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DOI: 10.1055/a-1625-7934
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Offener Brief
Medizinpädagogin Karin Wehnhardt hat einen offenen Brief ans Bildungsministerium verfasst, den wir hier gern veröffentlichen.
„Sehr geehrte Frau Karliczek,
ich richte hiermit die Frage an Sie, warum es dem Bildungsministerium bisher immer noch nicht gelungen ist, die Lehrkräfte in den Gesundheitsberufen den staatlichen Lehrkräften in den Berufsschulen gleichzustellen?
Die Argumentation der Schulämter ist immer, dass Lehrkräfte in den Gesundheitsberufen kein erstes und zweites Fach in ihrem Studium absolvieren. Da es z. B. in der Krankenpflegeausbildung keine Fächer mehr gibt, sondern in Kompetenzbereichen unterrichtet wird (somit schon weiter als die staatlichen Schulen), ist es logischerweise nicht nötig, ein erstes oder zweites Fach im Studium zu belegen.
Des Weiterein ist es vorgeschrieben, schon eine Ausbildung in dem Grundberuf absolviert zu haben, in dem man später unterrichten möchte. In der Krankenpflege z. B. schließt diese Grundausbildung mit einem Staatsexamen ab. Kann dieses nicht als erstes Staatsexamen gewertet werden? Auch ist verpflichtend ein Masterstudium vorgeschrieben, was de facto bedeutet, eine dreijährige Grundausbildung in einem medizinischen Beruf zu absolvieren und – wie in meinem Fall – ein 6,5-jähriges berufsbegleitendes Studium der Medizinpädagogik anzuschließen.
Sollen nun noch die Intensivfachkräfte ausgebildet werden, ist es vorgeschrieben, eine zweijährige Anästhesie-/Intensivpflegefachweiterbildung im Grundberuf vorzuweisen.
Das wiederum bedeutet, dass eine dreijährige Grundausbildung absolviert werden muss, anschließend eine zweijährige Berufserfahrung nachgewiesen werden muss, um zur Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivpflege zugelassen zu werden. Dann die zweijährige Fachweiterbildung anzuschließen, um dann ein 6,5-jähriges Masterstudium der Medizinpädagogik anzuschließen. Dann erlangt man die Befähigung, das Intensivpersonal auszubilden.
Gerade dieser Berufszweig hat in der Corona-Pandemie eine große systemrelevante Bedeutung erlangt, und es herrscht ein großer Mangel an Intensivpersonal. Nur wer soll diese Kräfte ausbilden, wenn der Weg bis dahin so lang ist (13,5 Jahre Ausbildung), um dann noch schlechter gestellt zu sein als die staatlichen Berufsschullehrer.
Da ich die Landesbeauftragte der deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege in Hessen und Mitglied des Hessischen Pflegerats bin, werde ich meine Fragen an Sie als offenen Brief in der Thieme-Pflegefachzeitschrift intensiv veröffentlichen und Ihre Antwort in den Berufsverbänden kommunizieren.
Bis dahin verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
K. Wehnhardt, Medizinpädagogin M. A., Landesbeauftragte DGF Hessen“
Publication History
Article published online:
03 November 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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