Olofsson T.
et al.
Pain Over Two Years After Start
of Biologic Versus Conventional Combination
Treatment in Early Rheumatoid Arthritis: Results
From a Swedish Randomized Controlled Trial.
Arthritis Care Res (Hoboken) 2021; 73:
1312–1321. doi:10.1002/acr.24264
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten die zwischen 2002 und 2005 an
15 schwedischen Zentren durchgeführte SWEFOT-Studie aus. Bei den
Teilnehmenden handelte es sich um 258 Patientinnen und Patienten, welche seit
kürzer als einem Jahr an einer RA-Symptomatik litten und auf eine
dreimonatige Methotrexatbehandlung nur unzureichend angesprochen hatten (Disease
Activity Score in 28 Gelenken/DAS28>3,2). Gemäß
Randomisierung erhielten 128 Personen zusätzlich zu Methotrexat Infliximab,
die übrigen 130 dagegen Metrhotrexat plus Sulfasalazin und
Hydroxychloroquin. Die Schmerzbelastung stellte einen sekundären
Studienendpunkt dar: Die Forscherinnen und Forscher berechneten hierbei die AUC
(Area Under the Curve) der mittels visueller Analogskala (VAS) objektivierten
Schmerzen zwischen der Randomisierung und dem Nachbeobachtungszeitpunkt 21 Monate
später. Weitere Endpunkte bildeten „inakzeptable Schmerzen“
(Schmerzbelastung>40 mm auf einer VAS mit einer Skala von 0 bis 100)
sowie „inakzeptable Schmerzen trotz Inflammationskontrolle“
(refraktäre Schmerzen; VAS>40 mm plus C-reaktive
Protein<10 mg/l).
Ergebnisse
90 Personen der Infliximab- und 74 der Sulfasalazin/Hydroxychloroquin-Gruppe
absolvierten das Studienprotokoll bis zum Nachbeobachtungszeitpunkt nach 21 Monaten.
Zu Studienbeginn hatten die Patientinnen und Patienten beider Gruppen eine hohe
Krankheitsaktivität (DAS28 nahezu 6,0) sowie eine hohe Schmerzbelastung
(durchschnittlicher VAS-Score nahezu 60 mm). Zum Randomisierungszeitpunkt
litten 50% der Studienteilnehmenden an inakzeptablen Schmerzen
(durchschnittlicher VAS-Score 43 mm). Nach 21 Monaten war dieser Anteil auf
29% gesunken (durchschnittlicher VAS-Score 31 mm). Zu diesem
Zeitpunkt betrug der Anteil der refraktären Schmerzen an der Gesamtheit der
inakzeptablen Schmerzen 82%. Der Vergleich der Therapiearme in der
Intention-to-Treat-Analyse ergab: Die AUC der mittels VAS objektivierten Schmerzen
zwischen der Randomisierung und dem Nachbeobachtungszeitpunkt 21 Monate
später war in der Infliximab-Gruppe signifikant geringer als in der
Sulfasalazin/Hydroxychloroquin-Gruppe, wobei der Zeitraum zwischen 9 und 21
Monaten die deutlichsten Auswirkungen auf diese Differenz hatte. Nach 21 Monaten
klagten 32% der mit Infliximab aber 45% der mit
Sulfasalazin/Hydroxychloroquin behandelten Personen über
inakzeptable Schmerzen (adjustiertes relatives Risiko 0,68; 95% KI
0,51–0,90). Auch im Hinblick auf die inflammationsbedingten Schmerzen
(Schmerzen bei fehlender Entzündungskontrolle) nach 21 Monaten waren die mit
Infliximab behandelten Personen signifikant im Vorteil (adjustiertes relatives
Risiko 0,48; 95% KI 0,24–0,93). Bezüglich des Endpunkts
„inakzeptable Schmerzen trotz Entzündungskontrolle“
unterschieden sich die beiden Studienarme hingegen nicht wesentlich.
Beinahe ein Drittel der Personen mit einer auf Methotrexat refraktären,
frühen RA leidet 21 Monate nach Einleitung einer aktiven
Kombinationstherapie immer noch unter inakzeptablen Schmerzen, so das
Forscherteam. Zwar lindere Infliximab die Schmerzbelastung offenbar besser als
Sulfasalazin/Hydroxychloroquin, insgesamt seien die Effekte im Hinblick
auf nicht entzündlich bedingte Schmerzen gegenwärtig
unbefriedigend. Alternative Therapiestrategien seien hier dringend
notwendig.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell