Schlüsselwörter COVID-19 - Impfung - SARS-CoV-2 - Nebenwirkung - Arbeitsunfähigkeit - Personalplanung
Key words COVID-19 - vaccination - SARS-CoV2 - side effects - incapacity for work - personnel
planning
Einleitung
Im Rahmen der weltweiten SARS-CoV-2-Pandemie wurden erstmalig Ribonukleinsäure (RNS)
-basierte Vakzine bis zur Massenanwendung entwickelt. Der für das Spike-Protein des
SARS-CoV-2-Virus kodierende Impfstoff BNT162b2 wurde durch den Austausch einzelner
Nukleotide durch natürlich vorkommende Isomere modifiziert [1 ]
[2 ]. Diese mRNS wird in Lipid-basierte Nanopartikel (LPN) „verpackt“ [3 ], um die Penetration durch die Zellmembran zu erleichtern, und durch Zusatz von Polyethylen-Glykol
(PEG) -Lipidkonjugat zusätzlich stabilisiert [4 ]. Durch die Zielzellen – zum Beispiel Muskelzellen im Bereich der Injektionsstelle
– wird das für sich allein ungefährliche Spike-Protein des Virus synthetisiert und
löst in der Folge die spezifische Immunreaktion mit Bildung von Antikörpern aus.
In einer Phase-III-Studie mit mehr als 37 000 Probanden wurde eine Wirksamkeit von
95 % festgestellt. Dafür sind 2 intramuskuläre Injektionen von je 30 µg Wirkstoff
im Abstand von 3 Wochen notwendig. Jedoch wurden neben der guten Wirksamkeit auch
häufige Nebenwirkungen berichtet: 70–80 % aller Probanden klagten über milden oder
moderaten Schmerz an der Einstichstelle, zwischen 30 und 40 % über Müdigkeit und Kopfschmerzen.
14–37 % beklagten Gliederschmerzen. Die Nebenwirkungen waren jeweils nach der zweiten
Injektion häufiger, die Altersgruppe unter 55 Jahren war stärker betroffen [4 ].
Am 21.12.2020 erhielt das Vakzin die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde
(EMA). Nach Chargenfreigabe durch das Paul-Ehrlich-Institut war am 27.12.2020 der
offizielle Impfstart in Deutschland. Gemäß der „Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung
gegen das Coronavirus SARS-CoV-2“ wurden Personen „höchster Priorität“ immunisiert.
Das Impfzentrum Freiburg nahm direkt am 27.12.2020 seine Arbeit auf. Parallel zu Menschen
über 80 Jahren wurden auch MitarbeiterInnen des Gesundheitssystems geimpft, ein Teil
davon aus dem Universitätsklinikum Freiburg. Diese Studie wurde initiiert, um selbstberichtete
Nebenwirkungen sowie das subjektive Befinden und die selbst eingeschätzte Arbeitsfähigkeit
in den ersten Tagen nach den jeweiligen Injektionen zu erfassen. Es wurde angenommen,
dass die zweite Dosis insgesamt schlechter vertragen wird als die erste. Außerdem
sollten Einschätzungen über die Häufigkeit von Krankheitsgefühl getroffen sowie die
Häufigkeit tatsächlich erfolgter Arbeitsunfähigkeitsmeldung bestimmt werden.
Methode
Die ersten MitarbeiterInnen der Corona-Stationen und der Notaufnahme des Universitätsklinikums
wurden am 27.12.2020 mit der ersten Dosis immunisiert, ab dann wurden täglich weitere
Termine an MitarbeiterInnen der höchsten Prioritätsstufe vergeben. Die zweite Dosis
wurde jeweils exakt 21 Tage später verabreicht. Als Erfassungsinstrument für diese
Querschnittsstudie wurde von der Ethikkommission der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
am 26.01.2021 eine anonyme Umfrage vorgeschlagen und als unbedenklich bewertet. Der
Personalrat stimmte dieser Erfassung am 28.01.2021 ebenfalls zu.
