Aktuelle Rheumatologie 2022; 47(02): 94
DOI: 10.1055/a-1693-6378
Für Sie notiert

Knorpelschäden im Kniegelenk: Behandlungsergebnisse nach Meniskusoperation

Macri EM. et al.
Importance of patellofemoral and tibiofemoral cartilage lesions on trajectory of self-reported outcomes in patients at high risk of knee OA: 4-6 years follow-up of patients undergoing meniscal surgery.

Osteoarthritis Cartilage 2021;
29: 1291-1295
DOI: 10.1016/j.joca.2021.06.002.
 

Bei einem Teil der Personen, die sich aufgrund eines Meniskusschadens einem arthroskopischen Eingriff unterziehen müssen, werden tibiofemorale und/oder femoropatellare Knorpelläsionen diagnostiziert. Inwiefern haben solche Schäden Einfluss auf das patientenberichtete Ergebnis innerhalb der folgenden Jahre? Dieser Frage ging ein internationales Forscherteam nach.


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Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten Daten der dänischen KACS (Knee Arthroscopy Cohort Southern Denmark)-Kohorte aus. An dieser prospektiven Untersuchung hatten 641 Personen teilgenommen, welche sich einer arthroskopischen Meniskusoperation unterziehen mussten. Keiner der Studienteilnehmenden hatte im Vorfeld einen Kreuzbandeingriff erhalten und in keinem Fall war ein solcher Eingriff geplant gewesen. Im Rahmen der Meniskusoperation waren Knorpelschäden in den verschiedenen Gelenkkompartimenten (medial bzw. lateral tibiofemoral, femoropatellar, kombiniert) dokumentiert worden. Vor dem Eingriff, 3 und 12 Monate nach der Operation sowie nach 4 bis 6 Jahren beantworteten die Patientinnen und Patienten den Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS). Dieses Instrument bildet Schmerzen, Beschwerden, Alltagsaktivitäten, die Funktion in Sport und Freizeit sowie die Lebensqualität ab. Niedrigere Punktwerte entsprechen schlechteren Ergebnissen. Zusätzlich machten die Befragten Angaben zu ihrer Zufriedenheit mit der Gelenkfunktion. Den primären Studienendpunkt bildete der KOOS4, das heißt der Gesamtmittelwert aus 4 KOOS-Subdomänen (alle außer der Domäne „Alltagsaktivitäten“). Die Forscherinnen und Forscher prüften dabei, wie sich der KOOS4-Score im Zeitverlauf veränderte und welche Rolle diesbezüglich das Muster von Knorpelschäden spielte.

Ergebnisse

Von 630 Patientinnen und Patienten (44% Frauen, Durchschnittsalter 49 Jahre, Bodymassindex 27,3 kg/m2) lagen vollständige Informationen zum Knorpelstatus des Kniegelenks vor. 349 Personen (55%) wiesen zum Operationszeitpunkt Knorpelschäden auf: 207 (32,8%) kombinierte femoropatellare und tibiofemorale, 119 (18,8%) isolierte tibiofemorale und 23 (3,6%) isolierte femoropatellare Läsionen. Die präoperativ erhobenenKOOS4-Scores der Personen mit Knorpelschäden waren im Vergleich zu den Scores der Personen mit intakter Knorpeloberfläche etwas geringer. Statistische Signifikanz bestand hier allerdings nur im Kollektiv der Personen mit Mehrkompartimentbefall. Im Zeitverlauf beobachteten die Forscherinnen und Forscher in allen Gruppen ähnliche Veränderungen der KOOS4-Scores, wobei die Patientinnen und Patienten ohne Knorpelläsionen zu jedem Erhebungszeitpunkt etwas höhere Punktwerte aufwiesen. Zum letzten Nachbeobachtungstermin wiesen jedoch alle Personen mit Knorpelschäden – unabhängig vom Verteilungsmuster – signifikant schlechtere adjustierte durchschnittliche KOOS4-Scores auf als die Personen mit intaktem Gelenkknorpel. Den Berechnungen der Arbeitsgruppe zu Folge hatten die Personen ohne Knorpelschäden eine Wahrscheinlichkeit von 75% für eine Behandlungszufriedenheit. In den Gruppen der Personen mit Knorpelschäden war diese Wahrscheinlichkeit geringer, statistische Signifikanz bestand hier jedoch nicht.

Fazit

Weder der Nachweis von Knorpelschäden im Rahmen eines arthroskopischen Meniskuseingriffs noch das Verteilungsmuster der Läsionen in den verschiedenen Kniegelenkkompartimenten, so das Forscherteam, beeinflusst die Veränderung der patientenberichteten Ergebnisse im Verlauf der folgenden Jahre. Patientinnen und Patienten mit Knorpelschäden haben allerdings nach 4 bis 6 Jahren – unabhängig von der Lokalisation der Schäden – tendenziell schlechtere subjektive Behandlungsergebnisse.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. April 2022

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