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DOI: 10.1055/a-1646-1349
Leitlinienreport zu den aktualisierten S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM)
Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie (Juni 2021 – AWMF-Registriernummer: 021/016) und Intestinale Motilitätsstörungen: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie (Juni 2021 – AWMF-Registriernummer: 021/018)- 1. Informationen zum Leitlinienreport
- 2. Methodologisches Vorgehen
- 3. Externe Begutachtung und Verabschiedung
- 4. Verbreitung und Implementierung
- Literatur
1. Informationen zum Leitlinienreport
Dieser Leitlinienreport dokumentiert das Aktualisierungsverfahren der Leitlinien intestinale Motilitätsstörungen und Reizdarmsyndrom.
Herausgeber
Federführende Fachgesellschaften
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM)
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Geltungsbereich und Zweck
Das Reizdarmsyndrom (RDS) manifestiert sich als ein heterogenes Krankheitsbild in Bezug auf Art und Ausprägung der Symptome, klinischen Verlauf und Beeinträchtigung im Alltag. Es ist dabei die gemeinsame klinische Endstrecke unterschiedlicher ätiopathogenetischer und pathophysiologischer Prozesse, wobei interagierende somatische und psychosoziale Faktoren zu Prädisposition, Auslösung und Schweregrad beitragen können.
Leichtere intestinale Motilitätsstörungen sind außerordentlich häufig und betreffen allein in Deutschland Millionen von Menschen, entweder transient im Rahmen akuter gastrointestinaler Infekte oder chronisch, zum Beispiel im Rahmen eines Reizdarmsyndroms. Schwere chronische intestinale Motilitätsstörungen als Ursache gastrointestinaler Beschwerden sind zwar viel seltener, können aber mit erheblichen diagnostischen und therapeutischen Problemen verbunden sein und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.
Seit Formulierung der ersten deutschen S3-Leitlinien [1] [2], welche die Grundlagen der aktualisierten S3-Leitlinien darstellen, haben sich Verständnis der Grundlagen ebenso wie Konzepte des praktischen Managements vielfach weiterentwickelt. Verantwortlich hierfür sind insbesondere Fortschritte bei der Entschlüsselung von Pathomechanismen sowie ein Spektrum prospektiver, randomisiert-kontrollierter Studien unterschiedlicher Therapieansätze. Nach Ablauf der Gültigkeit wurden die Leitlinien von 2011 gemäß dem Leitlinienprogramm [3] der DGVS aktualisiert.
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Zielorientierung der Leitlinie
Die Lebensqualität von Patienten mit Reizdarmsyndrom und intestinalen Motilitätsstörung ist durch chronische abdominale Beschwerden und Stuhlunregelmäßigkeiten eingeschränkt [4]. Ziel dieser Leitlinienaktualisierung war es, die in den alten Leitlinien [1] [2] ausgesprochenen Empfehlungen auf der Basis einer aktuellen Literaturrecherche zu überprüfen, gegebenenfalls zu korrigieren oder durch neue Empfehlungen zu ersetzen und zu ergänzen, um eine optimierte Versorgung dieser Patienten zu ermöglichen.
Die Leitlinie zum Reizdarmsyndrom gibt Empfehlungen für Patienten aller Altersstufen, diejenige für intestinale Motilitätsstörungen behandelt vorwiegend Erkrankungen im Erwachsenenalter.
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Versorgungsbereich
Die Leitlinien gelten sowohl für die ambulante als auch die stationäre medizinische Versorgung und behandeln die Diagnostik und Therapie in der hausärztlichen und der spezialfachärztlichen Versorgung.
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Anwenderzielgruppe/Adressaten
Die Leitlinien richten sich an alle Ärzte, die Patienten mit Reizdarmsyndrom und intestinalen Motilitätsstörung versorgen oder an der Versorgung dieser Patienten beteiligt sind, insbesondere an Allgemeinmediziner, Internisten, Gastroenterologen, Chirurgen, Kinderärzte und Pathologen.