Die Erstellung des Fragebogens erfolgte unter Beratung durch eine Psychologin. Die
Ausprägung von Nebenwirkungen wurde über eine ordinale numerische Rating-Skala mit
Werten zwischen 0 (trifft nicht zu) und 10 (trifft voll zu) abgefragt [5 ]. Weitere wesentliche Datenpunkte waren Alter, Geschlecht und Berufsgruppe. Die Arbeitsfähigkeit
in den Folgetagen der Injektionen wurde ebenfalls durch Selbstangabe erhoben. Anschließend
wurde der Fragebogen als „Online“-Modul für das Browser-basierte Intranet und als
Modul für die klinikeigene „MeineUniklinik“-App formatiert. In einem Pretest mit 10
Personen wurde überprüft, ob alle Antwortmöglichkeiten berücksichtigt wurden und ob
die Fragen und Antwortmöglichkeiten einfach und verständlich waren. Es wurde anschließend
beurteilt, ob in Zahlenwerten wirklich das abgebildet wurde, was die Pretest-Teilnehmer
auch aussagen wollten. Die Datensätze des Pretests wurden nicht in die Gesamtanalyse
inkludiert. Durch eine Fangfrage wurden unplausible Datensätze identifiziert und von
der Analyse ausgeschlossen. Zur Validierung wurde der finale Gesamtdatensatz zufällig
geteilt und die zentralen Tendenzen der Angaben/Einschätzungen miteinander verglichen.
Dabei ergaben sich keine Unterschiede.
Vom 29.01.2021–11.02.2021 wurde der Online-Fragebogen allen MitarbeiterInnen zur Verfügung
gestellt. Dieser konnte mit den persönlichen Login-Daten jeweils nur einmal ausgefüllt
werden. Es wurde dazu aufgerufen, erst nach Abklingen eventueller Nebenwirkungen nach
der zweiten Dosis teilzunehmen. Die unberechtigte Teilnahme wurde durch eine Plausibilitätsfragestellung
erschwert. Die Datensätze wurden ohne Verbindung mit den Login-Daten in einer Datenbank
gespeichert und anschließend als „Excel“-Tabelle (Microsoft, Redmond, Washington,
USA) ausgegeben und weiter prozessiert.
Die statistische Analyse erfolgte mit GraphPad Prism (GraphPad Software, San Diego,
CA). Für Vergleiche innerhalb der ersten Impfung wurden für nichtparametrische ordinale
Daten der Kruskal-Wallis-Test und – wenn indiziert – der Mann-Whitney-Test verwendet.
Für den Vergleich der Unterschiede zwischen erster und zweiter Impfdosis wurden für
die nichtparametrischen Daten der Wilcoxon-Test für ordinale und der McNemar-Test
für binäre Skalen angewendet. Als Signifikanzwert für Unterschiede zwischen erster
und zweiter Impfung wurde ein p-Wert von < 0,01 angenommen. Zur Vermeidung einer Alphafehler-Kumulierung
bei multiplen Vergleichen wurde eine Bonferroni-Korrektur durchgeführt.
Ergebnisse
573 MitarbeiterInnen haben den Fragebogen innerhalb des Observationszeitraums von
2 Wochen online beantwortet. 18 Datensätze wurden wegen nicht plausibler oder unvollständiger
Angaben ausgeschlossen, die finale Stichprobe bestand aus 555 Befragten. Das durchschnittliche
Alter lag bei 40,25 Jahren (Standardabweichung 12,35). 56 % der Befragten waren weiblich,
44,3 % gehörten zum ärztlichen, 42,9 % zum pflegerischen Dienst und 12,8 % waren anderen
Berufsgruppen mit COVID-19-Patientenkontakt zuzuordnen. Etwa 2 % aller Geimpften berichteten
weder bei der ersten noch bei der zweiten Dosis von Nebenwirkungen (5,6 % hatten keine
Nebenwirkungen bei der ersten und 3,6 % bei der zweiten Impfung). Als häufigste Nebenwirkung
wurden Schmerzen an der Injektionsstelle bemerkt, mit etwas über 89 % war die Inzidenz
nach erster und zweiter Dosis nicht unterschiedlich (p = 0,749). In absteigender Häufigkeit
wurden Müdigkeit, Kopfschmerzen und Myalgien angegeben ([Abb. 1 ]). Diese waren nach der zweiten Impfdosis jeweils signifikant häufiger und intensiver
als nach der ersten (jeweils p < 0,001). Nach der ersten Dosis gaben 3 Viertel der
Befragten an, die Impfung insgesamt gut vertragen zu haben, nach der zweiten Dosis
war es nur noch die Hälfte ([Abb. 2 ]). Schmerzen an der Injektionsstelle wurden sowohl nach der ersten als auch nach
der zweiten Dosis signifikant häufiger von den bis zu 39-Jährigen im Vergleich zu
den 50–69-Jährigen angegeben. Dies traf auch für die Müdigkeit nach der zweiten Dosis
zu. Unterschiede zwischen den Geschlechtern oder den Berufsgruppen bestanden diesbezüglich
nicht ([Tab. 1 ], [2 ]).
Abb. 1 Häufigkeit der Nebenwirkungen in % auf einer Skala von 0–10 (leicht 0–5, hellblau;
schwer 6–10 dunkelblau).
