O’Leary H,
Larkin L,
Murphy GM.
et al
Relationship
Between Pain and Sedentary Behavior in
Rheumatoid Arthritis Patients: A Cross-Sectional
Study.
Arthritis Care & Research 2021;
73: 990-997
In Irland wurde nun der Zusammenhang zwischen der der Zeit, die im Sitzen verbracht
wird („Sitzzeit“) und der Symptomatik der RA untersucht. Für
ihre Studie konnten O‘Leary und ihre Kollegen 72 Patienten
(61,5±10,5 Jahre) gewinnen, die seit durchschnittlich 17,8 Jahren unter RA
litten; ihr Krankheitsaktivitätsscore lag im Schnitt bei 11,2. Mit dem
Neigungsmesser „activPAL4“ wurde über sieben Tage die
Aktivität der Probanden gemessen; das Messgerät sollte jeden Tag 24
Stunden getragen werden. Die Patienten gingen anfangs davon aus ca. fünf
Stunden pro Tag im Sitzen zu verbringen, tatsächlich waren es im Schnitt 8,9
Stunden (533,17±100,1 Minuten), d. h. 59,9% des
„wachen Tages“.
Schmerzintensität, die subjektiv angegebene Anzahl schmerzhafter Gelenke und
das Vorhandensein von Fuß- und/oder Knöchelschmerzen
korrelierten mit der Sitzzeit. Eine unabhängige Assoziation zwischen diesen
Faktoren und der Zeit, die im Sitzen verbracht wird konnten die Autoren allerdings
nicht feststellen. Höhere Level von Depression und Angst (gemessen mit der
Hospital Anxiety and Depression Scale) waren assoziiert mit einer längeren
Sitzzeit, während nicht artikuläre Schmerzen hingegen gar nicht
damit korrelierten. Behandlungen, die auf eine Reduktion der
Krankheitsaktivität abzielen, werden also wahrscheinlich die Sitzzeit
beeinflussen, aber nicht die Schmerzen außerhalb von Gelenken.
Patienten, die unter Fuß- und Knöchelschmerzen litten, verbrachten
signifikant mehr Zeit im Sitzen als Patienten ohne Schmerzen in diesen Regionen.
Außerdem hatten sie signifikant höhere
Krankheitsaktivitätsscores und litten unter stärkeren Schmerzen. Die
stärkeren funktionellen Einschränkungen und das schwerere klinische
Erscheinungsbild könnten eine Erklärung für die
erhöhte Sitzzeit bei Patienten mit Fuß- und Knöchelschmerzen
sein. Allerdings erlaubt dieses Symptom keine unabhängige Prädiktion
der Sitzzeit.
Obwohl bekannt ist, dass körperliche Aktivität die RA-bedingte
Fatiguesymptomatik reduzieren kann, war dieses Symptom in der vorliegenden
Untersuchung nicht mit den sitzenden Tätigkeiten assoziiert. Gleiches galt
für Schlafstörungen (gemessen mit dem Pittsburgh Sleep Quality
Index).
Aufgrund der nur schwachen Korrelationen zwischen verschiedenen Aspekten der RA
und der Sitzzeit können die Autoren keine klinischen Empfehlungen aus
ihren Ergebnissen ableiten. Zwar spielen Schmerzen und andere RA-bedingte
Faktoren offenbar eine Rolle bei sitzenden Tätigkeiten, doch signifikant
scheint ihr Einfluss nicht zu sein. Insgesamt sehen die Autoren hier noch viel
Forschungsbedarf.
Stephanie Gräwert, Leipzig