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Zusammensetzung der Leitliniengruppe: Beteiligung von Interessensgruppen
Die Leitlinien wurden federführend durch die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM) erstellt, die als Koordinatoren Frau PD Dr. Viola Andresen, Hamburg, Frau PD Dr. Jutta Keller, Hamburg und Herrn Prof. Dr. Peter Layer, Hamburg, beauftragten. Methodisch verantwortlich waren Herr Dr. Jan Preiß, Berlin, Frau PD Dr. Petra Lynen Jansen und Frau Pia van Leeuwen, DGVS Geschäftsstelle, Berlin. Frau Dr. Nothacker, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), Berlin, stand zur methodischen Beratung zur Seite und moderierte als neutrale Leitlinienexpertin die Konsensuskonferenz. Eric Wohlfarth, Torsten Karge und Paul Freudenberger standen für das Leitlinienportal der Clinical Guidelines Services zur Verfügung.
Das Leitlinienvorhaben wurde in der Zeitschrift für Gastroenterologie ausgeschrieben und auf der Webseite der AWMF veröffentlicht, sodass weitere Fachgesellschaften oder Interessierte sich zur Mitarbeit melden konnten. Die für das Fachgebiet relevanten Fachgesellschaften und Patientengruppen wurden angeschrieben und um die Nennung von Mandatsträgern gebeten.
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Repräsentativität der Leitliniengruppe: Beteiligte Fachgesellschaften
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Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
Peter Layer, Viola Andresen -
Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM) Viola Andresen, Jutta Keller, Christian Pehl, Martin Storr
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Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Michael Freitag
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Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) Martin Raithel
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Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) Martin Kreis, Oliver Schwandner
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Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) Stephan C. Bischoff
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Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) Gabriele Röhrig-Herzog
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Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) Hans-Dieter Allescher, Peter Layer
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Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde (DGNHK) Jost Langhorst
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Deutsche Gesellschaft für Pathologie/Bundesverband deutscher Pathologen e. V. (DGP/BDP) Maximilian Gebhard
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Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)
Ulrich Cuntz, Hubert Mönnikes -
Deutsche Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Verhaltensmodifikation (DGVM) Hubert Mönnikes
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Deutsche Schmerzgesellschaft
Winfried Häuser -
Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) Juliane Schwille-Kiuntke, Jonas Tesarz
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Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG)
Stefan Schmiedel -
Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE)
Stephan Buderus, Martin Claßen, Anjona Schmidt-Choudhury in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) -
Swiss Society of Neurogastroenterology and Motility (SwissNGM) Daniel Pohl
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Repräsentativität der Leitliniengruppe: Beteiligung von Patienten
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MAGDA Patientenforum, Arbeitskreis der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität e. V. (DGNM)
Miriam Goebel-Stengel
Bei der personellen Besetzung der einzelnen Arbeitsgruppen wurden Fachkompetenz, eine interdisziplinäre Verteilung und der jeweilige Tätigkeitsbereich (niedergelassen und stationär) berücksichtigt (s. [Tab. 1]).
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2. Methodologisches Vorgehen
2.1. Grundlagen der Methodik
Schema der Evidenzbewertung
Die Literaturbewertung wurde nach der Evidenzklassifizierung des Oxford Centre for Evidence-based Medicine 2009 durchgeführt. [5] Die Details zur Suche, Auswahl und Bewertung der Evidenz sind unter 2.2 Literaturrecherche dargestellt.
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Schema der Empfehlungsgraduierung
Bei der Überführung der Evidenzstärke in die Empfehlungsstärke konnte der Empfehlungsgrad gegenüber dem Evidenzgrad aus den in [Abb. 1] angegebenen Gründen auf- oder abgewertet werden. Die Graduierung der Empfehlungen erfolgte außerdem über die Formulierung soll, sollte, kann ([Tab. 2]).
Empfehlungsgrad (nur S3) |
Beschreibung |
Syntax |
A |
starke Empfehlung |
soll |
B |
Empfehlung |
sollte |
0 |
offen |
kann |
Die Konsensstärke wurde gemäß [Tab. 3] festgelegt.
Konsens |
Zustimmung in % |
Starker Konsens |
> 95 |
Konsens |
> 75–95 |
Mehrheitliche Zustimmung |
> 50–75 |
Kein Konsens |
< 50 |
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Statements
Als Statements werden Darlegungen oder Erläuterungen von spezifischen Sachverhalten oder Fragestellungen ohne unmittelbare Handlungsaufforderung bezeichnet. Sie werden entsprechend der Vorgehensweise bei den Empfehlungen im Rahmen eines formalen Konsensusverfahrens verabschiedet und können entweder auf Studienergebnissen oder auf Expertenmeinungen beruhen.
