Schlüsselwörter
Zöliakie - Gastrointestinaltrakt - chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Key words
Celiac Disease - Gastrointestinal Tract - Inflammatory Bowel Disease
CED chronisch-entzündliche Darmerkrankung
CMV Cytomegalie-Virus
COX Cyclooxigenase
CU Colitis ulcerosa
DMARD Disease-modifying anti-rheumatic drug
GI Gastrointestinaltrakt
HSV Herpes-simplex-Virus
i. v. intravenöse Applikation
MC Morbus Crohn
MTX Methotrexat
NSAR nicht-steroidale Antirheumatika
PAN Polyatheriitis nodosa
PsA Psoriasis-Arthritis
RA rheumatoide Arthritis
s.c. subkutane Applikation
SLE systemischer Lupus erythematodes
W Wochen
Einleitung
Die meisten rheumatologischen Krankheitsbilder können – als
Systemerkrankungen – Einfluss auf den Gastrointestinaltrakt (GI) haben.
Dabei können intestinale Manifestationen, assoziierte intestinale
Erkrankungen und intestinale Komplikationen der rheumatologischen Erkrankung bzw.
ihrer Behandlung pathopysiologisch voneinander abgegrenzt werden ([Tab. 1]) entsprechend dem Konzept der
extraintestinalen Beteiligung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
[1]. Bei den intestinalen Manifestationen
spielen die gleichen Pathomechanismen, z. B. an intestinalen
Gefäßen bei Vaskulitis, eine Rolle oder es kommt zu einem
immunologischen „Cross-Talk“ zwischen rheumatisch-befallenem
Organsystem und dem GI. Insbesondere der Interkation eines veränderten
intestinalen Mikrobioms mit dem Immunsystem über
Antigen-Präsentation, Zytokin-Produktion und Lymphozyten-Aktivierung wird
hier eine Trigger-Funktion eingeräumt [2]
[3]. Bei der rheumatoiden
Arthritis (RA) finden sich eine Korrelation der Krankheitsaktivität (DAS28)
mit LPS-produzierende Bakterien [4]. Eine
veränderte Diversität des Mikrobioms bzw. eine Dysbiose korreliert
zur Veränderung der Krankheitsaktivität bei systemischem Lupus
erythematodes (SLE), primärem Sjögren-Syndrom oder Sklerodermie
[5]
[6]
[7]. Assoziierte intestinale
Erkrankungen wie Zöliakie oder chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen (CED) sind nicht-rheumatologisch-spezifische Erkrankungen, die
durch eine – am ehesten genetisch-bedingte – Suszeptibilität
auftreten. Dagegen sind intestinale Komplikationen meist strukturelle
Veränderungen, die nicht durch einen immunologischen „Cross-Talk
„bedingt sind, wie die gastrointestinalen Nebenwirkungen der
Rheuma-Therapie.
Tab. 1 Gastrointestinale Manifestation, assoziierte
gastrointestinale Erkrankung und gastrointestinale Komplikation bei
rheumatologischen Erkrankungsbildern.
|
gastrointestinale Manifestation
|
assoziierte gastrointestinale Erkrankung
|
gastrointestinale Komplikation
|
|
Pathomechanismus
|
gleicher Pathomechanismus oder immunologischer
„Cross-Talk“ zwischen rheumatisch-befallenem
Organsystem und Gastrointestinaltrakt
|
nicht-rheumatologisch-spezifische Erkrankung, die durch eine
– am ehesten genetisch-bedingte –
Suszeptibilität auftritt.
|
strukturelle Veränderung, die nicht durch einen
immunologischen Cross-Talk bedingt ist
|
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Beispiele
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-
rheumatoide Vaskulitis des Gastrointestinaltraktes
-
IgG4-assoziierte Pankreatitis
-
IgG4-assoziierte Cholangitis
-
Lupus-Enteritis
-
intestinale Polyarteriitis nodosa
-
intestinale Purpura Schoenlein-Henoch
-
intestinale nekrotisierende Vaskulitis
|
|
unter Immunsuppression:
|
Dabei reagiert der Gastrointestinaltrakt klinisch und endoskopisch-morphologisch mit
einem begrenzten Repertoire (Bauchschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Dysphagie,
Diarrhö, Obstipation, Mangelernährung – Erythem, Erosion,
Ulcera) und die Herausforderung besteht in der entsprechenden Differentialdiagnose
bzw. Assoziation.
Die folgenden Ausführungen beschränken sich im Wesentlichen auf
Speiseröhre sowie Magen, Dünn- und Dickdarm. Lebermanifestationen
werden gesondert in einen weiteren Beitrag dieser Ausgabe besprochen.
Gastrointestinale Manifestation rheumatologischer Erkrankungen
Gastrointestinale Manifestation rheumatologischer Erkrankungen
Rheumatoide Arthritis
Wie bei CED können Patienten mit RA zum einen Manifestationen der
Erkrankung sowie Komplikationen am GI entwickeln, zum anderen auch assoziierte
Erkrankungen ([Tab. 2]).
