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DOI: 10.1055/a-1525-4125
Handarthrose: Colchicin vs. Placebo
Die Handarthrose, unter der im hohen Alter die Hälfte aller Frauen und ein Viertel der Männer leiden, beeinträchtigt die Lebensqualität und erschwert die Aufgaben des täglichen Lebens. Da Schmerzmittel die Beschwerden, die mit dieser degenerativen Erkrankung einhergehen, nur teilweise und für eine begrenzte Zeit lindern können, sind neue Behandlungsmethoden gefordert.
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Colchicin wirkt entzündungshemmend und könnte die anorganischen Kristallablagerungen reduzieren, die typisch sind für die Handarthrose; aktuelle Studien deuten zudem darauf hin, dass Colchicin bei der Kniearthrose Schmerzen und Gelenkfunktion verbessern kann. Diese vielversprechenden Eigenschaften nahmen Davis et al. zum Anlass, die Wirksamkeit dieses Medikaments bei der Handarthrose in einer randomisierten Studie zu überprüfen.
Am Queen Elizabeth Hospital im südaustralischen Adelaide wurden dafür 59 Patienten im Alter von 40 bis 80 Jahren rekrutiert, die seit mindestens sechs Monaten unter Schmerzen der Hände litten (Visuelle Analogskala/VAS≥40mm in den letzten 48 Stunden). Zwölf Wochen lang nahmen 28 dieser Patienten zweimal täglich 0,5 mg Colchicin ein; die übrigen 31 Patienten erhielten ein Placebo.
In beiden Gruppen war in Woche 6 und 12 eine Schmerzreduktion zu verzeichnen; nach 16 Wochen lagen die VAS-Werte allerdings wieder im Bereich des Ausgangswertes. In Woche 12 lag der Unterschied zwischen beiden Gruppen auf der Schmerzskala bei 7,6 mm. Die Griffkraft nahm im Verlauf zu: sie stieg von 14,7 kg zu Beginn in beiden Gruppen auf 15,3kg (Colchicin) bzw. 15,9kg (Placebo) in Woche 12. Ebenso verhielt es sich mit dem Michigan-Hand-Questionnaire (MHQ), der von 45,6 bzw. 42,5 auf 51,0 bzw. 51,9 stieg. Zu keinem Zeitpunkt gab es signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen, weder bei der Griffkraft oder dem MHQ noch bei den Laborwerten (Kreatinkinase, Leberenzyme, CRP), der Anzahl der druckschmerzhaften bzw. geschwollenen Gelenke oder dem ultraschallgestützen Synovitis-Grad.
Neun Patienten der Colchicingruppe beklagten unerwünschte Ereignisse, die wahrscheinlich auf das Medikament zurückzuführen waren; darunter vor allem gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe. Vier Patienten brachen die Studie wegen solcher und anderer Nebenwirkungen ab.
Die tägliche Einnahme von 1 mg Colchicin erwies sich nicht als wirksame Methode, um arthrosebedingte Schmerzen der Handgelenke zu lindern. Eine Dosiserhöhung könnte zwar effektiver sein, wäre aber wahrscheinlich auch mit einem erhöhten Nebenwirkungspotenzial verbunden. Da Colchicin aber vor allem antiinflammatorisch wirkt, könnten Patienten mit Synovitis oder anorganischen Kristallablagerungen trotzdem von diesem Medikament profitieren. Diese Patientengruppen wurden in der vorliegenden Studie allerdings nicht gesondert untersucht.
Stephanie Gräwert, Leipzig
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
29. September 2021
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