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Expertenkonsens
Als Expertenkonsens werden Empfehlungen bezeichnet, zu denen keine systematische Recherche nach Literatur durchgeführt wurde. Teilweise wurde der Expertenkonsens auch angewandt, wenn nach ausführlicher Recherche keine Literatur vorlag. Diese Empfehlungen adressieren z. T. Vorgehensweisen der guten klinischen Praxis, zu denen keine wissenschaftlichen Studien notwendig sind bzw. erwartet werden können. Die Stärke der Empfehlung ergibt sich aus der verwendeten Formulierung (soll/sollte/kann) entsprechend der Abstufung in [Tab. 2].
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2.2. Systematische Literaturrecherche und Auswahl der Evidenz
Da der Leitlinienreport sowohl das methodische Vorgehen der Leitlinie intestinale Motilitätsstörungen als auch der Leitlinie Reizdarm beschreibt, wird im Nachfolgenden die Systematische Literaturrecherche und die Auswahl der Evidenz erst von der Leitlinie intestinale Motilitätsstörungen und anschließend von der Leitlinie Reizdarmsyndrom beschrieben.
Leitlinie Intestinale Motilitätsstörungen
Für die Leitlinie Intestinale Motilitätsstörung wurde zu allen bearbeiteten Krankheitsbildern nach systematischen Reviews, Meta-Analysen, randomisierten kontrollierten klinischen Studien, Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien gesucht, die nach Abschluss der Literatursuche für die vorhergehende Version der Leitlinie (ab 01.10.2011 bis 31.8.2017) auf Deutsch oder Englisch publiziert wurden (s. Anhang B – Motilitätsstörungen).
Diese Suche lieferte 2282 Ergebnisse, von denen 1766 anhand ihrer Abstracts wegen mangelnder Relevanz primär aussortiert wurden. Die verbleibenden 516 Literaturstellen wurden von JK den Themenbereichen Pathophysiologie, Histopathologie und Epidemiologie (TW, MG), Diagnostik (JK, JL), Therapie (nichtchirurgisch, HS, IVDV, MS) und Chirurgie (MK, OS) zugeordnet. Die Mitglieder der Unterarbeitsgruppen führten ein weiteres Screening anhand von Volltexten durch, ergänzten wenige zusätzliche Arbeiten, von denen sie wussten und die durch den Suchalgorithmus nicht erfasst worden waren, und erstellten zu den schließlich ausgewählten 32 Arbeiten die Evidenztabellen. Für nicht-handlungsleitende Statements (z. B. zu Pathophysiologie und Epidemiologie) wurden auch aktuelle Übersichtsarbeiten herangezogen.
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Leitlinie Reizdarmsyndrom
Die Suchstrategie bei der Leitlinie Reizdarmsyndrom unterschied sich in den einzelnen Arbeitsgruppen.
In den Arbeitsgruppen, die keine klinischen Empfehlungen formulierten – Definition, Epidemiologie und Pathophysiologie – erfolgte keine systematische Literatursuche. Die Literatursuche orientiert sich hier an den in den Grundlagenwissenschaften etablierten Methoden zur Literatursuche und -bewertung. Dessen ungeachtet wurden Arbeiten zu den Themen Epidemiologie und Definition, die bei der systematischen Literatursuche der anderen Arbeitsgruppen identifiziert wurden, den jeweiligen AGs zur Verfügung gestellt.
Die Literatursuche zu den übrigen Themen erfolgte zentral für die gesamte Leitlinie. Dazu wurde eine Literatursuche mit den für die letzte Leitlinie ausführlich entwickelten Suchwörtern (s. Anhang A – Reizdarmsyndrom) für den Publikationszeitraum bis inklusive August 2017 in Pubmed durchgeführt. Danach erfolgte zunächst ein thematischer Ausschluss anhand von Titel und Abstract, danach der positive Einschluss von Arbeiten zum Thema Reizdarmsyndrom mit kontrollierten Studien, systematischen Reviews, Meta-Analysen, Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien auf Deutsch oder Englisch, publiziert mit einem Beobachtungszeitraum von mindestens vier Wochen, ebenfalls anhand des Abstracts. Von 4918 Treffern wurden 978 Arbeiten auf die einzelnen Arbeitsgruppen verteilt. Jede AG erhielt die zum jeweiligen Thema identifizierte Literatur zusammen mit Leitlinien anderer Fachgesellschaften, ergänzt durch Arbeiten, um die die AG-Teilnehmer wussten, die zuvor nicht erfasst wurden. In den Arbeitsgruppen wurden dann ausführliche Evidenz- und Effektivitätstabellen mit der Literatur der jeweilig höchsten Evidenzlevel erstellt.
