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DOI: 10.1055/a-1482-0069
Bei exazerbierter COPD an Lungenembolie denken
Wenn sich bei Patienten mit COPD respiratorische Symptome akut verschlimmern, liegt überwiegend – aber nicht immer – eine Infektion zugrunde. Die Häufigkeit von Lungenembolien als Ursache führte die Autoren zu der Überlegung, ob nicht grundsätzlich ein Screening auf tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien erfolgen sollte.
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In einer retrospektiven Post-mortem-Analyse waren Lungenembolien die häufigste Todesursache, wenn Patienten mit einer akut exazerbierten chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) starben. Gleichzeitig sind die Symptome der verschlechterten COPD und der Lungenembolie ähnlich. In der multizentrischen Querschnittsstudie mit einem prospektiven Follow-up von 3 Monaten ermittelte die Arbeitsgruppe um Couturaud die Prävalenz von Lungenembolien unter Erkrankten, die sich wegen einer plötzlichen Verschlechterung respiratorischer Beschwerden im Krankenhaus vorstellten. Für die Studienteilnahme durfte die Aufnahme nicht länger als 48 Stunden zurückliegen. Zu den Ausschlusskriterien gehörten u. a. eine bereits bestehende Antikoagulation, ein Pneumothorax und eine Lebenserwartung < 3 Monate. Zunächst ermittelten die Ärzte mit den Genfer Kriterien die Wahrscheinlichkeit für eine Lungenembolie. Bei einem Score ≥ 11 erfolgte die Bestimmung der D-Dimere, die bei einem Wert ≥ 500 ng/ml positiv war. Bei negativem Ausgang erfolgte keine Antikoagulation. Die Diagnose Lungenembolie basierte auf Füllungsdefekten in der Spiral-CT-Angiografie. Bei unklaren Befunden beruhte die Diagnose auf Perfusionsdefekten in Perfusions-Ventilations-Scans, einer sonografischen proximalen tiefen Beinvenenthrombose mit Inkompressibilität der proximalen Venen oder dem Autopsiebefund.
Insgesamt 740 Patienten waren durchschnittlich 68,2 Jahre alt. 274 Erkrankte waren Frauen. Bei 50,7 % lag ein GOLDStadium III oder IV vor. Eine hohe Vortestwahrscheinlichkeit für eine Lungenembolie bestand bei 2,3 %. Die CT-Angiografie bestätigte die Diagnose in 5 von 17 dieser Fälle. Bei 2 Erkrankten bestand zusätzlich eine tiefe Beinvenenthrombose. Von den übrigen 12 Patienten wiesen 2 eine isolierte tiefe Beinvenenthrombose auf. Bei einer geringen/moderaten Vortestwahrscheinlichkeit waren die D-Dimere bei 212 von 712 Patienten negativ. Die CT-Angiografie zeigte bei 36 von 478 Positiven eine Lungenembolie, 13 mit assoziierter Beinvenenthrombose. Acht CT-negative Fälle hatten eine isolierte Beinvenenthrombose. Sechs Patienten mit Perfusions-Ventilations- Scans hatten keine Lungenembolie. Bei 11 Erkrankten ohne D-Dimer-Bestimmung wies die CT-Angiografie 3 Lungenembolien nach. Insgesamt ergaben sich daraus folgende Häufigkeiten:
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Lungenembolien 5,9 % (95 %-KI 4,5–7,9 %),
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thromboembolische Ereignisse 7,3 % (95 %-KI 5,6–9,4 %).
In der 3-monatigen Beobachtungszeit erlitten 5 Patienten ohne auffälligen Initialbefund eine Lungenembolie, von denen 3 starben. Die Mortalität der Patienten mit thromboembolischem Befund bei der Krankenhausaufnahme betrug 25,9 % und bei Patienten ohne positiven Ausgangsbefund 5,2 % (Risikodifferenz 20,7 %).
Die Gesamtprävalenz thromboembolischer Ereignisse betrug bei 299 Erkrankten mit Anfangsverdacht 11,7 % und 4,3 % bei denjenigen ohne Anfangsverdacht. Sechs von 14 Verstorbenen mit Thromboembolie hatten ein Karzinom. Deshalb sollten bei Patienten mit COPD und thromboembolischem Ereignis laut den Autoren auch Tumorerkrankungen in Betracht gezogen werden. Couturaud et al. schlagen weitere Studien über den Nutzen eines systematischen Thromboembolie- Screenings vor.
Dr. med. Susanne Krome, Melle
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Publication History
Article published online:
12 July 2021
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