Abb. 2 Subjektive Verträglichkeit der ersten respektive zweiten Dosis auf einer Skala von
0–10 (nicht gut vertragen 0–5, rot; gut vertragen 6–10, blau).
Tab. 2
Kontingenztafel, Stärke und Unterschiede der jeweiligen Einstufungen der Beschwerden
getrennt nach Berufsgruppe und Alter.
Skala 0–10; 0-trifft gar nicht zu, 10 trifft voll zu
1. Impfdosis und Ausprägung der Nebenwirkungen
Erste Dosis der Impfung wurde gut vertragen
2. Impfdosis und Ausprägung der Nebenwirkungen
Zweite Dosis der Impfung wurde gut vertragen
Ich würde mich wieder für Impfung entscheiden
Schmerzen Injektionsstelle
Müdigkeit
Kopfschmerzen
Muskelschmerzen (Myalgie)
Schüttelfrost
Gelenkschmerzen (Arthralgie)
Fieber
Kreislaufprobleme
Schmerzen Injektionsstelle
Müdigkeit
Kopfschmerzen
Muskelschmerzen (Myalgie)
Schüttelfrost
Gelenkschmerzen (Arthralgie)
Fieber
Kreislaufprobleme
n
%
Mittelwerte (Skala 0–10)
Mittelwerte (Skala 0–10)
Geschlecht
m
245
44
3,7
1,7
0,8
0,8
0,1
0,2
0,1
0,0
8,2
4,0
3,8
2,5
2,2
1,6
1,4
1,4
0,6
5,6
9,6
w
310
56
4,5
2,2
1,4
1,1
0,4
0,3
0,2
0,2
7,3
4,4
4,0
3,0
3,3
1,8
1,7
1,6
1,1
5,4
9,4
gesamt
555
100
4,1
1,9
1,1
1,0
0,3
0,2
0,1
0,1
7,8
4,2
3,9
2,7
2,8
1,7
1,6
1,5
0,8
5,5
9,5
Alter
< 30
100
18
4,9
2,0
1,3
1,3
0,3
0,2
0,1
0,2
8,3
4,6
4,5
3,7
3,6
2,3
1,9
2,1
1,1
5,2
9,5
30–39
183
33
4,7
2,3
1,4
1,4
0,4
0,3
0,3
0,1
7,7
5,1
4,4
2,9
3,3
2,1
1,6
1,7
0,8
5,7
9,6
40–49
124
22
4,0
1,9
1,2
0,8
0,3
0,3
0,1
0,1
7,5
3,9
3,8
2,7
2,5
1,7
1,5
1,5
0,8
5,3
9
50–59
116
21
3,2
1,7
0,9
0,6
0,1
0,2
0,0
0,2
7,7
3,2
3,2
2,2
2,1
1,0
1,4
0,9
0,9
5,6
9,8
60–69
32
6
2,3
1,3
0,4
0,2
0,0
0,3
0,3
0,0
7,8
2,7
2,3
1,4
1,5
0,8
1,1
1,1
0,6
5,5
9,7
gesamt
555
100
3,8
1,8
1,0
0,8
0,2
0,3
0,1
0,1
7,8
3,9
3,6
2,6
2,6
1,6
1,5
1,4
0,9
5,5
9,5
Berufsgruppe
Arzt
246
44
4,3
1,8
0,9
0,9
0,3
0,1
0,1
0,1
8,0
4,4
3,7
2,3
2,7
1,9
1,2
1,4
0,6
5,8
9,7
Pflege
238
43
3,9
2,0
1,4
1,1
0,2
0,4
0,2
0,2
7,3
4,1
4,1
3,1
3,0
1,6
1,9
1,7
1,1
5,0
9,3
Sonstige
71
13
4,2
2,4
1,5
1,1
0,4
0,3
0,1
0,2
8,0
3,9
4,2
3,3
2,9
1,7
1,6
1,3
1,1
6,1
9,7
gesamt
555
100
4,2
2,1
1,2
1,0
0,3
0,3
0,1
0,2
7,8
4,1
4,0
2,9
2,8
1,7
1,6
1,5
0,9
5,6
9,6
Tab. 1
Altersabhängiger Unterschied der häufigsten Nebenwirkungen nach der ersten und zweiten
Dosis der Impfung.
