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DOI: 10.1055/a-1643-5574
Welche Bemühungen sind im Umgang mit SARS-CoV-2-Varianten notwendig?
Besorgniserregende Virusvarianten können mit gefährlicher Resistenz gegen die Immunität, die durch die derzeitigen Impfstoffe zur Prävention von COVID-19-Erkrankungen erzeugt wurde, auftauchen. Weisen die Varianten zusätzlich eine erhöhte Übertragbarkeit oder Virulenz auf, nimmt die Bedeutung effizienter Gesundheitsmaßnahmen und Impfprogramme zu. Neben der Beobachtung neuer Varianten gibt es 4 weitere Prioritäten, die es zu berücksichtigen gilt.
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Welche Prioritäten das sind und inwiefern damit die Verbreitung neuer Virusvarianten eingeschränkt werden soll, beschreibt nun eine Übersichtsarbeit eines internationalen Forscherteams.
Impfstoffbezogene Prioritäten zur Kontrolle von Virusvarianten
Bewertung bestehender Impfstoffe auf ihre Wirksamkeit bei Varianten
Befinden sich Impfstoffe bereits im Einsatz, können klinische Daten nicht nur aus sorgfältig geplanten Studien gewonnen werden, sondern auch aus randomisierten Studien bspw. mit verschiedenen Impfschemata (z. B. unterschiedliche Dosen, Anzahl der Dosen). So können die Auswirkungen einer frühen 2. Dosis im Vergleich zu einer verzögerten 2. Dosis verglichen werden, indem Personen, die für eine Impfung infrage kommen, nach dem Zufallsprinzip Termine für eine Impfung mit einem längeren oder kürzeren Abstand zwischen den Dosen erhalten. Diese Strategie ermögliche es, viele Personen einer Randomisierung zu unterziehen – mit geringen Kosten für das Impfprogramm und geringer Beeinträchtigung der Impfkapazität. Bei der Bewertung bestehender Impfstoffe und ihrer Wirksamkeit bei Varianten empfehlen die Autorinnen und Autoren weiterhin:
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Durchführung von Beobachtungsstudien zur Abschätzung der variantenspezifischen Wirksamkeit des Impfstoffs
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Ausbau der weltweiten Kapazitäten für die Sequenzierung von Virusisolaten
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Beschaffung von Sequenzen von Virusisolaten aus Studien nach der Zulassung, aus klinischen Versuchen und von Geimpften mit schweren Durchbruchsinfektionen
Evaluierung neuer oder modifizierter Impfstoffe gegen Varianten
Auch wenn bereits sichere und wirksame Impfstoffe zur Verfügung stehen, werden weitere benötigt, um die Pandemie zu bekämpfen. So könnten neue Impfstoffe bspw. wirksamer als bisherige gegen neu auftretende Varianten sein, in einer einzigen Dosis verabreicht werden oder die Beschränkungen der Kühlkette umgehen. Daher gelte es, modifizierte Impfstoffe zu entwickeln und zu bewerten. Eine Evaluierung neuer Impfstoffe erfolge dabei idealerweise in randomisierten, placebo-kontrollierten Studien, die nicht nur immunologische Auswirkungen, sondern auch klinische Endpunkte bewerten.
Verringerung des Risikos, dass bedenkliche Varianten auftauchen
Neben nur teilweise wirksamen Interventionen erhöht auch eine größere Anzahl an Infizierten die Wahrscheinlichkeit, dass neue bedenkliche Varianten entstehen. Um die virale Evolution zu begrenzen, sollte nach Meinung der Autorinnen und Autoren Folgendes beachtet werden:
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Förderung von Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens (z. B. Tragen von Masken, Abstand und Impfung) zur Verringerung der viralen Übertragung
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Vermeidung des Einsatzes von Behandlungen mit ungewissem Nutzen, die die Entwicklung von Varianten fördern könnten
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Erwägung gezielter Impfstrategien zur Verringerung der Übertragung
Koordinierung der weltweiten Reaktion
Impfstoffentwicklung, -modifikation und -einsatz sollten als internationale Unternehmungen betrachtet werden – und dies mache eine internationale Koordinierung notwendig. Neben dem Austausch von Forschungsergebnissen und der Einrichtung eines globalen Datenspeichers werden Kriterien benötigt, um Empfehlungen für die Entwicklung und Bewertung modifizierter und neuer Impfstoffe geben zu können. Dieser Prozess könne laut den Autoren auf dem globalen Rahmen aufbauen, der von der WHO zur Koordinierung der Auswahl von Antigenen in Grippeimpfstoffen verwendet wird.
COVID-19 stelle nach wie vor eine große Herausforderung dar – auch aufgrund des Auftretens neuer Varianten. Daher sei es nach wie vor notwendig, mit unbefriedigenden Ergebnissen zu rechnen und Vorkehrungen zu treffen. Laut den Autoren sollte dabei die Koordinierung von Forschungsaktivitäten und der Austausch von Daten und Proben durch die WHO Vorrang haben. Aber auch die Aufrechterhaltung der Wirksamkeit von Impfstoffen gegen neu auftretende Varianten sei von größter Bedeutung.
Leandra Metzger, Stuttgart
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Publication History
Article published online:
07 December 2021
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