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DOI: 10.1055/a-1654-3699
Wie wirksam schützen Impfstoffe vor schweren COVID-19-Verläufen?
Zwar erwiesen sich die derzeit in den USA zugelassenen Impfstoffe in placebokontrollierten Phase-3-Studien und in anschließenden Beobachtungsstudien als hochwirksam bei der Prävention von COVID-19-Erkrankungen, doch ist wenig darüber bekannt, wie gut diese Impfstoffe vor schwereren Krankheitsverläufen schützen.
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Wissenschaftler untersuchten daher nun die Wirksamkeit der in den USA zugelassenen Impfstoffe – BNT162b2 (Pfizer-BioNTech), mRNA-1273 (Moderna) und Ad26.COV2.S (Johnson & Johnson-Janssen) – in Bezug auf einen Krankenhausaufenthalt (von mehr als 24 h), die Aufnahme auf eine Intensivstation sowie eine ambulante Behandlung in einer Notaufnahme. Dafür richteten die Centers for Disease Control and Prevention in Zusammenarbeit mit 7 Forschungszentren das VISION-Netzwerk ein. Teilnahmeberechtigt waren Erwachsene (≥ 50 Jahre) mit COVID-19-ähnlicher Erkrankung, die sich einem molekularen Test auf das SARS-CoV-2-Virus unterzogen. Als „COVID-19-ähnliche“-Erkrankungen galten die klinische Diagnose einer akuten Atemwegserkrankung (z. B. COVID-19, Lungenentzündung) sowie Symptome, die in früheren Studien mit COVID-19 assoziiert wurden. Insgesamt analysierten die Forschenden 41 552 Einweisungen in 187 Krankenhäuser und 21 522 Besuche in 221 Notaufnahmen von Patienten mit COVID-19-ähnlichen Erkrankungen zwischen dem 1. Januar und 22. Juni 2021.
Um die Wirksamkeit des Impfstoffs zu schätzen, verwendeten die Wissenschaftler ein testnegatives Design, d. h. sie verglichen die Wahrscheinlichkeit eines positiven Tests auf eine SARS-CoV-2-Infektion bei geimpften Patienten mit derjenigen von Ungeimpften.
Ergebnisse
Von den 41 552 Krankenhauseinweisungen waren 49 % ungeimpft und 51 % geimpft; bei den 21 522 Patienten, die in die Notaufnahme kamen, waren 55 % ungeimpft und 45 % geimpft. Bei den Geimpften hatten 53,4 % der Patienten, die in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, und 53,7 % der Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchten, BNT162b2 erhalten, 43,3 % bzw. 41,6 % mRNA-1273 und 3,3 % bzw. 4,7 % Ad26.COV2.S.
Das Durchschnittsalter betrug 74 Jahre (IQR 66–82) bei den Patienten, die ins Krankenhaus eingewiesen wurden, und 70 Jahre (IQR 61–78) bei denen, die eine Notaufnahme aufsuchten.
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Insgesamt wiesen 4321 (10 %) von den 41 522 ins Krankenhaus eingelieferten Patienten eine im Labor bestätigte SARS-CoV-2-Infektion auf.
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Bei denjenigen Patienten, die eine Notaufnahme besuchten, konnte bei 3251 (15 %) eine Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen werden.
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Die Wirksamkeit einer vollständigen mRNA-Impfung mit 2 Dosen betrug 89 % (95 %-KI 87–91) gegen eine im Labor bestätigte SARS-CoV-2-Infektion, die zu einem Krankenhausaufenthalt führte, 90 % (95 %-KI 86–93) gegen eine Infektion, die eine Einweisung auf die Intensivstation erforderte, und 91 % (95 %-KI 89–93) gegen eine Infektion, die zu einem Besuch in der Notaufnahme führte.
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Die Wirksamkeit einer vollständigen Impfung in Bezug auf eine COVID-19-assoziierte Krankenhauseinweisung oder einen Besuch in der Notaufnahme war bei den Impfstoffen BNT162b2 und mRNA-1273 ähnlich und betrug 83 % (95 %-KI 77–87) bei Patienten, die mindestens 85 Jahre alt waren, 90 % (95 %-KI 88–92) bei Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen und 88 % (95 %-KI 86–90) bei Patienten mit chronischen nicht-respiratorischen Erkrankungen.
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Die Wirksamkeit von Ad26.COV2.S lag bei 68 % (95 %-KI 50–79) gegen eine im Labor bestätigte SARS-CoV-2-Infektion, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machte, und bei 73 % (95 %-KI 59–82) gegen eine Infektion, die zu einem Besuch in der Notaufnahme führte.
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Bei Patienten, die nur eine Dosis des mRNA-basierten Impfstoff erhielten, lag die Wirksamkeit bei 54 % (95 %-KI 47–61) gegen eine SARS-CoV-2-Infektion, die zu einer Krankenhauseinweisung führte.
Die Analyse von mehr als 63 000 Krankenhauseinweisungen bzw. Besuchen in der Notaufnahme zeigte, dass die 3 zugelassenen Impfstoffe – sofern sie vollständig verbreicht wurden – hochwirksam gegen schwere SARS-CoV-2-Infektionen (d. h. diejenigen, die einen Krankenhausaufenthalt oder einen Besuch in der Notaufnahme erforderten) waren. Diese hohe Wirksamkeit zeige sich auch bei denjenigen, die aufgrund ihres hohen Alters oder ihrer Vorerkrankung besonders gefährdet seien, so die Autoren.
Leandra Metzger, Stuttgart
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Publication History
Article published online:
07 December 2021
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