Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(05): 427-430
DOI: 10.1055/a-1512-0304
Für Sie notiert

Kniegelenkarthrose verursacht hohe Ressourcenbelastungen

Rezensent(en):
Judith Lorenz
Kiadaliri A. et al.
Trajectory of excess healthcare consultations, medication use, and work disability in newly diagnosed knee osteoarthritis: a matched longitudinal register-based study.

Osteoarthritis Cartilage 2021;
29: 357-364
DOI: 10.1016/j.joca.2020.12.008
 

Angesichts der alternden Bevölkerung und der steigenden Adipositasprävalenz leiden immer mehr Menschen an degenerativen Gelenkerkrankungen. Welche zusätzlichen Belastungen verursachen Personen mit einer neu diagnostizierten Kniegelenkarthrose im Gesundheitswesen und in der Arbeitswelt? Und wie häufig werden Medikamente verschrieben? Diese und andere Fragen untersuchte ein schwedisches Forscherteam mithilfe einer Registerstudie.


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Mithilfe verschiedener administrativer sowie Gesundheitsdatenbanken identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 16888 Einwohner der südschwedischen Region Skåne, welche zwischen 2009 und 2014 im Alter zwischen 40 und 80 Jahren die Diagnose „Kniegelenkarthrose“ erhalten hatten. Das Referenzkollektiv bildeten ebenso viele bezüglich des Alters, des Geschlechts sowie des Wohnbezirks vergleichbare Personen ohne Arthroseproblematik. Die Forscherinnen und Forscher prüften, wie häufig jeder einzelne Arthrosekranke und jede Kontrollperson innerhalb von 5 Jahren nach dem Diagnosedatum ambulante oder stationäre medizinische Hilfe (z. B. ärztliche oder physiotherapeutische Konsultationen) in Anspruch genommen hatten und schätzten anhand von Verschreibungsregistern die Medikamenteneinnahme ab. Zusätzlich berechneten sie die beruflichen Fehlzeiten (Arbeitsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeitsrente). Bei ihrer Analyse berücksichtigten die Forscherinnen und Forscher sowohl die soziodemografischen Charakteristika der Personen als auch deren Komorbiditäten sowie deren Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen vor dem Diagnosedatum.

Ergebnisse

Die Studienpatientinnen und -patienten waren im Schnitt 64 Jahre alt. Während der ersten 5 Jahre nach der Diagnose „Kniegelenkarthrose“ verursachten die Kontrollen 31,1 Konsultationen im Gesundheitswesen, die Arthrosekranken dagegen 52,9, was einer zusätzlichen Inanspruchnahme um 16,8 pro Person entsprach. Rund 73% dieser Konsultationen betrafen die primärärztliche Versorgung. Die Kniegelenkarthrose führte ferner zu 0,7 zusätzlichen stationären Tagen, zu 420 DDD (defined daily dose) verschriebener Medikamente, zu 132 Euro höheren Medikamentenausgaben sowie zu 21,8 zusätzlichen Netto-Arbeitsunfähigkeitstagen. Die meisten Zusatzbelastungen ereigneten sich innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnosestellung. Die weiblichen Arthrosekranken, so die Berechnungen des Forscherteams, verursachten im Vergleich zu den männlichen Patienten im Wesentlichen sowohl eine stärkere Gesamtressourcenbelastung als auch eine stärkere zusätzliche Ressourcenbelastung.

Fazit

Unabhängig von der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen vor der Arthrosediagnose, den Komorbiditäten sowie soziodemografischen Parametern, so die Autorinnen und Autoren, verursachen Personen mit einer Kniegelenkarthrose innerhalb der ersten 5 Jahre nach der Diagnose im Vergleich zu gesunden Personen deutlich stärkere Ressourcenbelastungen im Gesundheitssystem und im beruflichen Sektor. Das Ziel müsse daher sein, Arthroseerkrankungen zu verhindern bzw. effektivere Therapien zu entwickeln.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
29. September 2021

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