1. Dosis
2. Dosis
p-Wert
(Kruskal-Willis-Test)
p-Wert
(Mann-Withney-U-Test)
wenn Kruskal-Willis < 0,01
p-Wert
(Kruskal-Willis-Test)
p-Wert
(Mann-Withney-U-Test)
wenn Kuskal-Willis < 0,01
Schmerz Injektionsstelle
< 0,001
< 0,001
für < 30–39-Jährige
vs. 50–69-Jährige
< 0,001
< 0,001
für < 30–39-Jährige
vs. 50–69-Jährige
Müdigkeit
0,43
n.a.
< 0,01
< 0,01
für < 30-Jährige vs. 60–69-Jährige
und 30–39-Jährige vs. 50–69-Jährige
Kopfschmerzen
0,26
n.a.
0,26
n.a.
Muskelschmerz
0,013
n.a.
0,013
n.a.
n.a.: Test nicht angewendet, weil bereits im Kruskal-Willis-Test keine eindeutige
Signifikanz.
Nach der ersten Dosis fühlten sich über 90 % der Befragten am Folgetag wieder arbeitsfähig,
nach der zweiten Dosis gab ein Drittel an, erst am zweiten Tag wieder arbeitsfähig
gewesen zu sein, über 10 % benötigten mehr als 2 Tage zur Rekonvaleszenz ([Abb. 3 ]). 2,2 % aller MitarbeiterInnen mussten sich nach der ersten, 19,5 % nach der zweiten
Dosis für mindestens einen Tag arbeitsunfähig melden (p < 0,001) ([Abb. 4 ]).
Abb. 3 Häufigkeit der Selbsteinschätzung zur Arbeitsfähigkeit nach der Impfung in % (1.
Dosis blau; 2. Dosis rot).
Abb. 4 Anteil der Befragten mit Arbeitsunfähigkeitsmeldung (AU) nach der ersten und zweiten
Dosis in % (1. Dosis blau; 2. Dosis rot).
Geschlechterspezifische oder altersabhängige Unterschiede bestanden bezüglich der
Arbeitsunfähigkeit nicht. Es konnten keine Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen
ausgemacht werden. Keine lebensbedrohliche Nebenwirkung (Anaphylaxie o. ä.) wurde
im Zusammenhang mit der Impfung beobachtet oder später an den betriebsärztlichen Dienst
gemeldet.
Diskussion
In dieser Studie wurden Nebenwirkungen und Arbeitskraftausfälle in einer deutschen
Universitätsklinik durch anonyme Befragung von Geimpften erhoben. Selbstberichtete
Nebenwirkungen nach der Immunisierung mit BNT162b2 waren mit 21 % nach der ersten
und über 50 % bei der zweiten Dosis häufig. Dabei spielten vor allem lokale Nebenwirkungen
wie Schmerzen an der Injektionsstelle eine große Rolle. Systemische Wirkungen wie
Müdigkeit, Kopfschmerzen, Arthralgien und Myalgien sind am ehesten die Folge der Immunantwort
und waren häufiger ausgeprägt als in der Phase-III-Zulassungsstudie [4 ], was sich mit dem geringeren Durchschnittsalter in unserer Stichprobe erklären lässt.
Neben den abgefragten Nebenwirkungen wurden im Freitext Lymphknotenschwellungen, Schlafstörungen
und Übelkeit angegeben. All diese Nebenwirkungen sind auch für andere Impfungen, wie
z. B. die Immunisierung gegen Influenza, beschrieben.
Insgesamt wurde in der Selbsteinschätzung der MitarbeiterInnen die zweite Dosis signifikant
schlechter vertragen als die erste, was sich bei gleicher Wirkstoffmenge durch die
gesteigerte Immunreaktion erklären lässt. Eine niedrige Krankmelderate nach der ersten
Impfung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich nach der zweiten Dosis fast
40 % der Befragten erst am zweiten und dritten Tag wieder arbeitsfähig gefühlt und
sich mehr als 19 % der Mitarbeiter krankgemeldet hatten. Zwei Drittel der Krankmeldungen
betrafen nur den Tag nach der zweiten Dosis, ein Drittel jedoch betraf bis zu 3, Einzelfälle
sogar bis zu 10 Tage nach Injektion. Dies sollte bei der Planung von Impfkampagnen
in sensiblen Bereichen beachtet werden, ein gestaffeltes Vorgehen mit mindestens 3
Tagen Abstand scheint hier sinnvoll zu sein.
Bis zum 02.04.2021 wurden in Deutschland 10 722 876 Impfungen mit BNT162b2 durchgeführt.
In diesem Zusammenhang wurden 12 409 Verdachtsfälle auf unerwünschte Nebenwirkungen
an das Robert-Koch-Institut gemeldet, davon 1832 Fälle mit schwerwiegenden Reaktionen.
