auf die Lungen- und Herzgesundheit untersucht.
Preise und Auszeichnungen
Preise und Auszeichnungen
Im Rahmen der digitalen 42. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie
im März 2021 übergab die GPP gleich zwei Preise an das DZL.
Der Ehrenpreis der GPP wurde im Jahr 2020 zum ersten Mal verliehen und ging in gleichen
Teilen an die DZL-Vorstandsmitglieder Rabe und Welte. Zum einen würdigt die GPP das
berufspolitische Engagement und hier insbesondere den persönlichen Einsatz für eine
engere Zusammenarbeit der pädiatrischen und adulten Fachgesellschaft in den letzten
Jahren. Darüber hinaus wertschätzt die GPP mit diesem Preis die Haltung als Präsident
der ERS bzw. DGP in der Debatte um die Bedeutung von Luftschadstoffen auf die Lungengesundheit.
In dieser Debatte haben sie darauf hingewiesen, dass Luftschadstoffe besonders die
Gesundheit von Kindern, älteren Menschen und chronisch Erkrankten gefährden. Außerdem
haben sie in diesem Zusammenhang ein gesellschaftliches Umdenken in Sachen Luftverschmutzung
eingefordert.
Der Johannes-Wenner-Preis 2020 wird an Dr. Markus Weckmann vom DZL-Standort ARCN übergeben.
Die Deutsche Lungenstiftung e. V. und die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie
loben jährlich gemeinsam den Johannes-Wenner-Forschungspreis in Höhe von 15 000 €
aus. Ziel des Johannes-Wenner-Forschungspreises ist es, Forschungs- und Projektarbeiten
von Mitgliedern der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie zu unterstützen. Dadurch
soll die Versorgung und Behandlung von Kindern mit Lungenerkrankungen verbessert werden.
Der Johannes-Wenner-Forschungspreis richtet sich an Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler, die Themen der pädiatrischen Pneumologie sowohl im klinischen
Bereich wie auch im Grundlagenbereich bearbeiten möchten.
Prof. Dr. Michael Kreuter vom DZL-Standort TLRC erhielt im November 2020 den Forschungspreis
der Rosemarie-Germscheid-Stiftung. Der Preis wurde von der Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband
e. V. zum ersten Mal vergeben. Unter dem Thema „Partizipation und Patientenbeteiligung“
konnten aktuelle Veröffentlichungen oder Ideen-Skizzen eingereicht werden. Die zwei
besten Beiträge wurden mit jeweils 5000 € ausgezeichnet. Der Antrag von Michael Kreuter
wurde in der Kategorie „Ideen-Skizze“ ausgezeichnet. Lungenkomplikationen sind für
mindestens 10–20 % der Todesfälle bei Patienten mit rheumatoider Arthritis verantwortlich.
Bisher fehlt es an Empfehlungen zur Prävention, Diagnose und Therapie dieser Lungenerkrankungen.
Die Idee des Antrags ist es, derartige patientenorientierte Empfehlungen in Zusammenarbeit
mit nationalen und internationalen Patientenorganisationen zu erstellen, um die Prognose
und die Lebensqualität der Patienten mit rheumatoider Arthritis zu verbessern.
DZL-Nachwuchswissenschaftler im Profil
DZL-Nachwuchswissenschaftler im Profil
Eine aktive Nachwuchswissenschaftler-Community ist entscheidend, um den heutigen und
künftigen Herausforderungen der Atemwegsmedizin zu begegnen und eine starke Grundlage
für Innovationen in der Lungenforschung zu schaffen. Daher legt das DZL großen Wert
auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und hat u. a. die DZL-Academy
ins Leben gerufen, um die Angebote der Partner-Institutionen, an denen die Nachwuchswissenschaftler
affiliiert sind, um Weiterbildungs- und Mentoring-Programme zu ergänzen. Registrierte
Academy Fellows profitieren neben den vielseitigen Veranstaltungen von einem großen
Netzwerk in der translationalen Forschung. Die Academy bietet finanzielle Unterstützung
für Kurse und Konferenzen sowie flexible Fördermittel für den Wissenschaftsaustausch.
