Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(05): 444-445
DOI: 10.1055/a-1547-3596
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COVID-19-Mortalität bei Patienten mit rheumatoider Arthritis

Contributor(s):
Stephanie Gräwert
Strangfeld A, Schäfer M, Gianfrancesco MA. et al
Factors associated with COVID-19-related deaths in people with rheumatic diseases: results from the COVID-19 Global Rheumatology Alliance physician-reported registry.

Ann Rheum Dis 2021;
80: 930-942
 

    Patienten mit rheumatoiden Erkrankungen nehmen häufig immunsupprimierende oder immunmodulierende Medikamente ein. Deshalb könnten sie bei einer COVID-19-Infektion besonders gefährdet sein. Andererseits werden einige dieser Medikamente aber auch zur Behandlung von COVID-19 genutzt. Um mehr über die Zusammenhänge zwischen rheumatoiden Erkrankungen und COVID-19 zu erfahren wurde 2020 die COVID-19 Global Rheumatology Alliance (C19-GRA) gegründet.


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    Im Juli 2020 sind bereits 3830 Patienten in das Register aufgenommen worden; für 3729 standen alle Daten zur Verfügung, die Strangfeld und ihre Kollegen brauchten, um herauszufinden, welche Patienten besonders gefährdet sind an einer COVID-19-Infektion zu versterben.

    Von den insgesamt 390 Patienten (10,5%) dieser Kohorte, die infolge der COVID-19-Infektion verstarben waren 68,7% älter als 65. Rund 70% dieser Patienten litt unter mindestens einer Begleiterkrankung; am häufigsten waren Hypertonie, chronische Lungenerkrankungen, Adipositas, Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Zum Zeitpunkt der COVID-19-Diagnose wurden 40,6% der Patienten mit DMARDs (disease-modifying antirheumatic drugs) und/oder Immunsuppressiva behandelt. In der Gruppe der Verstorbenen war der Anteil an Patienten, die ausschließlich mit Glucocorticoiden behandelt wurden höher als in der Gruppe der Überlebenden (19,8 vs. 31,8%).

    Die höchsten Sterberaten waren in Großbritannien und Italien zu verzeichnen (20,9% bzw. 16,8%), während die Sterberaten in Deutschland und den USA mit 7,6 und 7% geringer waren. Männer und Patienten mit hoher Krankheitsaktivität zum Zeitpunkt der COVID-19-Diagnose hatten ein höheres Risiko zu versterben – ein Hinweis auf die Notwendigkeit einer adäquaten Behandlung vorbestehender rheumatischer Erkrankungen. Diese sollte bevorzugt DMARDs beinhalten; die Erhöhung der Glucocorticoiddosis hingegen sollte vermieden werden, denn hochdosierte Glucocorticoide waren ebenfalls mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert. Gleiches galt auch für die Behandlung mit Rituximab, Sulfasalazin und Immunsuppressiva im Vergleich zur Methotrexat-Monotherapie. Chronische Lungen- sowie Herz-Kreislauferkrankungen in Verbindung mit Bluthochdruck erwiesen sich als weitere Faktoren, die mit dem Versterben assoziiert waren. Andere Faktoren spielten nur bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen eine Rolle, z. B. Nikotinabusus bei rheumatoider Arthritis oder eine chronische Niereninsuffizienz bei Vaskulitis.

    Fazit

    Für Patienten mit rheumatoiden Erkrankungen gelten überwiegend die gleichen Risikofaktoren wie für die Allgemeinbevölkerung – Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen. Warum allerdings bestimmte Medikamente wie Sulfasalazin oder Rituximab mit einem schlechten COVID-19-Outcome assoziiert sind, bleibt noch unklar und sollte Gegenstand weiterer Studien sein. Die Ursachen hierfür könnten z. B. in der Wirkungsweise (Störung der Antikörperbildung durch B-Zell-Depletion bei Rituximab) oder auch der Verordnungspraxis liegen (Sulfasalazingabe an Hochrisikopatienten wegen der nur gering immunsuppressiven Wirkung).

    Stephanie Gräwert, Leipzig


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    Publication History

    Article published online:
    29 September 2021

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