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DOI: 10.1055/a-1500-9823
Atopische Dermatitis und Unfruchtbarkeit – gibt es einen Zusammenhang?
Frauen mit Atopie haben weniger Kinder als Frauen ohne Atopie. Die Ätiologie solcher komorbiden Zustände ist komplex und höchstwahrscheinlich multifaktoriell. Gemeinsame pathophysiologische Faktoren spielen bei atopischer Dermatitis (AD) und Unfruchtbarkeit eine Rolle – große epidemiologische Daten zum Zusammenhang beider Störungen fehlten aber bislang.
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Eine landesweite retrospektive Kohortenstudie dazu wurde nun in Israel durchgeführt, um einen möglichen Zusammenhang zwischen AD und Unfruchtbarkeit in einer breiten Population zu untersuchen. Die Forscherinnen und Forscher verglichen AD-Patienten, die von einem Dermatologen zwischen 2002 und 2018 diagnostiziert wurden, mit einer alters- und geschlechtsangepassten Kontrollgruppe ohne AD. Die Studienpopulation wurde in Erwachsene (≥ 18 Jahre) und Kinder (< 18 Jahre) eingeteilt. Weitere Unterscheidung war der Schweregrad der AD (leicht oder mittelschwer bis schwer), beurteilt anhand des AD-bezogenen Medikamentengebrauches und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.
Die Studie umfasste 127 150 Patienten mit AD und 127 071 Vergleichsteilnehmer. Unter den AD-Patienten waren 33,5 % Erwachsene, davon litten 7,1 % an mittelschwerer bis schwerer AD. Patienten mit mittelschwerer bis schwerer AD hatten eine statistisch signifikant höhere Prävalenz von Adipositas, Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Hyperthyreose. Sie wiesen außerdem eine signifikant höhere Exposition gegenüber systemischen immunsuppressiven Medikamenten auf.
Ergebnisse
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In der AD-Gruppe lag die Prävalenz von Unfruchtbarkeit höher als in der Kontrollgruppe (1,4 % vs. 1,1 %). Diese Beobachtung blieb auch signifikant, nachdem für Bedingungen, die mit Unfruchtbarkeit zusammenhängen, kontrolliert wurde.
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Die Prävalenz der Unfruchtbarkeit pro 1000 Patientenjahre war bei Patienten mit AD im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht (2,17 vs. 1,7). Der Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit und AD blieb in den meisten Untergruppen statistisch signifikant.
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Eine multivariate Analyse zeigte, dass AD ein Hauptrisikofaktor für Unfruchtbarkeit war. Dies galt bei Männern und Frauen mit leichter bis schwerer AD gleichermaßen.
Die Forscherinnen und Forscher diskutierten bspw. die Rolle von Entzündungsprozessen bei AD und ihrer Behandlung und einen möglichen Zusammenhang mit der Entstehung von Unfruchtbarkeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen.
Laut Autorinnen und Autoren zeigt die Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen AD und Unfruchtbarkeit. Dieser lege nahe, dass Unfruchtbarkeit eine zusätzliche Manifestation der AD sein könnte. Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, um zu untersuchen, inwieweit sich die Behandlung von AD auf die Einstellung von Unfruchtbarkeit und umgekehrt auswirkt.
Annkatrin Wagner, Stuttgart
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Publication History
Article published online:
19 August 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany