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DOI: 10.1055/a-1481-4136
Säureblocker erhöhen CAP-Risiko bei Kindern und Jugendlichen
The risk of community-acquired pneumonia in children using gastric acid suppressants.
Eur Respir J 2021;
DOI: 10.1183/13993003.03229-2020
Der Einsatz von Säureblockern nahm in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu. Studienergebnisse legen einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Säureblockern und einer ambulant erworbenen Pneumonie („Community-Acquired Pneumonia“, CAP) nahe. L. J. T. M. van der Sande et al. haben diesen Zusammenhang bei Kindern und Jugendlichen untersucht.
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Die Kohortenstudie nutzte Daten des „Clinical Practice Research Datalink“ aus dem Vereinigten Königreich. Hierbei handelt es sich um eine umfangreiche Datenbank, die anonymisierte Krankenakten aus 740 Praxen der Primärversorgung enthält. Eingeschlossen in die Studie waren Patienten im Alter zwischen 1 Monat und 18 Jahren. Diese erhielten entweder Protonenpumpenhemmer oder H2-Rezeptorantagonisten. Als Vergleich zogen die Autoren für jeden Patienten bis zu 4 gematchte Individuen heran, die keine Säureblocker nutzten. Für beide Substanzklassen wurde jeweils das Risiko für die Entwicklung einer CAP ermittelt.
Ergebnisse
Die Datenerhebung beschränkte sich auf die Zeitspanne zwischen Januar 1995 und Dezember 2017. Zunächst wurden 447 759 Patienten im Alter zwischen 1 Monat und 18 Jahren identifiziert. Eingang in die Analyse fanden letztlich Daten von 410 197 Kindern und Jugendlichen. 84 868 Patienten erhielten zur Baseline Säureblocker, bei 325 329 bestand keine entsprechende Exponierung. Die durchschnittliche Nachbeobachtungsdauer, das Durchschnittsalter sowie die Geschlechter- und Altersverteilung zu Studienbeginn waren bei beiden Kohorten vergleichbar. Eine aktuelle und jüngste Nutzung von Säureblockern sowie eine Nutzung in der Vergangenheit und fernen Vergangenheit gingen im Vergleich zu einer Nicht-Nutzung mit einem erhöhten CAP-Risiko einher. Im Fall einer aktuellen Anwendung von Protonenpumpenhemmern war das Risiko, eine CAP zu entwickeln, 2-fach erhöht (adjustierte Hazard Ratio [aHR] 2,05). Bei längerer Anwendung über mehr als 30 Tage stieg das CAP-Risiko an (> 211 Tage; aHR 2,34). Im Vergleich zu einer aktuellen Nutzung von Protonenpumpenhemmern < 30 Tage war eine Nutzung > 211 Tage mit einem signifikant höheren Risiko assoziiert (aHR 2,53 vs. 2,05; p = 0,028). Die Ergebnisse für H2-Rezeptorantagonisten erwiesen sich als vergleichbar: Eine aktuelle Nutzung von H2-Rezeptorantagonisten war mit einem 1,8-fach erhöhten CAP-Risiko assoziiert (aHR 1,80). Auch ein anhaltender aktueller Einsatz > 211 Tage vs. < 31 Tage ging mit einem signifikant erhöhten Risiko einher (aHR 2,63 vs. 1,90; p < 0,001). Patienten mit einer respiratorischen Erkrankung waren durch ein noch höheres Risiko gekennzeichnet. Einen synergistischen Effekt einer gleichzeitigen Einnahme von Protonenpumpenhemmern und H2-Rezeptorantagonisten auf das CAP-Risiko stellten die Autoren nicht fest. Die Patienten zeigten auch 7 Monate nach Absetzung der Säureblocker noch ein erhöhtes Risiko, eine CAP zu entwickeln.
Bei Kindern und Jugendlichen geht der Einsatz von Säureblockern mit einer Verdoppelung des Risikos für eine CAP einher, so das Ergebnis der Studie. Der Effekt war innerhalb der Studie sowohl bei Protonenpumpenhemmern als auch bei H2-Rezeptorantagonisten feststellbar. Mit einer Einnahme von Säureblockern über einen längeren Zeitraum stieg auch das CAP-Risiko an.
Dr. Frank Lichert, Weilburg
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Publication History
Article published online:
18 October 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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