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DOI: 10.1055/a-1579-4013
Prurigo und Pruritus – Prävalenz, Inzidenz und Komorbiditäten in Deutschland
Prevalence, Incidence, and Presence of Comorbidities in Patients with Prurigo and Pruritus in Germany: A Population‐Based Claims Data Analysis.
J Eur Acad Dermatol Venereol 2021;
DOI: 10.1111/jdv.17485
Chronische Prurigo kann Patienten jeden Alters, Geschlechts, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Schicht betreffen. Die Epidemiologie von Prurigo und Pruritus ist in den meisten Ländern nicht genau bekannt – so auch in Deutschland. Nun werteten Wissenschaftler zur Bestimmung von Auftreten und Häufigkeit der Hauterkrankung Daten von über 2 Millionen Patienten der Krankenkasse DAK-Gesundheit aus.
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Von Prurigo betroffene Patienten leiden unter emotionalen sowie körperlichen Beschwerden. Hierbei werden v. a. der Juckreiz und ein dauerhafter Kreislauf aus Juckreiz und Kratzen als belastend wahrgenommen. Unzureichende Behandlungsmöglichkeiten schränken die Lebensqualität zusätzlich ein – bis Läsionen heilen, kann es mehrere Monate oder gar Jahre dauern.
Forscherinnen und Forscher aus den dermatologischen Abteilungen der Unikliniken Münster und Hamburg führten nun eine retrospektive Gesundheitsforschungsstudie durch. Sie wollten damit die Prävalenz, Inzidenz und das Vorhandensein von Komorbiditäten bei Patienten mit Prurigo und Pruritus in Deutschland bestimmen. Die Untersuchung basierte auf anonymisierten Routinedaten der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Es wurden Daten von 2 006 003 Erwachsenen, die zum 31. Dezember 2010 versichert waren, ausgewertet. Die Diagnosen Prurigo und Pruritus wurden mittels ICD-10-GM (International Statistical Classification of Diseases, German Modification) gestellt.
Ergebnisse
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Die Prävalenz von Prurigo lag bei 0,21 % (bereinigt um Geschlecht und Alter 0,19 %) und von Pruritus bei 2,21 % (bereinigt 2,14 %) im Jahr 2010.
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Die bereinigten Raten, hochgerechnet auf die deutsche Gesamtbevölkerung im Jahr 2010 zeigen, dass 130 685 Erwachsene eine Prurigodiagnose und 1 461 024 eine Pruritusdiagnose erhalten hatten.
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Im Jahr 2011 lag die Inzidenz neuer Prurigo- und Pruritusfälle bei 0,13 % (bereinigt 0,12 %, extrapoliert 77 263 Fälle) bzw. 1,51 % (bereinigt 1,46 %, extrapoliert 978 885 Fälle).
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Erwachsene mit Prurigo litten zudem am häufigsten an Bluthochdruck (35,16 %), Hyperlipidämie (24,95 %) und Depressionen (21,97 %). Jede dieser Erkrankungen wurde bei Patienten mit Prurigo im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger angegeben (p < 0,001).
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Gleichermaßen litten Erwachsene mit Pruritus im Vergleich zu Patienten ohne Pruritus am häufigsten unter Bluthochdruck (31,28 %), Hyperlipidämie (23,52 %) und Depression (18,91 %) (p < 0,001).
Die Untersuchung sei die erste durchgeführte Analyse ihrer Art zu Prurigo und Pruritus in Deutschland. Die Daten der gesetzlichen Krankenkasse würden nachweislich alle deutschen Regionen und die Durchschnittsbevölkerung widerspiegeln, so die Autoren. Die verwendeten ICD-Codes berücksichtigen jedoch nicht die Dauer der Erkrankung bzw. das Vorliegen eines akuten oder chronischen Zustandes.
Laut den Autoren zeigen die Daten, dass Prurigo eine relativ seltene, aber wichtige Erkrankung ist. Pruritus komme dahingegen häufig vor und sei in seinem Erscheinungsbild sehr variabel. Beide Hauterkrankungen würden zudem eine hohe Komorbiditätsbelastung aufweisen. Einschränkung würden sich aus den hier herangezogenen Sekundärdaten bzw. Leistungsdaten ergeben – klinische und patientenbezogene Daten fehlen noch.
Annkatrin Wagner, Stuttgart
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Publication History
Article published online:
19 November 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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