Als schwerwiegende Reaktionen gelten solche, bei denen die Personen im Krankenhaus
behandelt werden, oder Reaktionen, die als medizinisch bedeutsam eingeordnet wurden
[6 ]. Die Inzidenz von Nebenwirkungen war in der von uns untersuchten Stichprobe höher.
Dies liegt unserer Meinung nach an der systematischen Abfrage. Das Register des Robert-Koch-Instituts
muss proaktiv aufgerufen werden, um dort Nebenwirkungen zu melden. In der von uns
untersuchten Stichprobe trat keine Anaphylaxie auf. Diese ist mit einer Häufigkeit
von 4,7 pro 1 Million Impfungen mit BNT162b2 ohnehin sehr selten [7 ]
[8 ]
[9 ].
Limitationen
Eine einheitliche Dokumentation über die gesamte Population aller geimpfter MitarbeiterInnen
wurde wegen Bedenken der zuständigen Ethikkommission und der Personalvertretung nicht
angefordert. Insbesondere sollte verhindert werden, dass der Arbeitgeber über eine
„Impfliste“ verfügt, um das Vertrauen in die Möglichkeit zur freien Entscheidung pro
oder wider Impfung bei den MitarbeiterInnen zu erhalten. Somit kann nicht mit absoluter
Sicherheit berechnet werden, ob die mit 555 Befragten große Stichprobe völlig repräsentativ
für die gesamte Population ist. Unter Umständen haben MitarbeiterInnen, die keine
Nebenwirkungen verspürt haben, weniger Bereitschaft gezeigt, an der Umfrage teilzunehmen
(„Reporting Bias“). Dem wurde mit mehrfachem Aufruf der Bereichsleitungen und durch
Appelle in den jeweiligen Teambesprechungen begegnet. Die zweite Dosis der Impfung
lag zum Zeitpunkt der Umfrage weniger lang zurück als die erste, sodass es durch bessere
Erinnerbarkeit auch einen „Recall Bias“ geben könnte. Darüber hinaus könnte durch
die Befragung von medizinischem Fachpersonal bei den Teilnehmern selbst ein gewisser
„Observer Bias“ hinsichtlich möglicher Häufung von Nebenwirkungen bestehen, insbesondere
bei der zweiten Dosis. Beide Effekte (Recall und Observer Bias) sollten unserer Meinung
nach jedoch durch den selektiven/exklusiven Zugang zu beiden Impfterminen, den zeitlich
kurzen Abstand von 3 Wochen zwischen beiden Impfungen sowie eine umfassende Aufklärung
über die Impfung selbst und die damit zu erwartenden Wirkungen und Nebenwirkungen
im Vorfeld der Impftermine abgeschwächt worden sein. Wegen des anonymen Designs wurde
keine Wirksamkeitsüberprüfung, z. B. durch Antikörpertests, vorgenommen. Ein positiver
Befund hätte die Akzeptanz der Impfung womöglich noch gesteigert.
Schlussfolgerung
Mit Impfstoffen wie BNT162b2 stehen potente Mittel zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie
zur Verfügung. Eine hohe Impfrate ist zeitnah anzustreben. Bei der Planung von Impfkampagnen
bei Berufstätigen sollte beachtet werden, dass die Hälfte des geimpften Personals
in der Selbstangabe die zweite Dosis des mRNA-Vakzins eher nicht gut vertragen hat
und fast 20 % der Arbeitskräfte am Folgetag ausgefallen sind. Erfreulich ist jedoch,
dass sich mehr als 95 % der Befragten nach den erlebten Erfahrungen mit der Impfung
und vor dem Hintergrund ihrer Expertise als Behandler von COVID-19-Patienten erneut
für eine Impfung entscheiden würden ([Abb. 5 ]). Dies zeigt, dass in der Einschätzung der Geimpften die Vorteile der Impfung den
vorübergehenden Dyskomfort durch die Nebenwirkungen überwiegen.
Abb. 5 Kuchendiagramm der Angabe der Befragten, sich nach vollständiger Immunisierung wieder
impfen zu lassen in % (eher nein 0–5, rot; eher ja 6–10, blau).
Nach der Impfung mit BNT162b2 berichteten die Teilnehmer besonders nach der zweiten
Dosis über Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen, Fieber und Kopfschmerzen.
Nach der zweiten Dosis meldeten sich 19 % der geimpften Mitarbeiter für mindestens
einen Tag arbeitsunfähig; dies sollte bei Planungen von Impfkampagnen in sensiblen
Bereichen berücksichtigt werden.
Trotz der Nebenwirkungen würden sich 95 % der Teilnehmer der Online-Umfrage wieder
impfen lassen.