Darüber hinaus bietet das DZL attraktive Forschungsstellen für herausragende nationale
und internationale Nachwuchswissenschaftler an. In einer neuen Reihe stellen wir hier
einige von ihnen vor.
Dr. Sebastién Boutin
Faszination Lungenmikrobiom – seit 2020 ist Sébastien Boutin Leiter der DZL-Nachwuchsgruppe
„Lungenmikrobiom“ im Zentrum für Translationale Lungenforschung in Heidelberg (DZL-Standort
TLRC). Sein 3-köpfiges Team erforscht Zusammenhänge zwischen dem Atemwegsmikrobiom
und der Ausprägung chronischer Lungenerkrankungen wie zystischer Fibrose (CF), Chronisch
Obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und Idiopatischer Pulmonaler Fibrose (IPF). Dr.
Boutin ist auf NGS-Sequenzierungstechniken und bioinformatische Analysen spezialisiert
und stellt seine Expertise gern anderen DZL-Wissenschaftlern zur Verfügung, die mit
ihm zum Thema Lungenmikrobiom kollaborieren wollen: „Wir haben Pipelines für 16S-Sequenzierung
sowie metagenomische und metatranskriptomische Analysen etabliert und bieten unsere
Unterstützung in allen Arbeitsschritten von Probenentnahme bis Dateninterpretation
an.“ Er selbst profitiert bereits von der Zusammenarbeit innerhalb des DZL: „Es ist
ein großer Vorteil, Teil eines großen Netzwerks zu sein. Es ermöglicht uns einen leichteren
Zugang zu Probenmaterial und speziellen Techniken, wie der Proteomik.“
Dr. Boutin studierte Biologie in Frankreich mit den Schwerpunkten Ökologie und Evolution.
Er promovierte an der Universität Laval in Kanada, wo er auch als Postdoktorand arbeite
und sich auf die Wirt-Pathogen-Interaktion spezialisierte. Am Lungenmikrobiom fasziniert
ihn, dass es ein integrativer Messwert für Lungenerkrankungen ist: „Es ist mit so
vielen Aspekten vernetzt. Neben der Erkrankung selbst haben Lebensweise und Ernährung
des Patienten einen großen Einfluss auf das Mikrobiom. Aufgrund der Variabilität zwischen
Individuen gibt es nicht das typische Lungenmikrobiom eines CF- oder Asthma-Patienten,
obwohl wir spezifische Veränderungen nachverfolgen können, die auf CF oder Asthma
zurückgehen.“ In einem seiner DZL-finanzierten Projekte verfolgt er, welchen Einfluss
das Lungenmikrobiom auf den Krankheitsverlauf von CF-Patienten hat. Das Projekt stützt
sich auf Atemwegsproben, die seit 2013 regelmäßig für die Heidelberger CF-Biobank
gewonnen wurden. Daten über das Lungenmikrobiom wurden dabei mit den Symptomen der
Patienten in Verbindung gesetzt. „Wir haben herausgefunden, dass eine Abnahme der
Diversität des Mikrobioms mit einer Abnahme der Lungenfunktion und verstärkten Entzündungssymptomen
einhergeht“, fasst er die bisherigen Ergebnisse der Studie zusammen.
In der Zukunft könnten Erkenntnisse über das Atemwegsmikrobiom dazu beitragen, die
Interaktion zwischen Mikrobiom und Immunsystem besser zu verstehen, um das Mikrobiom
zu manipulieren und damit den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Ein wichtiger
Schwerpunkt der aktuellen Forschung befasst sich mit der Frage, welche Funktion das
Lungenmikrobiom hat: „Wir wissen zwar, welche Bakterien in der Lunge vorkommen, aber
von den meisten wissen wir nicht, wie sie die Lungengesundheit beeinflussen,“ erläutert
Dr. Boutin.
Forschungsergebnisse
Über aktuelle Forschungsergebnisse informieren wir Sie regelmäßig auf unserer Internetseite
www.dzl.de.