In der Arbeitsgruppe „Pädiatrie“ wurden nur die bei der Literatursuche identifizierten systematischen Reviews verwendet. Arbeiten mit einem niedrigeren Evidenzlevel wurden hingegen nicht systematisch ausgewertet. Insgesamt wurden 267 Arbeiten verwendet.
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2.3. Bewertung der Evidenz und Erstellung von Evidenztabellen
Im Unterschied zu den Leitlinien von 2011 wurde in diesen Leitlinien das nun bei allen DGVS Leitlinien verwendete System übernommen, bei dem sich die Stärke der Empfehlung und die dementsprechende Formulierung der Empfehlung aus dem Evidenzlevel ergibt und bei dem Abweichungen nur in begründeten Ausnahmefällen vorgenommen wurden ([Abb. 1]). Der Evidenzgrad wurde nach der Evidenzklassifizierung 1 des Oxford Centre for Evidence-based-Medicine von 2009 festgelegt [5]. Aus allen eingeschlossenen Literaturstellen wurden im nächsten Schritt Daten extrahiert und in Form von Evidenztabellen im Leitlinienportal zusammengefasst. Die im Rahmen der Konsultationsphase eingegangenen Hinweise und Verbesserungsvorschläge führten zu einer Überarbeitung der Darstellung der Wirksamkeiten therapeutischer Interventionen sowie zu einer Überprüfung der Evidenzbewertung speziell von Probiotika. Daher wurde hierfür nach Vorschlag der AWMF eine externe, unabhängige Neubewertung der Evidenz des Kapitels beauftragt (Anhang C). Auf der Basis dieses Evidenzberichtes erfolgte eine Überarbeitung des Kapitels.
Die Evidenztabellen der jeweiligen Leitlinien sind im Anhang B – Motilitätsstörungen und Anhang B – Reizdarmsyndrom dargestellt.
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2.4. Formulierung der Empfehlungen und strukturierte Konsensfindung
Auf Grundlage der Recherche, Auswahl und Bewertung der Evidenz wurden die Empfehlungen und Hintergrundtexte durch die AG-Leiter erarbeitet und zunächst im Email-Umlaufverfahren innerhalb der einzelnen AGs abgestimmt. Die Graduierung der Empfehlungen erfolgte über die Formulierung soll, sollte und kann.
Anschließend wurden alle Empfehlungen in einem Delphi-Verfahren von allen Leitlinienmitarbeitern mithilfe einer 5-stufigen Entscheidungsskala abgestimmt (ja, eher ja, unentschieden, eher nein, nein). Zu Empfehlungen, die nicht mit „ja/eher ja“ abgestimmt wurden, musste ein begründender Kommentar hinterlegt werden. Empfehlungen, die zu über 95 % mit „ja/eher ja“ abgestimmt wurden, konnten bereits zu diesem Zeitpunkt verabschiedet werden.
Die Kommentare und Änderungsvorschläge der Delphi-Runde wurden von den AG-Leitern und den Koordinatoren gesichtet und die Empfehlungen überarbeitet. In einer strukturierten, eintägigen Konsensuskonferenz unter unabhängiger Moderation von Frau Nothacker (AWMF) stellten die AG-Leiter die überarbeiteten Empfehlungen vor. Diese wurden nach den Prinzipien der NIH-Konferenz (National Institutes of Health) besprochen und abgestimmt: Präsentation im Gesamtplenum unter Berücksichtigung der Kommentare und ggf. Erläuterungen durch die AG-Leiter, Aufnahme von Stellungnahmen und ggf. Änderung, Abstimmung sowie Festschreiben des Ergebnisses.
Diskutiert wurden:
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alle Empfehlungen, die in der Delphi-Runde weniger als 95 % Zustimmung erhalten hatten,
-
Empfehlungen, die inhaltlich verändert wurden,
-
Empfehlungen, die bereits in der Delphi-Runde verabschiedet worden waren, aber aufgrund von Dopplungen oder zur Verbesserung der inhaltlichen Stringenz der Leitlinie in den Kommentar verschoben wurden und
-
neue Empfehlungen.
Empfehlungen, die in der Delphi-Runde nicht verabschiedet und in den Kommentarteil verschoben wurden, wurden nicht erneut abgestimmt. Ebenfalls nicht abgestimmt wurden Empfehlungen, die bei gleichbleibender Datenlage unverändert aus der Leitlinie von 2011 übernommen werden konnten. Enthaltungen zu den einzelnen Abstimmungen wurden dokumentiert. Die Konsensusstärke wurde gemäß [Tab. 3] festgelegt. Im Anschluss an die Konsensuskonferenz erfolgte die finale Überarbeitung der Kommentare durch die AG-Leiter und die redaktionelle Zusammenstellung der Leitlinie durch die Koordinatoren.
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2.5. Zeitplan
Termin |
Leitlinienabschnitt |
November/Dezember 2015 |
Konzepterstellung, Zusammenstellung der AG-Leiter und AG-Mitglieder (als Vorschlag), Anfrage an die zu beteiligenden Fachgesellschaften mit Vorschlägen für Mandatsträger |
Mai 2016 |
Kick-off-Meeting mit Koordinationsteam, Mandatsträgern und AG-Leitern zur Finalisierung der LL-Gruppen und der thematischen Abgrenzungen |
bis Januar 2018 |
Finalisierung der LL-Gruppen, Aktualisierung der Fragenkataloge als Basis für die Such-Algorithmen, systematische Literatursuche und Vorauswahl der Literatur |
bis Ende Mai 2018 |
Für interventionelle Statements: Finale Auswahl und Bewertung der Evidenz, Erstellung der Evidenztabellen und Wirksamkeitstabellen nebst Kurzkommentaren |
bis Ende Mai 2018 |
Für Pathophysiologie, Epidemiologie/Definition, Diagnostik: Überarbeitung der bisherigen Statements und Kommentare auf Basis der neuen Evidenz |
Juni 2018 |
Vorschläge für interventionelle Statements durch die Zentrale; Freigabe durch AG-Leiter. |
Juni/Juli 2018 |
Delphi-Runde (Online-Kommentierung und Abstimmung) |
Juli – Mitte September 2018 |
Überarbeitung der Wirksamkeitstabellen und Statements auf Basis der Delphi-Kommentare |
21. September 2018 |
Konsensuskonferenz in Hamburg unter Moderation der AWMF |
Oktober – Dezember 2018 |
Fertigstellung der ausführlichen Kommentare zu den Statements durch die AGs |
Dezember 2018 – Februar 2020 |
Erstellung des Gesamt-Manuskripts mit Literaturliste in Abstimmung mit dem LL-Organisationsteam und den Co-Autoren |
März bis Mai 2020 |
Durchsicht und Freigabe der beteiligten Fachgesellschaften und deren Vertreter, Veröffentlichung der Konsultationsfassung |
Juni bis November 2020 |
Überarbeitung, Erstellung des externen Evidenzreports |
April 2021 |
Durchsicht und Freigabe der beteiligten Fachgesellschaften und deren Vertreter |
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3. Externe Begutachtung und Verabschiedung
Verabschiedung durch die Vorstände der herausgebenden Fachgesellschaften/Organisationen
Die Leitlinie wurde von allen beteiligten Fachgesellschaften begutachtet und konsentiert.
Durch die AWMF erfolgte eine externe formale Beurteilung.
Darüber hinaus standen die Leitlinien als Konsultationsfassungen zur Kommentierung auf der DGVS- und AWMF-Website zur Verfügung. Über den DGVS Newsletter wurde um Kommentierung gebeten. Die eingegangenen Anmerkungen bzw. Änderungsvorschläge betrafen mehrere thematische Aspekte (insbesondere Epidemiologie, Pathophysiologie, Differenzialdiagnostik, Ernährung, Probiotikatherapie, interventionelle Therapieansätze). Sie wurden ausnahmslos geprüft und konnten zum Teil mit in die Endfassung aufgenommen werden. Einzelne besonders umfangreiche Vorschläge werden für die nächste Aktualisierung vorgemerkt. Nach der Überarbeitung wurde die Leitlinie erneut durch die beteiligten Fachgesellschaften freigegeben. Alle Änderungsvorschläge sind im Supplement dargestellt.
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Redaktionelle Unabhängigkeit und Finanzierung der Leitlinie
Die Aktualisierung der Leitlinie erfolgte in redaktioneller Unabhängigkeit von der finanzierenden Organisation, der DGVS. Die Mittel der DGVS wurden für das CGS-Leitlinienportal zur Durchführung der Delphi-Runde, die Erfassung der Interessenkonflikte, Literatursammlung und -bewertung sowie für die Konsensuskonferenzen eingesetzt.
Eine finanzielle Beteiligung Dritter erfolgte nicht. Mandatsträger und Experten arbeiteten ausschließlich ehrenamtlich.
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Darlegung von und Umgang mit Interessenkonflikten
Im Einklang mit dem AWMF-Regelwerk zum Umgang mit Interessenkonflikten haben alle Teilnehmer ihre Interessenkonflikt-Erklärung auf dem entsprechenden AWMF-Formular vor Beginn der Konsensuskonferenz (Formblatt 2010) und erneut im März 2021 (Formblatt 2018) abgegeben (Anhang D). Die Interessenkonflikte wurden von den Koordinatoren der Leitlinie sowie von Frau Nothacker und Frau Lynen gesichtet und nach den Kategorien „geringfügig“, „moderat“ und „hoch“ bewertet. Hohe Interessenkonflikte mit Bezug zur Leitlinie bestanden bei keinem der Teilnehmer. Als moderat wurden folgende Interessenkonflikte eingestuft:
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Berater- bzw. Gutachtertätigkeit oder bezahlte Mitarbeit in einem wissenschaftlichen Beirat eines Unternehmens der Gesundheitswirtschaft (z. B. Arzneimittelindustrie, Medizinprodukte-Industrie), eines kommerziell orientierten Auftragsinstituts oder einer Versicherung,
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finanzielle Zuwendungen (Drittmittel) für Forschungsvorhaben oder direkte Finanzierung von Mitarbeitern der Einrichtung vonseiten eines Unternehmens der Gesundheitswirtschaft, eines kommerziell orientierten Auftragsinstituts oder einer Versicherung,
-
Eigentümerinteresse an Arzneimitteln/Medizinprodukten (z. B. Patent, Urheberrecht, Verkaufslizenz),
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Besitz von Geschäftsanteilen, Aktien, Fonds mit Beteiligung von Unternehmen der Gesundheitswirtschaft.
Teilnehmer der Konsensuskonferenz waren Hans-Dieter Allescher, Viola Andresen, Tilo Andus, Stephan C. Bischoff, Stephan Buderus, Martin Claßen, Sigrid Elsenbruch, Matthias Engel, Thomas Frieling, Maximilian Gebhard, Felix Gundling, Sebastian Haag, Winfried Häuser, Ulf Helwig, Stephan Hollerbach, Gerald Holtmann, Michael Karaus, Martin Katschinski, Jutta Keller, Heiner Krammer, Martin Kreis, Wolfgang Kruis, Jost Langhorst, Peter Layer, Petra Lynen Jansen, Ahmed Madisch, Harald Matthes, Stephan Miehlke, Hubert Mönnikes, Stefan A. Müller-Lissner, Beate Niesler, Monika Nothacker, Daniel Pohl, Carsten Posovszky, Jan Preiß, Martin Raithel, Rainer Schäfert, Stefan Schmiedel, Oliver Schwandner, Juliane Schwille-Kiuntke, Jonas Tesarz, Antje Timmer, Ivo van der Voort, Winfried Voderholzer, Jürgen von Schönfeld, Thilo Wedel und Erik Wohlfarth.
Im Einzelnen wiesen folgende Personen moderate Konflikte auf (s. [Abb. 2]).
Die Leitliniengruppe entschied einstimmig, dass die von dieser Einschätzung betroffenen Personen sich bei Abstimmungen über ausgewählte Empfehlungen, die von diesen Interessenkonflikten direkt berührt werden könnten, enthalten. Zusätzlich wurden Doppelabstimmungen durchgeführt, die nicht zu einer Veränderung des Ergebnisses führten.
Die Beeinflussung durch Interessenkonflikte wurde auch durch die formale Konsensbildung mit externer, unabhängiger Moderation, die interdisziplinäre Erstellung der Leitlinie und die öffentliche Begutachtung begrenzt mit dem Ziel der Reduktion von Verzerrungen und zum Schutz vor unangemessener Einflussnahme.