Tab. 2 Gastrointestinale Beteiligung bei rheumatoider
Arthritis [8.]
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Organ
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Beteiligung
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Manifestation
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Komplikation
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Assoziation
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Mund
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Sjögren-Syndrom
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enorale Ulzerationen
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rheumatoide Vaskulitis
|
|
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Ösophagus
|
rheumatoide Vaskulitis
|
Dysphagie (durch Amyloidose,Thorax-Deformität,
usw.)
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Magen
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rheumatoide Vaskulitis
|
gastrointestinale Blutung, Motilitätsstörung
durch Amyloidose
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Dünndarm
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rheumatoide Vaskulitis
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Amyloidose
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Zöliakie
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CED
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Dickdarm
Pankreas
|
rheumatoide Vaskulitis
|
Amyloidose
|
CED
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|
Autoimmunpankreatitis
|
CED chronisch-entzündliche Darmerkrankung.
Rheumatoide Vaskulitis des GI
Die rheumatoide Vaskulitis ist eine seltene Manifestation an Dünn-
und Dickdarm, meist bei Patienten mit langdauernder seropositiver, erosiver
oder nodulärer RA. Das gastroenterologisch-klinische Bild zeigt
meist einen Gewichtsverlust, abdominelle Schmerzen und eine
Hepatosplenomegalie, manche Patienten haben Fieber. Ein Drittel der
Patienten haben zudem weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen,
Diarrhö, teilweise auch Hämatochezie oder Teerstuhl. In der
Endoskopie findet man bei einem Drittel der Patienten Ulcera, die
über den gesamten GI-Trakt auftreten können, aber auch
Befunde, die makroskopisch einer Pancolitis ulcerosa oder eines
strikurierenden M. Crohn ähneln ([Abb. 1]). Seltene Komplikationen sind Darmischämie oder
-perforation [8]. Systematische
Untersuchungen zur Therapiewirksamkeit bei schwerer Manifestation existieren
nicht, empirisch wird Cyclophosmamid in Kombination mit Steroiden oder
Rituximab verwendet. Eine anti-TNF-Therapie wird kontrovers diskutiert, da
diese ebenfalls paradox eine Vaskulitis triggern kann.
Differentialdiagnostisch muss eine vaskulitische Beteiligung des
Gastrointestinaltraktes bei Polyarteriitis nodosa abgegrenzt werden.
Abb. 1 Endoskopisches Bild bei Colitis ulcerosa und Morbus
Crohn. a) Schwere Colitis ulcerosa (endoskopischer
Schweregrad-Score Mayo 3): Verlust der Haustrierung, spontane
Blutungen, Verletzlichkeit der Schleimhaut, Fibrinexsudate,
Erosionen, Ulcera. b Schwerer Morbus Crohn: Verlust der
Haustrierung, residuale Mukosa mit postinflammatorischen Polypen
zwischen Schneckenspur-Ulcera.
Amyloidose
Die AA-Amyloidose ist eine seltene Komplikation chronisch-entzündlicher
Erkrankungen, insbesondere der RA. Sie manifestiert sich bei bis zu 2/3
der Patienten auch mit Symptomen des GI wie Gewichtsverlust, Diarrhö,
Bauchschmerzen, Refluxbeschwerden, Motilitätsstörungen,
z. B. einer Dysphagie bei Befall des Ösophagus, oder
gastrointestinalen Blutungen durch vermehrte
Gefäßverletzlichkeit. Selten wurden auch ein intestinales
Eiweißverlust-Syndrom oder eine Malabsorption beschrieben.
Die Behandlung umfasst in erster Linie die Therapie der Grunderkrankung, zudem
können TNFalpha- u. IL-6-Rezeptor-Inhibitoren zur Behandlung eingesetzt
werden [8].
Axiale Spondylarthritis
Entzündliche gastrointestinale Prozesse und Mukosa-Läsionen
werden ileokolonoskopisch bei 30 bis 60% der Patienten, vor allem bei
HLA-B-27-negativen Spondylarthritis-Patienten gefunden.
IgG4-assoziierte Erkrankungen
Darmbeteiligungen im Rahmen einer IgG4-assoziierten Erkrankung sind im Gegensatz
zu Gallengangs- oder Pankreasmanifestationen sehr selten und
äußern sich dann meist als gastrointestinale Blutung.
Polyarteriitis nodosa (PAN)
Die PAN, als nekrotisierende fokal-segmentale Vaskulitis, involviert bei
14–65% der Patienten auch den GI, dabei neben der Gallenblase
meist den Dünndarm. Patienten haben durch die dadurch versursachte
mesenteriale Ischämie häufig postprandiale Bauchschmerzen
(„Angina abdominalis“). Zudem können Übelkeit,
Erbrechen, Teerstuhl, Hämatochezie, Diarrhö oder Obstipation
auftreten. Bei transmuraler Ischämie des Darmes kann sich eine Nekrose
bis zur Perforation, die mit einer hohen Letalität verbunden ist,
entwickeln. Diagnostisch fallen bei der abdominellen Angiographie
Mikroaneurysmen auf, die Diagnose kann histologisch bestätigt werden
[9].
