Aktivitäten der Sektion
Die Sektion Schlafmedizin der DGP beschäftigt sich mit allen Formen von Erkrankungen
oder Störungen, die im Schlaf auftreten oder den Schlaf beeinträchtigen. Der Mensch
verbringt etwa ein Drittel seiner Lebenszeit schlafend, und ein gesunder Schlaf ist
für nahezu alle Körperfunktionen einschließlich der Gedächtnisbildung von großer Bedeutung.
Auf der anderen Seite werden verschiedene Schlafstörung, insbesondere die schlafbezogenen
Atmungsstörungen mit einer Vielzahl organischer Veränderungen einschließlich kardiovaskulärer,
metabolischer, immunologischer und auch maligner Komplikationen sowie der Demenzentwicklung
in Verbindung gebracht. Neben gesundheitspolitischen Aspekten der schlafmedizinischen
Versorgung liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten in der Sektion 8 bei den schlafbezogenen
Atmungsstörungen (SBAS), insbesondere der obstruktiven und zentralen Schlafapnoe sowie
allen Formen der nächtlichen Atmungsinsuffizienz. Diese Störungen beinhalten u. a.
die COPD, das Obesitas-Hypoventiationssyndrom (OHS), Zwerchfellparesen und andere
neuromuskuläre Erkrankungen, bei denen sich eine respiratorische Störung oft schon
im Schlaf zeigt, bevor sie im Wachzustand erkennbar wird.
Die Sektion 8 (Schlafmedizin) hat sich im Jahre 2021 im Rahmen der Sektionssitzung
anlässlich des DGP-Kongresses sowie in kleineren Gruppen zu gezielten Fragestellungen
mehrfach virtuell „getroffen“. Die SNAK-Tagung in Essen (verschoben auf 2022, neuer
Termin folgt, Leitung: Prof. Dr. med. Christoph Schöbel) fiel wie schon 2020 der Corona-Pandemie
zum Opfer.
DGP-Kongress
Die Sektion initiierte auf dem virtuellen DGP-Kongress 2021 vier Symposien (1. Schlafapnoe:
Therapieformen zeitgemäß diskutiert, 2. Personalisierte Schlafmedizin: neue pathophysiologische
Konzepte schlafbezogener Atmungsstörungen, 3. Schlaf, Immunologie und Neurologie,
4. Sauerstofftherapie in der Schlafmedizin), ein Frühseminar sowie eine Sitzung mit
freien Vorträgen. Diese Symposien wurden insgesamt gut besucht und angeregt diskutiert.
Ein ursprünglich für den Kongress geplanter Postgraduiertenkurs (Schlafmedizin für
fortgeschrittene mit interaktiver Fallbesprechung) wurde auf den September verlegt.
Ein Frühseminar zur Begutachtung der Fahrtauglichkeit bei OSA fiel aus.
Für den DGP-Kongress 2022 wurden der Programkommission neben dem o. g. Frühseminar
und PG-Kurs vier Symposien vorgeschlagen (1. Evidenz oder Eminenz – Ist die OSA-Therapie
wirklich wirksam?, 2. Schlafmedizin, quo vadis? Aktuelle schlafmedizinische Versorgung
zwischen Wunsch und Wirklichkeit, 3. CO2, pathophysiologische Bedeutung und Therapieansätze, 4. Schlafbezogene Atmungsstörungen:
Selten beachtete Modifikatoren und Folgen).
Themenschwerpunkte
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Versorgungsmedizinische Aspekte der Betreuung schlafmedizinischer Patienten
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Bewertung aktueller Studienergebnisse zu kardiovaskulären Komplikationen der Schlafapnoe
und protektiven Effekten der CPAP-Behandlung und non-CPAP-Therapien
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Digitalisierung der Schlafmedizin, Chancen durch die Telemedizin
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Schlaf und Gehirn
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Schlafmedizinische Versorgung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie
Auswirkung der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hat einen erheblichen Einfluss auf die schlafmedizinische Versorgung
im ambulanten und stationären Umfeld. Im Laufe der Corona-Pandemie wurde die Mehrzahl
der schlafmedizinischen Versorgungseinheiten ganz oder vorrübergehend geschlossen
zum Schutz der Mitarbeiter und um eine Übertragung zwischen den Patienten zu verhindern.
Ferner wurden im stationären Sektor schlafmedizinische Einheiten samt Personal oft
für die mögliche Versorgung beatmungspflichtiger Corona-Patienten umgewidmet. Nachdem
sich rasch abzeichnete, dass die Corona-Pandemie die medizinische Versorgung über
einen längeren Zeitraum begleiten wird, galt es, Kriterien für die Fortsetzung bzw.
Wiederaufnahme der schlafmedizinischen Versorgung zu definieren, um die negativen
Auswirkungen der medizinischen Unterversorgung schlafmedizinisch erkrankter Menschen
zu minimieren. Neben allgemeinen infektpräventiven Maßnahmen mussten hierfür spezielle
Aspekte der schlafmedizinischen Versorgung (mögliche Übertragung unentdeckter Krankheitsfälle
durch Überdrucktherapie, Sauerstofftherapie oder Inhalationen) berücksichtigt werden.
Die resultierenden Empfehlungen wurden in einem Positionspapier (s. u.) im Sommer
2020 publiziert.
Präsentationen, Publikationen und Stellungnahmen
In Ergänzung zu einer Stellungnahme der Sektion 5 (Positionspapier der DGP zur praktischen
Umsetzung der apparativen Differenzialtherapie der akuten respiratorischen Insuffizienz
bei COVID-19, M. Pfeifer et al., Pneumologie 2020, …) wurde nach eingehender gemeinsamer
Diskussion zusammen mit der DGSM und unter Miteinbeziehung des BdP ein Positionspapier
zur „Diagnostik und Therapie schlafbezogener Atmungsstörungen im Zusammenhang mit
der Corona-Pandemie“ entwickelt und in der „Pneumologie“ und „Somnologie“ publiziert.
Im Rahmen des Delphi-Prozesses Beteiligung an der Abstimmung der S3-Leitlinie „Nicht-erholsamer
Schlaf/Schlafstörungen – Schlafbezogene Atmungsstörungen bei Erwachsenen“. Einige
Mitglieder der Sektion haben Teile dieser Leitlinie als Autoautoren mit verfasst.
Stellungnahme des DGP und BdP zur Konsultationsfassung der Leitlinie „Schnarchen bei
Erwachsenen: Diagnostik und Therapie“ der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNOKHC).
Mitwirkung beim aktualisierten Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft Schlafmedizin
der DGHNO-KHC: „Die Stimulation des Nervus hypoglossus in der Behandlung der obstruktiven
Schlafapnoe“ (2020).
Stellungnahmen im Rahmen von Bewertungsverfahren des Gemeinsamen Bundesausschlusses,
u. a. zu Schlafpositionstherapie POSA (2021) und Unterkieferprotrusionsschiene bei
OSA (2020/2021), GBA-Anhörung 07/2020, DGSM-Stellungnahme zur vertrags(-zahn-)ärztlichen
Verantwortung und Klassifizierung als Hilfsmittel (05/2021).
Virtueller DGP-Talk am 10. März 2021 (Moderation durch YoungDGP) zur schlafmedizinischen
Versorgung während der Corona-Pandemie.
Ziel der Sektion bleibt es ferner, in Diskussionsforen vermehrt neue wissenschaftliche
Projekte auszuarbeiten und auf künftigen Kongressen zu präsentieren. Die Arbeit der
Projektgruppe „Kontroversen und Perspektiven in der Schlafmedizin“ mit dem Ziel einer
Publikation bzw. Publikationsserie wird fortgesetzt.
Ausblick
Die Schlafmedizin sieht sich durch den zunehmenden ökonomischen Druck der Kostenträger
und eine unsichere Versorgungs- und Vergütungssituation weiterhin großen Problemen
gegenüber, die eine qualitativ ausreichende Betreuung der Patienten aber auch eine
adäquate Weiterbildung schlafmedizinisch qualifizierter Ärzte in Zukunft gefährden.
Beflügelt wird diese Debatte durch neue Studienergebnisse, die bei unkritischer Betrachtung
den protektiven Nutzen der OSA-Therapie z. B. in Hinblick auf die Symptomatik, Lebensqualität
und die allgemeine und kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität in Frage stellen.
Aktuelle epidemiologische Studien zeigen jedoch eine überraschend hohe Prävalenz der
Schlafapnoe in der Gesamtbevölkerung, bspw. haben beinahe die Hälfte der Männer einen
AHI > 15/h. Nach den derzeitig gültigen Leitlinien bedeutet dies immer noch ungeachtet
der Symptome eine Therapieindikation. Andererseits konnten wir in den vergangenen
Jahren feststellen, dass die pathophysiologischen Grundlagen (Endotypen) und die klinischen
Erscheinungsformen (Phänotypen) der Schlafapnoe weitaus komplexer sind als bisher
angenommen, mit daraus resultierenden differenzierten und individualisierten Therapieoptionen,
die eine ganzheitliche schlafmedizinische Bewertung zwingend erfordern. Die wichtigste
Zielsetzung für die kommenden Jahre bleibt daher eine intensive Diskussion und Aufarbeitung
dieser Aspekte mit dem Ziel, neue Wege der schlafmedizinischen Versorgung für die
Umsetzung im klinischen Alltag aufzuzeigen.
PD Dr. med. Nikolaus Büchner, Duisburg,
Dr. med. Holger Woehrle, Ulm