Pneumologie 2021; 75(12): 921-922
DOI: 10.1055/a-1562-6953
Pneumo-Fokus

Tezepelumab bei unkontrolliertem Asthma

Menzies-Gow A. et al.
Tezepelumab in Adults and Adolescents with Severe, Uncontrolled Asthma.

N Engl J Med 2021;
384: 1800-1809
 

    Etwa 10 % der Patienten mit Asthma leiden trotz maximaler Standardtherapie unter Symptomen und Exazerbationen. Das Thymic Stromal Lymphopoietin (TSLP) korreliert mit der Atemwegsobstruktion, der Krankheitsschwere und einer Kortikosteroidresistenz. Der monoklonale Antikörper Tezepelumab bindet TSLP spezifisch und reduziert die lokale Entzündung. Die randomisierte Doppelblindstudie belegte seine schnelle und hohe Wirksamkeit bei Jugendlichen und Erwachsenen.


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    Der Antikörper Tezepelumab (IgG2λ) blockiert das immunmodulatorische Zytokin TSLP durch eine Interaktion mit seinem heterodimeren Rezeptor. Daraus resultieren eine verminderte Freisetzung von Chemokinen aus Monozyten, reduzierte TH2-Rekrutierung und geringere Differenzierung myeloischer dendritischer Zellen. Bei Asthma bronchiale ist die TSLP-Expression gesteigert. Der Antikörper Tezepelumab war mit einer Abnahme von Eosinophilie und FeNO-Konzentration assoziiert. An der multizentrischen Studie nahmen 1059 Patienten (12–80 Jahre; 49 Jahre mean) in 18 Ländern teil. Zu den Aufnahmekriterien gehörte eine Medikation mit mittel- bis hochdosierten Kortikosteroiden und einer zusätzlichen Standardsubstanz.

    Nach einer 5–6-wöchigen Screeningperiode erhielten 528 Erkrankte Tezepelumab und 531 Placebo (jeweils 4-wöchentlich subkutan). Die vorangegangene Medikation durfte in der Beobachtungszeit von 52 Wochen fortgesetzt werden. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe reduzierte Tezepelumab effektiv die jährliche Exazerbationsrate (0,93 vs. 2,10; p < 0,001).

    Dies galt auch für Patienten mit einer Eosinophilie < 300/μl (1,02 vs. 1,73 Exazerbationen/a; p < 0,001). Die FEV1 nahm um 0,23 l (Tezepelumab) respektive 0,09 l (Placebo) zu. Der Behandlungseffekt trat bereits nach 2 Wochen ein und blieb in der gesamten Studienphase erhalten. Das galt auch für die verbesserte Lebensqualität. Die Werte im Asthma Control Questionnaire, Asthma Quality of Life Questionnaire und Asthma Symptom Diary verbesserten sich bereits nach 14 Tagen. Die Patienten fühlten sich während des ganzen Jahres besser. Auch Krankenhauseinweisungen wegen Exazerbationen kamen mit Tezepelumab seltener vor. Eosinophile und FeNO nahmen rasch und IgE allmählich ab.

    In der Tezepelumab- und Placebo-Gruppe hatten 9,8 % und 13,7 % ein schweres unerwünschtes Ereignis. Neben Lokalreaktionen waren Nasopharyngitiden, obere Atemwegsinfekte, Kopfschmerzen und Asthmasymptome am häufigsten. Schwere Infektionen kamen in vergleichbarer Häufigkeit vor. In der Placebo-Gruppe starben 2 Erkrankte. Therapieassoziierte anaphylaktische Reaktionen und Guillain-Barre-Syndrome traten nicht auf. Die Abbrecherquote lag bei 6,8 % (Tezepelumab) und 10,7 % (Placebo).

    Fazit

    Tezepelumab reduzierte Exazerbationen und verbesserte die Lungenfunktion, Asthmakontrolle und Lebensqualität. Dies war auch bei Patienten ohne Eosinophilie der Fall. Damit unterscheide sich Tezepelumab von anderen Biologika, so die Autoren. Die Effekte auf die Biomarker FeNO und IgE könnten laut der Arbeitsgruppe auf reduzierten Interleukin-5- und Interleukin-13-Spiegeln beruhen.

    Dr. med. Susanne Krome, Melle


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    Publication History

    Article published online:
    07 December 2021

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