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DOI: 10.1055/a-1512-0786
Knochenmarksödeme mit Verdacht auf axSpA: Faktoren in der Allgemeinbevölkerung
Which factors are associated with bone marrow oedema suspicious of axial spondyloarthritis as detected by MRI in the sacroiliac joints and the spine in the general population?.
Annals of the Rheumatic Diseases 2021;
80: 469-474
DOI: 10.1136/annrheumdis-2020-218669
Die konventionelle Radiographie, MRT und der HLA-B27-Labortest (HLA: humanes Leukozyten Antigen) spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose von axialer Spondyloarthritis (axSpA). Entzündliche und fetthaltige Wirbelsäulen- und Iliosakralgelenks-MRT-Läsionen sind relativ häufig und führen auch zu falsch-positiven Diagnosen. Die Gründe dafür waren bislang unzureichend erforscht.
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Eine deutsche Studie wollte Faktoren identifizieren, die mit dem Auftreten und dem Ausmaß von Wirbelsäulen- und Iliosakralgelenks-MRT-Läsionen zusammenhängen, welche auf eine axSpA in der Allgemeinbevölkerung hinweisen. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten dafür eine allgemeinbevölkerungsbasierte Kohorte im Alter von über 45 Jahren. Zwei geschulte, verblindete Auswerter sahen sich 793 MRTs der Wirbelsäule (sagittale T1/T2) und des Iliosakralgelenks (semikoronale STIR-Sequenzen) an. Erfasst wurden das Vorliegen (ja/nein) und das Ausmaß (gemessen mit dem Berlin MRI Score) eines Knochenmarködems. Die Auswerter schlossen degenerative Läsionen der Wirbelsäule aus und lösten etwaige Diskrepanzen im Konsens. Die Autorinnen und Autoren analysierten Querschnittsassoziationen zwischen klinischen Faktoren und Auftreten bzw. Ausmaß des Knochenmarködems mittels logistischer/negativer binomialer Regression. Teilnehmer mit axSpA wurden mittels einer Datensatzverknüpfung identifiziert.
Die Probanden waren im Durschnitt 37,3 Jahre alt und zu 49,4% männlich. Eine körperlich anstrengende Arbeit wurde von 35,7% angegeben, 64,3% gaben einen Büroarbeitsplatz an. 55% der Teilnehmer hatten einen BMI (Body-Mass-Index) von über 25kg/m², 31,1% waren Raucher. Eine Entbindung im letzten Jahr vor der MRT-Untersuchung wurde von 16 Frauen (5%) berichtet.
Ergebnisse
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Das Vorliegen von Iliosakralgelenk-Knochenmarködemen (Odds Ratio) hing stark mit einer Entbindung während des letzten Jahres zusammen (4,47; 1,49–13,41).
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Für das Ausmaß des Iliosakralgelenk-Knochenmarködemen wurden Zusammenhänge (Inzidenzratenverhältnisse, 95%-KI) zu einer Entbindung ((im letzten Jahr) 4,52; 1,48–13,84), zu HLA-B27+ (2,32; 1,30-4,14), zum BMI (25-30 versus < 25kg/m², 1,86 (1,19–2,89)) und zu Rückenschmerzen ((letzte 3 Monate) 1,55; 1,04–2,31) gefunden. Dahingegen zeigten sich für spinale Knochenmarksödeme Zusammenhänge zu Alter pro Dekade (1,46; 1,13—1,90) und körperlich anspruchsvoller Arbeit (1,46; 1,06–2,00).
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Eine Datensatzverknüpfung war für 694 Teilnehmer (87,5%) möglich, 9 von 694 (1,3%) hatten einen Eintrag für axSpA (ICD M45.09).
In dieser allgemeinbevölkerungsbasierten Studie seien demnach HLA-B27+, Entbindung im letzten Jahr bei weiblichen Teilnehmerinnen und das Vorhandensein von Rückenschmerzen in den letzten 3 Monaten die wichtigsten Prädiktoren für das Ausmaß von Knochenmarksödemen im Iliosakralgelenk, so die Autoren. Für das Ausmaß von Knochenmarksödemen der Wirbelsäule seien Alter und körperlich anstrengende Arbeit die wichtigsten Prädiktoren.
Laut Autoren unterstützen die Daten die Hypothese, dass eine mechanische Belastung zu Knochenmarksödemen in der Allgemeinbevölkerung unter 45 Jahren beiträgt. HLA-B27+ sei eher ein Schweregrads- als ein Anfälligkeitsfaktor für Knochenmarködemen im Iliosakralgelenk. Die Zusammenhänge seien relevant für die Interpretation von Wirbelsäulen-MRTs bei jungen Menschen mit Rückenschmerzen in sog. „Blue-Collar-Jobs“ und ihre mögliche Überweisung an Rheumatologen zur Abklärung einer axSpA.
Annkatrin Wagner, Stuttgart
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Publication History
Article published online:
29 September 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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