Intensivmedizin up2date 2022; 18(03): 345-361
DOI: 10.1055/a-1532-8926
Pädiatrische Intensivmedizin

Analgesie und Sedierung bei Kindern

Matthias Richter

(Analgo-)Sedierungsprotokolle helfen, Kinder optimal schmerztherapeutisch zu versorgen. Im Vordergrund stehen die Reduktion der Schmerzreize im klinischen Alltag, die frühzeitige analgetische Therapie mit peripher wirkenden Schmerzmedikamenten oder in Kombination mit Opioidanalgetika nach dem Leitsatz „frühzeitig, ausreichend stark behandeln“. Die medikamentöse Therapie sollte immer in ein protokolliertes, multimodales (Schmerz-)Sedierungskonzept eingebettet sein, das auch ein Ausschleichen der Behandlung beinhaltet.

Kernaussagen
  • Analgesie und Sedierung bei Kindern und Jugendlichen im Krankenhaus sollte mit dem Ziel des höchsten Patientenkomforts nach festen Therapieprotokollen erfolgen.

  • Vulnerable Patientengruppen in Bezug auf Schmerz und Sedierung sind psychomotorisch retardierte Kinder und Frühgeborene, da hier Schmerzen häufig unterschätzt werden.

  • Bei der Einschätzung von Schmerzen sind Selbsteinschätzungsskalen den Fremdeinschätzungsskalen vorzuziehen.

  • Schmerztherapeutisch sollte frühzeitig ausreichend stark medikamentös behandelt werden. Dabei sollte dem Kind, wenn immer möglich, Sicherheit durch Anwesenheit der Familie gegeben, Mitbestimmung bei schmerzhaften Prozeduren ermöglicht und Ablenkungstechniken gezeigt werden.

  • Ziel der Analgosedierungsprotokolle ist es, Kinder und Jugendliche im Krankenhaus und auf Intensivstationen, trotz häufig akuter Krisensituationen – wie nach Unfällen, unerwarteten Erkrankungen, Operationen und belastenden Diagnosen – so schmerz- und stressfrei wie möglich zu behandeln.

  • Bei notwendiger Analgosedierung muss als Komplikationen mit Entzug und deliranter Symptomatik gerechnet werden. Spezielle Screening-Skalen sollten im Stationsalltag genutzt werden, um diese Komplikationen zu erfassen und wenn möglich zu verhindern. Dies hilft, die zeitliche Dauer der Aufenthalte der Kinder auf Intensivstationen zu minimieren und den Kindern die Verlegung auf periphere Stationen oder die Entlassung nach Hause zu erleichtern.



Publication History

Article published online:
08 September 2022

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