Purpura Schoenlein-Henoch
Bei der Purpura Schoenlein-Henoch des GI haben die Patienten Bauchschmerzen,
Erbrechen und Diarrhö und können massive rektale Blutungen
zeigen [10]. Endoskopische Korrelate der
Purpura können sich über den GI als multiple Rötungen,
Erosionen und insbesondere im Duodenum als Ulzerationen zeigen [11].
Sjögren-Syndrom
Sowohl das primäre als auch insbesondere das mit der RA vorkommende
sekundäre Sjögren-Sydnrom zeigen gastrointestinale
Beteiligungen. Durch die Xerostermie kann es zu einer Dysphagie kommen, aber
auch zu einer generellen Molititätsstörung des
Ösophagus. Bei Sjögren-Patienten findet sich manchmal eine
chronisch-atrophe Gastritis mit konsekutiver Achlorhydrie,
Hypopepsinogenämie und substitutionsbedürftigem
Vitamin-B12-Mangel, selten eine intestinale Beteiligung mit intestinalem
Eiweißverlustsyndrom [8].
Sklerodermie
Zur Pathophysiologie der Sklerodermie am GI wird eine Neuropathie, die
über eine Myopathie zur Fibrose fortscheiten kann, vorgeschlagen. Dabei
spielen fibro-proliferative vaskuläre Läsionen mit der
Produktion von Zytokinen und profibrotischen Wachstumsfaktoren eine Rolle [12]. Bei Beteiligung der Mundhöhle
kann die periorale Fibrose, sublinguale Frenulum-Verdickung oder ein
sekundäres Sjögren-Syndrom durch die eingeschränkte
Mundöffnung zur Mangelernährung führen. Der
Ösophagus ist bei bis zu 90% der Patienten betroffen und es
findet sich als typischer Befund in der Ösophagusmanometrie eine
verminderte Peristaltik der unteren zwei Drittel des Ösophagus mit
Tonusverminderung des unteren Ösophagussphinkters. Jedoch beklagen nur
2/3 der Patienten Sodbrennen, Regurgitation oder Dysphagie. Die
konsekutive erosive Refluxerkrankung (GERD) kann zu chronischem Husten, Asthma,
sowie zu Ösophagusstenosen und zum Barrett-Ösophagus mit
erhöhtem Ösophaguskarzinom-Risiko führen.
Barrett-Patienten sollten regelmäßig eine
Vorsorge-Ösophagogastroskopie erhalten. Eine Gastroparese, die zu einem
schnellen Sättigungsgefühl, Übelkeit und Bauchschmerzen
führt, kann mit Magenentleerungsuntersuchungen
(Magenentleerungsszintigraphie oder Oktansäure-Exhalationstest)
diagnostiziert werden. Es kann auch zur Ausbildung eines GAVE-Syndroms (gastrale
antrale vaskuläre Ektasien [Abb.
2]). kommen, welches zu einer Eisenmangelanämie führen
kann. Ein GAVE-Syndrom wird meist durch endoskopische Argon-Plasma-Koagulation
(APC) oder Gummiband-Ligatur behandelt. Eine verminderte
Magensäuresekretion und Hypomotilität führt bei
50% der Patienten zu einer bakteriellen Fehlbesiedlung des
Dünndarms (SIBO). Die Diagnose wird über Atemtests gestellt und
antibiotisch behandelt. Zur Motilitätssteigerung des oberen
Gastrointestinaltraktes können Prokinetika (z. B. Metoclopramid,
Domperidon) eingesetzt werden. Bei Dickdarm-Symptomatik steht eine Obstipation
im Vordergrund, selten kommt es zur Impaktation, Megakolon, Transversum- u.
Sigmavolvulus, Stenosen oder Teleangiektasien. Bis zu 40% der Patienten
berichten über eine Stuhlinkontinenz durch Beteiligung des inneren
Schließmuskel-Apparates.
Abb. 2 GAVE-Syndrom (gastrale antrale vaskuläre Ektasien;
Abbildung zur Verfügung gestellt von PD Dr. Christian Bojarski,
Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin)
Systemischer Lupus erythematodes
Eine gastrointestinale Beteiligung bei Lupus ist eher selten
(0,2–5,8% der Lupus-Patienten). Die Lupus-Enteritis manifestiert
sich als mesenteriale Vaskulitis oder als intestinale Pseudoobstruktion
(Motilitätsstörung ohne Nachweisbare organischer, systemischer
oder metabolischer Störungen oder fassbaren Verschluss) und geht mit
abdominellen Scherzen einher. Zudem kann es zu einer
Eiweiß-Verlust-Enteropathie (Ödeme mit sekundärer
Hypalbuminämie durch Eiweißverlust über den GI) kommen.
Sie betrifft in erster Linie den Dünndarm und geht mit abdominellen
Schmerzen einher [13].
Granulomatose mit Polyangiitis (ehemals Wegener-Granulomatose)
Beteiligungen des GI durch eine nekrotisierende Vaskultis werden kasuistisch als
schwere Krankheitsverläufe berichtet. Im Vordergrund stehen beim
Patienten starke abdominelle Schmerzen [14].
Häufige mit rheumatologischen Erkrankungen assoziierte gastrointestinale
Erkrankungen
Häufige mit rheumatologischen Erkrankungen assoziierte gastrointestinale
Erkrankungen
CED
Häufig werden sich CED-Patienten beim Rheumatologen wegen
extraintestinalen Manifestationen der CED vorstellen ([Tab. 3]). Dabei werden extraintestinale
Manifestationen von CED-assoziierten Erkrankungen und Komplikationen der CED
unterschieden [1].
Tab. 3 Häufige rheumatologische extraintestinale
Manifestationen bei chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen.
|
Arthritis
|
|
periphere Arthritis
|
|
Spondylarthritis
|
|
Sakroileitis
|
|
ankylosierende Spondylitis
|
Unterschiedliche Pathomechanismen werden mit der Entstehung einer
extraintestinalen Manifestation in Zusammenhang gebracht, u. a.
Kreuzreaktivität auf mikrobielle Antigene, Expression von
Darmadhäsionsmolekülen und Chemokinen außerhalb des
Gastrointestinaltraktes, Antigen-Mimikry, zirkulierende Antikörper,
unspezifisch-vermittelte T-Zell-Migration, oder systemische
Veränderungen des angeborenen Immunsystems – insbesondere
über genetische Varianten [15].
Gelenkmanifestationen – Spondylarthritiden (SpA) – sind sehr
häufige extraintestinalen Manifestationen und treten bei bis zu
13% der Patienten mit CED auf. Am häufigsten sind periphere
Arthritiden (13%) gefolgt von der Sakroileitis (10%). Seltener
ist die ankylosierende Spondylitis/der M. Bechterew (3%).
Die periphere Arthritis/Arthralgie bei CED-Patienten ist klinisch eine
seronegative Arthritis und im Gegensatz zu anderen spezifischen Arthritis-Formen
wie bei der RA oder Psoriasis-Arthritis (PsA) nur selten bzw. gering destruktiv
[16]
[17]. Zwar findet die Einteilung in eine Typ-1-
(pauciartikulärer Typ - meist maximal 5 Gelenke betroffen;
Gelenkentzündung geht mit CED-Aktivität einher) und
Typ-2-Arthritis (polyartikulärer Typ - mehr als 5 Gelenke betroffen;
Gelenkentzündung korreliert nicht mit CED-Aktivität)
v. a. unter Gastroenterologen immer noch Anwendung, wird aber zunehmend
von der ASAS-Klassifikation, die eine periphere von einer axialen Manifestation
unterscheidet, abgelöst [18]. Die
axiale SpA (Sakroileitis) äußert sich durch den
entzündlichen Rückenschmerz, Manifestationen der peripheren SpA
sind Arthritis (bei CED-Patienten eher große Gelenke betroffen),
Enthesitis (meist Achilles-Sehe oder Fascia plantaris) und die bei CED selten
auftretende Daktylitis [19]. Da fast
10% der Morbus-Crohn (MC)-Patienten als assoziierte Erkrankung eine
Psoriasis haben, findet sich auch ein erhöhtes Risiko (RR 1,52)
für eine PsA bei diesen Patienten.
Bei axialer SpA sind bekanntermaßen intensive Physiotherapie und
kurzzeitige NSAR-Gaben Effektiv, eine Langzeitgabe wird insbesondere wegen des
Auslösens von Schüben der CED vermieden. Dabei können
selektive COX2-Inhibitoren von CED-Patienten häufig besser toleriert
werden. Sulfasalzin und MTX sind nur wenig wirksam, so dass eine
frühzeitige anti-TNFalpha-Therapie im Vordergrund steht. Im Gegensatz
dazu können MTX und Sulfasalzain bei der peripheren Arthritis hilfreich
sein, aber auch kurzzeitige orale Steroid- oder NSAR-Gaben oder lokale
Steroid-Injektionen. Oft genügt meist die effektive Behandlung der
zugrunde liegenden CED. Bei Therapie-resistenten Fällen spielt auch hier
eine anti-TNF-Therapie eine Rolle [20].
Zwar scheint es eine Assoziation von SLE und MC zu geben. Davon muss jedoch ein
durch eine anti-TNF-Therapie induziertes Lupus-like-Syndrom bei CED abgegrenzt
werden [13].
Die anti-TNF-Therapie ist eine Standardtherapie für CED-Patienten mit
Biologika-Indikation. Eine Biologika-Indikation kann bei CED gestellt werden,
wenn die Erkrankung bei mäßig bis schwergradiger
Aktivität auf eine konventionelle Therapie (Steroide, Azathioprin, MTX)
unzureichend angesprochen hat oder nicht mehr darauf anspricht bzw. wenn
Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen für eine
entsprechende Behandlung vorliegen.
Während Infliximab und Adalimumab für die Therapie von M. Crohn
u. Colitis ulcerosa zugelassen sind, liegt für Golimumab nur eine
Zulassung für die Behandlung der Colitis ulcerosa vor. Die Dosierungen
zur CED-Therapie, insbesondere in der Induktionstherapie, liegen in der Regel
über den Dosierungen für rheumatologische Erkrankungen ([Tab. 4]). Dies gilt u. a. auch
für Ustekinumab, das ebenfalls für M. Crohn und Colitis ulcerosa
zugelassen ist. Zudem kann der Jak-Inhibitor Tofacitinib – ebenfalls in
einer höheren Induktions- u. ggf. Erhaltungsdosis als in der
Rheumatologie üblich (10 mg 2x/Tag) - für die
Behandlung der Colitis ulcerosa eingesetzt werden. So ergeben sich für
die überschneidenden Zulassungen der CED- und Rheuma-Medikation in der
interdisziplinären Absprache synergistische Behandlungsoptionen.
Tab. 4 Zugelasssene Biologika zur
CED-Therapie.
|
MC
|
CU
|
zugelassene Dosierung
|
|
Induktion
|
Erhaltung
|
Eskalation
|
|
Infliximab i. v., s.c.
|
X
|
X
|
5 mg/kg KG Woche 0, 2, 6
|
i. v. 5 mg/kg KG alle 8
w s.c. 120 mg alle 2 w
|
10 mg/kg KG alle 8 w od.
5 mg/kg alle 4 w
|
|
Adalimumab s.c.
|
X
|
X
|
160–80–80 mg/14
d 80–80–40 mg/14
d
|
40 mg/14 d
|
40 mg/7 d 80 mg/14
d
|
|
Golimumab s.c.
|
–
|
X
|
200 bzw. 100 mg/14 d in abh. des
KG
|
<80 kg: 50 mg/4
w >80 kg: 100 mg/4
w
|
<80 kg: 100 mg/4 w
|
|
Vedolizumab i. v., s.c.
|
X
|
X
|
i. v. 300 mg Woche 0, 2, 6
|
i. v. 300 mg/8 w s.c.
108 mg/2w
|
i. v. 300 mg/4 w
|
|
Ustekinumab Induktion: i. v., Erhaltung:
s.c.
|
X
|
X
|
6 mg/kg KG einmalig i. v.
|
s.c. 90 mg/12 w
|
s.c. 90 mg/8 w
|
CU Colitis ulcerosa; MC Morbus Crohn; i. v.
intravenöse Applikation; w Wochen; s.c. subkutane
Applikation.
Als weiteres Biologikum, das ausschließlich zur CED-Therapie zugelassen
ist, steht Vedolizumab zur Verfügung – ein
α4β7-Integrin-Antikörper, der das Einwandern von
Leukozyten über MAdCAM-Rezeptoren in den Darm verhindert ([Tab. 4]).[21]
[22]
Zöliakie
Das klassische klinische Bild mit Malnutrition und chronischer
Diarrhö liegt heute nur noch selten vor – man kann eine
Verschiebung der Patientenpopulation hin zu etwas älteren, wenig bis
asymptomatischen Patienten beobachten, bei denen extraintestinale Symptome,
z. B. Hautveränderungen,
Leber-/Laborwerterhöhungen, endoskopisches Bild bei der
Ösophagogastroduodenoskopie ([Abb.
3]), usw. initial auffallen.
Abb. 3 Endoskopisches Bild normaler
Dünndarmschleimhaut und bei Zöliakie. a
Normale Dünndarmschleimhaut mit zartem Zottenrelief (bei 8
Uhr Papilla major). b Verplumpt-wirkende Schleimhaut mit
fehlendem Zottenrelief bei Zöliakie.
Es besteht eine Assoziation der Zöliakie mit der RA,
juveniler/idiopathischer Arthritis, SLE, Weichteilrheuma, wobei das
Sjögren-Syndrom am häufigsten mit einer Zöliakie
assoziiert ist. Interessanterweise sind mehr als die Hälfte der
Sjögren-Syndrom-Patienten HLA-DQ2 positiv- wie ein Großteil
der Zöliakie-Patienten. Auf der anderen Seite werden
rheumatologische Symptome wie Arthritis/Arthralgie,
Morgensteifigkeit, entzündlicher Rückenschmerz,
Enthesiopathie, subklinische Synovitis und Sakroileitis bei
Zöliakie-Patienten beschrieben [23]. Zur Diagnosestellung der Zöliakie gehören
normalerweise positive Gewebs-Transglutaminase-IgA-Antikörper
(tTG-IgA-Ak) oder Endomysium-IgA-Antikörper (EmA-IgA-Ak). Die
Bestimmung von Antikörpern gegen natives Gliadin sollte wegen der
deutlich schlechteren Sensitivität und Spezifität nicht mehr
durchgeführt werden. Zur Diagnosesicherung gehört zudem eine
positive Histologie (Marsh 2 oder Marsh 3) und die serologischen Besserung
unter Gluten-freier Diät (GFD).
Gastrointestinale Nebenwirkungen bei rheumatologischer Therapie
Gastrointestinale Nebenwirkungen bei rheumatologischer Therapie
Eine Übersicht findet sich in [Tab.
5].
Tab. 5 Gastrointestinale Nebenwirkungen bei rheumatologischer
Therapie.
|
NSAR
|
Ulzera
|
|
gastrointestinale Blutung
|
|
NSAR-assoziierte Kolitis
|
|
Steroide
|
Soorösophagitis
|
|
Ulzera (in Kombination mit NSAR)
|
|
Darmperforation (in Kombination mit NSAR od.
Immunsuppressiva)
|
|
DMARD
|
|
|
MTX
|
Übelkeit, Bauchschmerzen, Diarrhö
|
|
Leflunomid
|
Übelkeit, Bauchschmerzen, Diarrhö
|
|
Hydrocholoroquin
|
Übelkeit, Bauchschmerzen
|
|
Sulfasalazin
|
Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhö
|
|
Azathioprin
|
|
|
JAK-Inhibitor
|
|
|
Tofacitinib
|
Übelkeit, Bauchschmerzen, Diarrhö
|
|
Gastritis
|
|
GI-Infektionen
|
|
Darmperforation
|
|
Biologika
|
|
|
IL-17-Inhibitoren (Brodalimumab, Ixekizumab,
Secukinumab)
|
„Demaskierung“/Exazerbation einer CED
|
|
TNF-Inhibitoren (Adalimumab, Etanercept, Infliximab,
Golimumab, Certolizumab) im Speziellen Etancercept
|
Übelkeit, Bauchschmerzen
|
|
GI-Infektionen
|
|
„Demaskierung“/Exazerbation einer CED
|
|
Abatacept
|
Dyspepsie
|
|
Rituximab
|
Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhö
|
|
intestinale Obstruktion
|
|
Darmperforation
|
|
(persistierende) GI-Infektionen
|
|
Tocilizumab
|
Bauchschmerzen
|
|
Gastritis
|
|
Darmperforation
|
|
GI-Infektionen
|
CED chronisch-entzündliche Darmerkrankung; DMARD
Disease-modifying anti-rheumatic drug; GI Gastrointestinaltrakt;
MTX Methotrexat.
NSAR
NSAR sind bekannt für gastrointestinale Nebenwirkungen wie Ulzera oder
konsekutive gastrointestinale Blutungen [24]. Dabei können die Läsionen endoskopisch einer
CED-Manifestation ähneln ([Abb.
1]). Sie hemmen die Cycoloxigenase (COX)-1und führen damit zur
Inhibition der Mukosa-protektiven Prostaglandinsynthese, während
COX-2-Isoformen Entzündung mediieren. Auf der anderen Seite werden
vermehrte kardiovaskuläre Ereignisse unter reinen COX2-Inhibitoren wie
Celecoxib und Etoricoxib in Metaanalysen vermutet [24]
[25]
[26]. In zwei
älteren Studien zur NSAR-Therapie der Arthritis/Osteoarthritis
wurde bereits gezeigt, dass es zu weniger gastrointestinalen Ulzerationen unter
selektiven COX2-Inhibitoren im Vergleich zu nicht COX-selektiven NSAR kommt
[27]
[28]. In der CLASS-Studie, bei der Celecoxib mit der Einnahme von
Ibuprofen und Diclofenac bezüglich des Ulkus-Auftretens verglichen
wurde, war ein statistisch signifikanter Benefit für Celecoxib nur
nachzuweisen, wenn niedrigdosiertes Aspirin vermieden wurde [29]. In der PRECISION-Studie zeigte
Celecoxib (100–200 mg 3x/Tag) im Vergleich mit Ibuprofen
(600–800 mg 3x/Tag) oder Naproxen
(375–500 mg 2x/Tag) bei einer mittleren Einnahme von
fast zwei Jahren in einer modifizierten Intention-to-Treat (ITT)-Analyse ein
geringeres Auftreten gastrointestinaler Nebenwirkungen (HR Celecoxib vs
Ibuprofen 0,43 (95%; CI 0,27–0,68, P=0,0003; Celecoxib
vs Naproxen 0,51; 95% CI 0,32–0,81, P=0,004) –
unabhängig von einer konkomitanten niedrig-dosierten Aspirin- oder
PPI-Einnahme (NB: in der ITT-Analyse kein Unterschied der drei Arme). Auch das
Auftreten einer Eisenmangelanämie als Surrogat für
gastrointestinale Blutungen war in einem ähnlichen Ausmaß
für Celecoxib im Vergleich zu Ibuprofen u. Naproxen reduziert (HR 0,43;
95% CI 0,27–0,68, P=0,0003) vs Ibuprofen; 0,40;
95%CI 0,25–0,62; P<0.0001) vs Naproxen).
Ergänzend ist zu erwähnen, dass Patienten mit einer
vorausgegangnene GI-Blutung unter NSAR ein deutliches erneute Blutungsrisiko bei
Wiederaufnahme der NSAR-Medikation haben [30].
Kortikosteroid
Das Risiko von gastrointestinalen Ulzerationen unter alleiniger
Steroid-Therapie ist entgegen einer häufigen Annahme gering [31], jedoch besteht in Kombination mit
NSAR ein deutlich höheres Risiko (bis zu fünffach
erhöht) für gastrointestinale Blutungsereignisse [32]. Auch ein erhöhtes Risiko
für Perforationen, insbesondere in der Kombinationstherapie mit
anderen Immunsuppressiva oder NSAR lässt sich darstellen. Eine
Assoziation der oralen Steroid-Therapie mit dem vermehrten Auftreten von
akuten Pankreatitiden bzw. einer Soor-Ösophagitis wird diskutiert
[31]
[33]
[34].
DMARD
MTX
Bekannter Weise sind die häufigen von den Patienten angegebenen
Nebenwirkungen eine gastrointestinale Symptomatik mit Diarrhö und
Übelkeit, insbesondere auch im Vergleich zu Leflunomid (OR 1,44;
95%CI 1,17–1,79) [35].
Endoskopisch kann eine Mukositis gesehen werden.
Leflunomid
Unter Leflonamid wird als häufigste Nebenwirkung Diarrhö von
den Patienten angegeben [35].
Biologika
aTNF
Eine anti-TNFa-Therapie kann Übelkeit, Bauchschmerzen und
opportunistische GI-Infektionen bei Patienten verursachen. Während
Adalimumab, Infliximab, Golimumab, und Certolizumab
anti-TNF-Antikörper sind und auch für die CED-Therapie
eingesetzt werden (keine Zulassung von Certolizumab zur CED-Therapie in
Deutschland), ist Etanercept ein löslicher aTNF-Rezeptor und mit
einem erhöhten Risiko für die Manifestation einer CED
assoziiert [36].
Anti-IL17
Die anti-IL17A-Inhibioren Ixekizumab und Secukinumab sind in Deutschland
neben der Psoriasis auch für die Behandlung der PsA und axialen SpA
zugelassen. Die IL-23-/TH17-Achse ist an der Immunabwehr der
Schleimhaut und der epithelialen Regeneration beteiligt.
Präklinische Studien belegen eine protektive Rolle von IL-17- und
IL-17-produzierenden γδ-T-Zellen im Darm. In klinischen
Studien zu IL-17-Inhibitoren sind neu auftretende Fälle sowie
Exazerbationen von MC und CU beobachtet worden [37]. Zudem kann es auch zu einer
„Demaskierung“ einer bisher inapparenten CED kommen.
Vermutlich handelt es sich um einen Gruppeneffekt, so dass auch
Brodalimumab, welches nur zur Therapie der schweren Psoriasis zugelassen
ist, ähnliche Effekte haben könnte. Das Risiko liegt dabei
nach Auswertung von Daten zu Ixekizumab vermutlich bei unter 1%.
Trotzdem sollten Patienten vor der Behandlung mit einem
anti-IL-17(A)-Antikörper gezielt nach CED-Symptomen
(Diarrhö, chronisch-rezidivierende abdominelle Schmerzen) befragt
werden und ggf. diesbezüglich abgeklärt werden
(Ileokoloskopie) [38]. Ein
Calprotectin-Screening vor Therapie-Beginn in diesem Zusammenhang wird
diskutiert [39].
Rituximab
Unter der Therapie mit dem anti-CD20-Antikörper Rituximab
können Patienten über Übelkeit, Erbrechen,
Bauchschmerzen, Diarrhö berichten. Die intestinale Obstruktion ist
eher eine Komplikation bei der onkologischen Therapie. Gastrointestinale
Infektionen oder Perforationen unter Rituximab wurden bei rheumatologischen
Erkrankungen insbesondere in der Kombination mit Steroiden gesehen [40]
[41]. Zudem kann es durch einen prolongierten Immunglobulin-Mangel
zu persistierenden GI-Infektionen, z. B. Norovirus-Infektion,
kommen.
Tocilizumab
Tocilizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen den
Interleukin-6-Rezeptor zur Behandlung der RA, der systemischen juvenilen
idiopathischen Arthritis und der Riesenzellarteriitis. Neben Bauchschmerzen
und gastritischen Beschwerden kommt es unter Tocilizumab bei der Behandlung
einer RA signifikant häufiger zu einer Perforation im Kolon als
unter anti-TNFalpha-Therapie [41]
[42]. Risikofaktoren hierfür
sind höheres Alter (HR 1,16 pro 5 Jahre; 95% CI
1,10–1,22), Divertikulitis/andere GI-Erkrankungen (HR 3,25;
95% CI 1,62–6,50) und begleitende
Steroid-Einnahme>7,5 mg/d (HR 2,29; 95% CI
1,39–3,78) [42].
Tofacitinib
Patienten, die mit dem JAK-Inhibitor Tofacitinib, der auch für die
Behandlung der CU zugelassen ist, behandelt werden, berichten vermehrt
über Übelkeit, Bauchschmerzen, Diarrhö und
gastritischen Beschwerden. Im Vergleich zur aTNF-Therapie deuten Studien
auch auf ein erhöhtes Risiko für eine gastrointestinale
Perforation hin [42].
Gastrointestinale Infektionen unter Immunsuppression
Gastrointestinale Infektionen unter Immunsuppression
Soorösophagitis
Die häufigste opportunistische Infektion des Ösophagus unter
Immunsuppression ist die Soorösophagitis. Die Patienten beklagen dabei
retrosternale Schmerzen, Dysphagie, Odyonophagie oder Refluxbeschwerden.
Endoskopisch ist die Soorösophagitis meist eine Blickdiagnose mit
weißlichen abstreifbaren Belägen auf der
Ösophagusschleimhaut und kann durch eine Biopsie bestätigt
werden. Im Gegensatz zur oropharyngealen Candidose ist eine topische Therapie
häufig nicht erfolgreich, sodass primär eine systemische
antimykotische Therapie erfolgen sollte (Fluconazol) [43]. Bei unzureichendem Ansprechen der
Therapie sollte eine Resistenztestung mit gezielter Therapie erfolgen.
Mykobakterien-Infektion
Eine extrapulmonale Tuberkulose bzw. atypische Mykobakteriose mit Beteiligung des
Gastrointestinaltraktes findet sich bei Patienten unter Immunsuppression
häufiger als bei Patienten ohne immunsuppressive Therapie. Die Symptome
der intestinalen Tuberkulose sind unspezifisch mit kolikartigen Bauchschmerzen
durch eine Obstruktion (90–100%), Gewichtsverlust (66%),
Fieber und veränderten Stuhlgewohnheiten. Zudem können
Malabsorption, Übelkeit, Erbrechen oder gastrointestinale Blutungen
auftreten [44]. In der Endoskopie finden
sich mutlisegmentale, teils knotig-imponierde Ulcera ([Abb. 4]). Die Morphologie kann mit einer
Manifestation eines M. Crohn verwechselt werden ([Abb. 1]). Die Diagnose-Sicherung erfolgt
molekularbiologisch (PCR) oder immunhistologisch aus der Biopsie einer
Läsion. Manchmal ist zum Nachweis auch eine Stuhl-Kultur (6–8
Wochen Kultur-Zeit!) nötig. Zur Therapie sind, wie bei der
Tuberkulose-Behandlung üblich, anti-tuberkulöse
Mehrfachantibiosen über einen längeren Zeitraum nötig
[45].
Abb. 4 Intestinale Myobakterien-Infektion mit knotig-imponierenden
Ulcera.
Herpes-Simplex-Infektion
Eine HSV-Infektion des GI unter immunsuppressiver Therapie äußert
sich meist als ulzerierende Ösophagitis oder Proktitis; ein Befall von
Magen, Dünndarm oder Kolon ist selten [8]. Insbesondere die Manifestation als Proktitis kann leicht vom
endoskopischen Aspekt her mit der Manifestation einer CED verwechselt werden
[46]. Die Behandlung erfolgt durch
eine systemische antivirale Therapie (Aciclovir, Valaciclovir).
CMV
Eine CMV-Infektion des GI unter Immunsuppression ist selten, kann jedoch den
gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen (Ösophagitis, Gastritis ([Abb. 5]), Ileitis, Appendizitis, Kolitis).
Klinische Symptome sind Fieber und in Abhängigkeit der Lokalisation der
Manifestation Dysphagie, Bauchschmerz, Diarrhö,
Übelkeit/Erbrechen und Teerstuhl/Hämatochezie
[8]
[47]. Bei CED-Patienten kommt es jedoch häufiger zu einer
CMV-Reaktivierung mit Kolitis [22].
Endoskopisch finden sich typischerweise multiple aphtöse oder
serpinginöse Ulzerationen. Die Diagnose erfolgt typischerweise
immunhistochemisch ([Abb. 5]) oder
über eine PCR aus der Biopsie einer Läsion. Die Therapie erfolgt
antiviral-systemisch (Ganciclovir, Valganciclovir; Forscarnet in schweren
Fällen) [47].
Abb. 5 CMV-Infektion des Magens. a unspezifisches Bild mit
chronischen Erosionen und fleckige Rötung im Antrum (zentral:
Pylorus). b immunhistochemische Darstellung von pp65-positiven
Zellen in der Magenschleimhaut (Abbildung zur Verfügung gestellt
von Prof. Christoph Loddenkemper, PathoTres, Berlin).
Zusammenfasssung
Gastrointestinale Symptome bei Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen kommen
sehr häufig vor. Die Diagnosestellung (er)fordert Gastroenterologen im
interdisziplinären Behandlungsnetzwerk mit Rheumatologen. Insbesondere bei
Behandlung von CED ergeben sich für die überschneidenden
Zulassungsindikationen der zur Verfügung stehenden Medikamente in der
interdisziplinären Absprache zwischen Rheumatologen und Gastroenterologen
synergistische Behandlungsoptionen.