Pneumologie 2021; 75(07): 492-493
DOI: 10.1055/a-1481-4061
Pneumo-Fokus

SARS-CoV-2: PCR-Test aus dem Speichel möglich

Butler-Laporte G. et al.
Comparison of Saliva and Nasopharyngeal Swab Nucleic Acid Amplification Testing for Detection of SARS-CoV-2: A Systematic Review and Meta-analysis.

JAMA Intern Med 2021;
181: 353-360
 

Das Testen ist derzeit ein wichtiger Eckpfeiler des Managements der COVID-19-Pandemie. Nukleinsäure-Amplifikationstests (NAAT), basierend auf dem Prinzip der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) aus nasopharyngealen Abstrichen, sind derzeit das nichtinvasive Standardkriterium zur Diagnose von COVID-19, setzen aber trainiertes Personal voraus. NAAT aus Speichelproben könnten dazu eine Alternative darstellen – insbesondere im ambulanten Bereich.


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Deshalb analysierten Guillaume Butler-Laporte von der Mc Gill Universität in Montreal et al. in einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse die diagnostische Genauigkeit der Speichel-NAAT für COVID-19. Dazu schlossen sie Studien ein, die bis 29. August 2020 nach Medline voll oder über den Preprint-Server medRxiv vor Peer Review veröffentlicht worden waren und den Speichel-NAAT mit dem NAAT aus nasopharnygealen Abstrichen als Standard verglichen. Ausgeschlossen wurden Untersuchungen mit weniger als 20 Teilnehmern und Fall-Kontrollstudien. Primärer Endpunkt der Analysen war die gepoolte Sensitivität und Spezifität der Tests. Außerdem wurden die in Zeitschriften mit Peer Review publizierten Studien separat ausgewertet und post hoc noch einmal die Studien, in denen die Tests ausschließlich ambulant durchgeführt worden waren.

Ergebnisse

Die systematische Suche ergab 385 Referenzen in Medline und medRxiv, für die quantitative Synthese konnten letztlich 16 Studien identifiziert werden. 8 waren in einer Zeitschrift mit Peer Review erschienen, 8 nur als Preprint veröffentlicht. Zusammen konnten so Daten von 5922 individuellen Patienten in der Metaanalyse ausgewertet werden. Patientenselektion, Studiendesign und Erkrankungsstadium bei Rekrutierung waren in den Studien sehr unterschiedlich. 15 Studien umfassten auch ambulante Patienten, 9 waren ausschließlich ambulant durchgeführt worden mit Studienpopulationen, die nur Personen ohne oder mit milden Symptomen umfassten.

Die primäre Analyse ergab eine vergleichbare Sensitivität und Spezifität der beiden Testansätze. Die gepoolte Sensitivität der Speichel-NAAT lag bei 83,2 % (95 %-Glaubwürdigkeitsintervall [Credible interval, CrI] 74,7–91,4 %), die gepoolte Spezifität bei 99,2 % (95 %-CrI 98,2–99,8 %). Die entsprechenden Werte für den Standard-NAAT aus Nasopharynx-Abstrichen betrugen für die Sensitivität 84,8 % (95 %-CrI 76,8–92,4 %) und für die Spezifität 98,9 % (95 %-CrI 97,4–99,8 %).

Bei Berücksichtigung nur der Studien, die ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hatten und voll publiziert waren, ergaben sich vergleichbare gepoolte Werte für Speichel-NAAT (Sensitivität 85,6 %, Spezifität 99,1 %) und NAAT von Nasopharynxabstrichen (Sensitivität 85,7 %, Spezifität 98,9 %). Das galt auch für die Auswertung der Daten aus dem ambulanten Bereich: Die Speichel-NAAT erreichte hier eine Sensitivität von 84,5 % und eine Spezifität von 99,0 %, die Standard-NAAT eine Sensitivität von 88,0 % und eine Spezifität von 98,7 %.

Fazit

Die Befunde legen nahe, dass der Speichel-NAAT eine diagnostische Genauigkeit erreicht, die mit dem bisherigen Standard-Test mit Abstrichen aus dem Nasen-Rachen-Raum vergleichbar ist – auch im ambulanten Bereich. Die Autoren betonen aber, dass es wichtig ist, dieses Vorgehen erst einmal in größeren Studien zu untersuchen und einen Einsatz im ambulanten Bereich durch eine stringente Qualitätskontrolle zu begleiten.

Friederike Klein, München


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Publication History

Article published online:
12 July 2021

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