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4. Verbreitung und Implementierung
Konzept zur Verbreitung und Implementierung
Die Leitlinie wird in der Zeitschrift für Gastroenterologie, im AWMF-Leitlinienportal (www.awmf.de) und auf der Homepage der DGVS (www.dgvs.de) veröffentlicht. Auch eine weitere digitale Verbreitung über Wissensdatenbanken wird angestrebt.
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Gültigkeitsdauer und Aktualisierungsverfahren
Die letzte Überarbeitung dieser Leitlinienaktualisierung erfolgte im März 2021. Die Gültigkeit wird auf 5 Jahre geschätzt (2026). Die Überarbeitung wird durch den Leitlinienbeauftragten der DGVS initiiert werden. Sollte es zwischenzeitlich wichtige Neuerungen in der Diagnostik und Therapie des Reizdarmsyndroms und der intestinalen Motilitätsstörungen geben, die eine kurzfristige Aktualisierung notwendig erscheinen lassen, entscheiden die Leitlinienkoordinatoren gemeinsam mit einer Aktualisierungsgruppe über die Notwendigkeit und die evtl. Inhalte einer Aktualisierung. Diese sollen dann online im Leitlinienportal der AWMF und auf der Homepage der DGVS veröffentlicht werden. Als Ansprechpartner steht Ihnen Frau Lorenz (leitlinien@dgvs.de) von der DGVS Geschäftsstelle zur Verfügung.
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1. Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) – Juni 2021 – AWMF-Registriernummer: 021/016
Z Gastroenterol 2021; 59: 1323–1415
2. Leitlinienreport zu den aktualisierten S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM)
Z Gastroenterol 2021; 59: e325–e333
In einer Abbildung, die in beiden Veröffentlichungen verwendet wird, findet sich ein Fehler.
Ad 1) Abb. E-1 Schema der Empfehlungsgraduierung.
Ad 2) Abb. 1 Schema der Empfehlungsgraduierung.
Statt „Ethnische Verpflichtung“ muss es „Ethische Verpflichtung“ heißen.
Abbildung 1 (E-1): Schema der Empfehlungsgraduierung
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Interessenkonflikt
Die Interessenerklärungen sind im Anhang dargestellt.
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Literatur
- 1 Layer P, Andresen V, Pehl C. et al. [Irritable bowel syndrome: German consensus guidelines on definition, pathophysiology and management]. Z Gastroenterol 2011; 49: 237-293
- 2 Keller J, Wedel T, Seidl H. et al. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) zu Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie intestinaler Motilitätsstörungen. Z Gastroenterol 2011; 49: 374-390
- 3 Lynen P, Siegmund B, Nothacker M. et al. Das Leitlinienprogramm. Z Gastroenterol 2017; 55: 39-49
- 4 Layer P, Andresen V. 5.2. Reizdarmsyndrom und chronische Obstipation – Medizinische Übersicht in Weissbuch 2020/21. Berlin: Lammert F., Lynen Jansen P., Lerch M., 2019
- 5 Phillips BDM, Ball C, Sackett D. et al. Oxford Centre for Evidencebased Medicine – Levels of Evidence CEBM 2009. 2009
Korrespondenzadresse
Publication History
Received: 09 July 2021
Accepted: 14 September 2021
Article published online:
10 December 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Layer P, Andresen V, Pehl C. et al. [Irritable bowel syndrome: German consensus guidelines on definition, pathophysiology and management]. Z Gastroenterol 2011; 49: 237-293
- 2 Keller J, Wedel T, Seidl H. et al. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) zu Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie intestinaler Motilitätsstörungen. Z Gastroenterol 2011; 49: 374-390
- 3 Lynen P, Siegmund B, Nothacker M. et al. Das Leitlinienprogramm. Z Gastroenterol 2017; 55: 39-49
- 4 Layer P, Andresen V. 5.2. Reizdarmsyndrom und chronische Obstipation – Medizinische Übersicht in Weissbuch 2020/21. Berlin: Lammert F., Lynen Jansen P., Lerch M., 2019
- 5 Phillips BDM, Ball C, Sackett D. et al. Oxford Centre for Evidencebased Medicine – Levels of Evidence CEBM 2009. 2009