Aktuelle Urol 2021; 52(06): 510-512
DOI: 10.1055/a-1551-7506
Referiert und kommentiert

Kommentar

Contributor(s):
Silke Riechardt

Das vorliegende Paper beschreibt die Ergebnisse der roboter assistierten Nierenbeckenplastik bei Kindern mit komplexen Fällen. Hierbei wurden von 48 Kindern ca 1/3 wegen eines Rezidivs und ca 2/3 wegen einer komplexen Anatomie operiert.

Die komplexe Anatomie beinhaltet Doppelnieren, Hufeisennieren und ektope Nieren, die Kinder mit Rezidiven wurden offen voroperiert.

Interessant sind an der Studie mehrere Aspekte: Zum einen konnten die Chirurgen, die aus vier europäischen kinderurologischen Zentren stammen, alle Kinder robotisch mittels Andersen-Heynes Plastik versorgen, kein Kind musste konvertiert werden. Zum anderen betrug die Erfolgsrate nach einem F/U von durchschnittlich 18 Monaten fast 96%, das entspricht fast der primären Erfolgsrate von Nierenbeckenplastiken.

Erklärt wird das bei den Rezidiven durch eine hohe Rate an übersehenen Unterpolgefäßen, die bei mangelnder Berücksichtigung bei der initialen Operation häufig zu Rezidiven führen. Daher war dann die robotische Versorgung transperitoneal erfolgreich. Die Autoren fordern als Konsequenz, dass bei allen Nierenbeckenplastiken nach aberrienden Gefäßen gesucht werden sollte. Dies ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, gerade bei etwas älteren Kindern, wird aber in der Praxis offensichtlich nicht so konsequent durchgeführt.

Die Ursachen der anderen Rezidive werden leider nicht explizit erklärt. Bei starken Vernarbungen, die ursächlich für ein Rezidiv sein können, ist auch eine robotische Versorgung nicht einfach. Eventuell sind dadurch die zum Teil sehr langen Operationszeiten zu erklären.

Die Versorgung bei komplexer Anatomie erfordert, wie von den Autoren erwähnt, eine genaue Kenntnis der zugrundeliegenden Anatomie. Da gibt es bisher keine größeren Serien zur Machbarkeit mittels Roboter, wird aber in den vorliegenden Daten gezeigt, dass bei etwas älteren Kindern auch hier eine gute Visualisierung gewährleistet ist und die Versorgung in in allen Fällen möglich war mit guten Erfolgsraten.

Hier darf man nicht ausser Acht lassen, dass alle Operateure sehr erfahren waren und die komplexen Fälle nur 1/5 aller robotisch assistierten Nierenbeckenplastiken in den teilnehmeneden Zentren darstellen.

Insgesamt scheint die robotisch assistierte Nierenbeckenplastik auch bei komplexen Fällen ein vielversprechender Ansatz zu sein, der in erfahrenen Händen gute Erfolgsraten verspricht.



Publication History

Article published online:
30 November 2021

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