Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(05): 440
DOI: 10.1055/a-1515-6077
Für Sie notiert

SLE: IFN-Rezeptor-Blockade könnte kardiovaskuläres Risiko senken

Contributor(s):
Marisa Kurz
Casey KA. et al
Modulation of Cardiometabolic Disease Markers by Type I Interferon Inhibition in Systemic Lupus Erythematosus.

Arthritis Rheumatol 2021;
73: 459-471
 

    Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) haben ein stark erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Bei der Pathogenese spielen vermutlich Gefäßschäden durch eine Dysregulation von Neutrophilen und der Typ-I-Interferon (IFN)-Achse eine Rolle. Wissenschaftler haben nun untersucht, ob Anifrolumab, ein Typ-I-IFN-Rezeptor-blockierender Antikörper, die Bildung von sogenannten neutrophil extracellular traps (NET) reduzieren und weitere kardiometabolische Risikofaktoren modulieren kann.


    #

    In die Phase IIb der sogenannten MUSE-Studie (A Phase II, Randomized Study to Evaluate the Efficacy and Safety of MEDI-546 in Subjects with Systemic Lupus Erythematosus) wurden Patienten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren mit mittelschwerem bis schwerem SLE (nach SLEDAI-2K) eingeschlossen. Sie erhielten alle vier Wochen 300 mg Anifrolumab (n=99) intravenös oder ein Placebo (n=102). Eine weitere Gruppe Patienten (n=104) erhielt eine höhere Dosis Anifrolumab (1000 mg). In der vorliegenden Studie wurden aber nur die Proben der Probanden berücksichtigt, die 300 mg erhalten hatten, weil diese Dosis für eine Phase III Studie ausgewählt wurde.

    Bei Studieneinschluss wurden Blutproben von SLE- (n=305) und gesunden Kontrollprobanden (n=10–20) gesammelt, nach sechs und zwölf Monaten wurden weitere Blutproben der SLE-Patienten entnommen. In Studie wurde anhand der Expression von 21 Genen, die in die IFN-Achse involviert sind, untersucht, wie stark der Signalweg bei den SLE-Patienten dysreguliert ist. Auch wurden die kardiometabolischen Krankheitsmarker Cholesterin-Efflux-Kapazität (CEC), Glykoprotein-Acetylierung (GlycA), sowie andere Lipidparameter bestimmt und untersucht, wie sie sich unter der Studienmedikation verändern. Zusätzlich wurden die zirkulierenden NET-Komplexe Myeloperoxidase-DNA, Neutrophilen-Elastase-DNA und citrulliniertes Histon3-DNA untersucht, die an Oxidationsprozessen beteiligt sind und das kardiovaskuläre Risiko erhöhen.

    Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Bildung von NET-Komplexen und die Spiegel von Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) und Interleukin-10 (IL-10) mit dem Aktivierungsgrad des Typ-I-IFN-Signalwegs korrelieren und dass IFNα das vorherrschende zirkulierende Typ I Interferon bei Lupus ist. Im Vergleich zu gesunden Probanden waren NET-Komplexe und IL-10-Spiegel bei SLE-Patienten erhöht (P<0,008). CEC und GlycA waren bei SLE-Patienten gegenüber den gesunden Probanden ebenfalls dysreguliert (P<0,001).

    Die Blockade des Typ-I-IFN-Rezeptors mit Anifrolumab führte zu einer signifikanten Reduktion der NET-Komplexe und der GlycA, sowie zu einer Verbesserung der CEC (P<0,05). Auch die TNF- und IL-10-Spiegel sanken unter Anifrolumab (P<0,05). Nach Placebo-Gabe konnten diese Effekte nicht beobachtet werden.

    Fazit

    Die vorliegende Studie legt nahe, dass Mediatoren, die zur Pathogenese von Gefäßgefäßschäden bei SLE beitragen (u. a. NET, CEC und GlycA), durch den Typ-I-IFN-Signalweg moduliert werden. Die Hemmung dieses Signalwegs könnte das kardiovaskuläre Risiko von SLE-Patienten senken. Auch könnten die subklinische Marker zum Monitoring des kardiovaskulären Risikos eingesetzt werden.

    Marisa Kurz M. Sc. B. A. München


    #

    Publication History

    Article published online:
    29 September 2021

    © 2021. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany