Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Deutsche Röntgenkongress hat in den letzten 2 Jahren einen umfassenden digitalen
Transformationsprozess durchlaufen. Eigentlich aus der Not heraus geboren und als
Übergangslösung gedacht, sind die Erfahrungen jedoch so positiv, dass der Kongress
auch in Zukunft digitale Elemente übernehmen und einbinden wird. Auf der anderen Seite
habe ich, haben möglicherweise auch Sie gerade in dieser Zeit die Vorzüge von Präsenzveranstaltungen
schmerzlich vermisst. Ich freue mich deshalb außerordentlich, dass der 103. Deutsche
Röntgenkongress 2022 das Beste aus beiden Welten vereint: digitale Fortbildungsveranstaltungen
vom 27. März bis 26. Juni sowie ein 3-tägiger Präsenzkongress in Wiesbaden vom 25.
bis 27. Mai, der damit kürzer als seine Vorgänger ist, weniger Parallelstrukturen
aufweist, aber auch wieder vor Ort einen Marktplatz für die Industrie bereithält.
Das RheinMain CongressCenter stellt mit seiner einladenden modernen, funktionalen
Architektur, der besonderen Atmosphäre und seiner zentralen Lage den idealen Rahmen
dar, um sich endlich wieder persönlich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen
und den Kongress auch wieder zu einem sozialen Ereignis für die Radiologie in Deutschland
zu machen. Darauf freue ich mich sehr!
Was mich als Radiologin besonders beschäftigt und mein tägliches Arbeiten wesentlich
mitbestimmt, ist die Frage, wie die Zukunftsfähigkeit der Radiologie gesichert werden
kann. Es gibt hierfür meines Erachtens 2 zentrale Erfolgsfaktoren, die sich einander
zudem bedingen: Die Radiologie der Zukunft muss ökologisch, ökonomisch und sozial
nachhaltig sein und sie benötigt thematische, methodische und personelle Vielfalt.
Ich habe deshalb diese beiden Aspekte in den Mittelpunkt des Mottos für den 103. Deutschen
Röntgenkongress gerückt: „Vielfalt leben – Zukunft gestalten“.
Aus dem Kongressmotto leiten sich auch unmittelbar 2 meiner Schwerpunktthemen ab:
Diversity und Nachhaltigkeit. Beide Themen sind zweifelsohne von übergeordneter gesellschaftlicher
Relevanz, sie sind auch in vielen anderen Gesundheitsbereichen bereits angekommen
und werden intensiv diskutiert, sodass auch für uns Radiologinnen und Radiologen kein
Weg mehr daran vorbeiführt.
Unter Diversity versteht man in erster Linie die positive Betrachtung des Phänomens
personeller Vielfalt. Die DRG hat sich bereits des Themas angenommen und mit Diversity@DRG
eine Initiative gestartet, um Ideen und Modelle zu erarbeiten, wie die Radiologie
größere Vielfalt abbilden und bestehende und anzuwerbende Potenziale besser nutzen
kann. Diversity bietet aber auch darüber hinaus spannende Anknüpfungspunkte für die
Radiologie – hinsichtlich ihrer bildgebenden Methoden und Verfahren, möglicher und
realer interdisziplinärer Strukturen, neuer Arbeitsmodelle oder auch mit Blick auf
die Vielfalt an Patientengruppen. Diversität soll sich auch unmittelbar in der Organisation
des Kongresses abbilden – zum Beispiel über einen deutlich höheren Anteil von Referentinnen.
Wie können wir den Energieverbrauch von Großgeräten effizienter gestalten? Was meint
patientenzentrierte Radiologie? Wie kann eine planvolle und ergebnisorientierte Kommunikation
mit Patientinnen und Patienten, Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern aussehen? Und welche Konzepte hält die Industrie für die Zukunft bereit?
Der zweite Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit in ihrer ökologischen, ökonomischen und
sozialen Dimension betrifft die Radiologie unmittelbar und es wird spannend werden
zu erfahren, welche Ansätze und Lösungen es bereits in der Praxis gibt. Aber auch
hier gilt es, nicht nur darüber zu reden, sondern konkrete und sichtbare Umsetzungen
direkt in den Kongress einfließen zu lassen – beispielsweise durch den Verzicht auf
Einwegverpackungen und Druckmaterialien und ein Catering, das saisonal, regional,
biologisch beziehungsweise Fairtrade ist. Und es freut mich, dass unsere Industriepartner
dieses Thema so positiv aufgenommen haben und wir nun gemeinsam Möglichkeiten für
einen nachhaltigen Standbau ausloten.
Die DRG hat in der Vergangenheit bereits einiges für die Nachhaltigkeit getan, indem
sie beispielsweise die Digitalisierung aller Mitgliederangelegenheiten vorangetrieben
hat, einen nachhaltigen Wissenstransfer über die Akademie, den digitalen Röntgenkongress
und die digitale Lernplattform conrad sicherstellt und durch feste Gremienbeteiligung
des Forums Junge Radiologie an die nächste Generation denkt. Seit Frühjahr 2021 gibt
es außerdem die DRG-Initiative Nachhaltigkeit@DRG, die sich zum Ziel gesetzt hat,
Ideen und Instrumente zu entwickeln, um die Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen
in der DRG und der Radiologie allgemein zu fördern.
Der 103. Deutsche Röntgenkongress rückt noch 2 weitere Themen in den Vordergrund –
zum einen wegen eines beeindruckenden Jubiläums, zum anderen aufgrund meiner persönlichen
Expertise und Leidenschaft.
Am 8. April 1971 wurde die erste CT-Aufnahme eines Menschen gemacht: Der britische
Elektrotechniker Godfrey Hounsfield scannte damals eine Patientin mit ihrer Hirnzyste.
Heute ist die Computertomografie als bildgebendes Verfahren aus dem Alltag unserer
Abteilungen und Praxen nicht mehr wegzudenken und – allen Unkenrufen zum Trotz – in
vielen Bereichen, insbesondere bei onkologischen Fragestellungen, die Modalität der
Wahl. Anlässlich ihrer über 50-jährigen Geschichte soll die CT einen besonderen Platz im
Kongressprogramm einnehmen und Fragen nach Anwendungsmöglichkeiten, Strahlenexposition
oder Kontrastmitteleinsatz in den Mittelpunkt rücken.
Meine Leidenschaft gilt der interventionellen Radiologie, weshalb auch sie auf dem
Kongress 2022 einen besonderen Platz einnehmen wird. Neben der Vermittlung von interventionellen
Kenntnissen und Fertigkeiten – unter anderem durch Simulator-Trainings – soll es auch
um die Vermittlung von klinischem Wissen gehen, das alle Interventionsradiologinnen
und -radiologen für die Indikationsstellung, die Durchführung der Behandlung oder
auch für die Nachsorge der Patientinnen und Patienten dringend benötigen.
Kurzum: Der 103. Deutsche Röntgenkongress steht für ein vielfältiges, nachhaltiges
und zukunftsweisendes Programm – und dies gleichermaßen für Radiologinnen und Radiologen,
Medizinphysikerinnen und -physiker und medizinisch-technische Radiologieassistentinnen
und -assistenten. Seien auch Sie ein Teil der faszinierenden radiologischen Vielfalt
und gestalten Sie die Zukunft unseres Fachs mit – digital und vor Ort in Wiesbaden.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Dr. Kerstin Westphalen
Kongresspräsidentin des 103. Deutschen Röntgenkongresses